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Auf dem Wasen in Stuttgart wird wieder gefeiert

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Nach drei Jahren Corona-Pause findet das Cannstatter Volksfest in Stuttgart wieder statt. Obwohl das festliche Treiben wie immer ist, stehen die Festwirte vor großen Herausforderungen. Und: Der Preis für die Maß Bier ist auf Rekordniveau.

von Michael Schwarz
Festzelte, wilde Fahrgeschäfte und jede Menge Leckereien warten auf die Besucher des Cannstatter Volksfestes. Die Veranstaltung hat vor der Corona-Pause jährlich immer mehr als drei Millionen Menschen angelockt.
Festzelte, wilde Fahrgeschäfte und jede Menge Leckereien warten auf die Besucher des Cannstatter Volksfestes. Die Veranstaltung hat vor der Corona-Pause jährlich immer mehr als drei Millionen Menschen angelockt.  Foto: Schwarz, Michael

Es wirkt gerade so, also wären sie nie weg gewesen. Beim Gang über den Cannstatter Wasen - genauer gesagt zwischen den Ständen und Zelten von Schaustellern sowie Festwirten - ist alles wie früher. Trubel, laute Musik, Geschrei von den Fahrgeschäften, der Geruch von Frittiertem und Süßem. Dabei gerät fast schon in Vergessenheit, dass es heute nicht wie geplant die 177., sondern die 175. Auflage des Cannstatter Volksfestes ist. Die Corona-Pandemie hat die vergangenen drei Jahre - die letzten Ausgabe fand im Herbst 2019 statt - den Veranstaltern des bundesweit nach dem Oktoberfest zweitgrößten Volksfestes einen Strich durch die Rechnung gezogen.

Probleme bei Vorbereitungen

Doch die Zeit der Wartens ist vorbei. Das gilt gerade für die Festwirte. Deren Sprecher Werner Klauss ist im Gespräch die Erleichterung regelrecht anzumerken. Die Zeiten haben sich verändert - auch auf dem Wasen in Stuttgart-Bad Cannstatt. "Das war im Vorfeld sehr anstrengend", sagt Klauss. Dies sei schon beim wochenlangen Aufbau der Zelte deutlich geworden. "Viele Zeltbauer von früher sind nicht mehr dabei", sagt er. Zudem habe es auch bei speziellen Holzarten große Lieferprobleme gegeben, ebenfalls eine der Auswirkungen der Krise. Für die Zelte wird schließlich überall Holz benötigt, von den Bänken über Böden bis hin zu Schnitzereien an den Decken und Wänden.

Königsalm erstmals dabei

Tradition: Pferde ziehen einen Wagen mit den Bierfässern der Stuttgarter Brauereien.
Tradition: Pferde ziehen einen Wagen mit den Bierfässern der Stuttgarter Brauereien.  Foto: Schwarz, Michael

Optisch besonders viel gespielt mit Holz wird in der Königsalm. Das Festzelt ist in diesem Jahr erstmals dabei. Zahlreiche Skulpturen, teilweise überdimensioniert, sind in der Alm von Festwirtin Nina Renoldi zu finden. Das Interieur unterscheidet sich jedenfalls deutlich von den anderen sieben Festzeltbetreibern, darunter natürlich alteingesessene Zelte wie Göckelesmaier, Grandls Hofbräu Zelt oder auch der Wasenwirt.

Wirte klagen über Personalprobleme

Zu den Klassikern auf dem Wasen gehört auch das Zelt von Sprecher Klauss. Für ihn und seine Kollegen war es nicht einfach, Personal zu bekommen - eine Folge des Arbeitskräftemangels. Bei Klauss sind rund 280 Mitarbeiter beschäftigt, unter anderem im Servicebereich und in der Küche. Dazu kommen die hohen Preise für Energie. Ein Teil der Zelte nutzt auch Erdgas. Die finanziellen Herausforderungen sind groß, dabei komme man gerade aus den harten Corona-Jahren, so Klauss. "Ohne die staatliche Unterstützung wäre es nicht weiter gegangen", blickt er zurück.

Neue Attraktionen

Stabiler Magen als Voraussetzung: In Fahrgeschäften wie "Breakdance" können sich Besucher durchschütteln lassen.
Stabiler Magen als Voraussetzung: In Fahrgeschäften wie "Breakdance" können sich Besucher durchschütteln lassen.  Foto: Schwarz, Michael

Auf dem Wasen schauen die rund 250 Schausteller, Festwirte und Markthändler aber vor allem nach vorne. Und dabei sollen weitere Neuigkeiten die Besucher anlocken. So können diese sich erstmals beim Fahrgeschäft "Aeronaut" per Kettenflieger das Festtreiben aus 70 Metern in der Höhe anschauen. Wer den Nervenkitzel liebt, kommt beim neuen Freifallturm "Fortress Tower" auf seine Kosten. Von 80 Metern geht es dann abwärts. Generell gibt es wieder sehr viele Fahrgeschäfte, bei denen es auf einen stabilen Magen ankommt. Dazu gehören neue Angebote wie das Geschäft "Devil Rock" - oder Klassiker wie "Breakdance".

Noch ein Blick auf den Bierpreis. Die Maß kostet in den Zelten bis zu 13,20 Euro. Zum Vergleich: 2019 lag der Höchstpreis für den Liter Bier noch bei 11,20 Euro. Wie in anderen Lebensbereichen steigen auch hier die Preise. Dass diese unter dem Level des Oktoberfestes in München liegen, dürfte für die Wasen-Besucher nur ein schwacher Trost sein.

Debatte über mehr Corona-Infektionen

Und was ist mit Corona? In München gab es Spekulationen, ob der Sprung über die 500er-Inzidenz mit dem festlichen Treiben zu tun hat. In Stuttgart ist in den ersten fünf Tagen der Wert von 211 auf 241 angestiegen. Genauere Erkenntnisse über die Folgen des engen Feierns in den Festzelten dürfte es aber erst in einigen Tagen geben.


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Wissenswertes rund um das Fest

Weil neben dem Volksfest das Landwirtschaftliche Hauptfest stattfindet, stehen auf dem Cannstatter Wasen keine Parkplätze zur Verfügung. Daher wird allen Besuchern empfohlen, auf die U-Bahnen sowie die Sonderlinien oder die S-Bahnen umzusteigen - beziehungsweise die Park-and-Ride-Möglichkeiten in der Umgebung zu nutzen.

Das Cannstatter Volksfest hat von Montag bis Donnerstag von 12 bis 23 Uhr geöffnet, am Freitag bis 24 Uhr. Samstags ist von 11 bis 24 Uhr offen, sonntags von 11 bis 23 Uhr. Hinzu kommen noch Sonderöffnungszeiten. So hat das Fest am Tag der Deutschen Einheit bereits ab 11 Uhr offen. Interessant ist auch: Auf dem Wasen arbeiten täglich mehr als 2500 Personen. Das Festareal erstreckt sich über eine Größe von 35 Hektar. Das Fest endet am 9. Oktober.

 
 
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