Innenminister Strobl mit Sorgen
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Fast drei Getötete pro Woche: Polizei veröffentlicht Kriminalstatistik für 2024

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Die Kriminalität in Baden-Württemberg geht insgesamt zurück. Doch die Gewalttaten nehmen zu, darunter Straftaten gegen das Leben sowie die Messer-Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen. 

Von red/dpa

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Einmal im Jahr stellt Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Kriminalstatistik vor – am Mittwoch war es wieder so weit. Der Innenminister blickt auf die Delikte im vergangenen Jahr: Die Zahl der Straftaten in Baden-Württemberg ist zuletzt insgesamt leicht gesunken, doch in bestimmten Bereichen gibt es Anstiege – die dem Innenminister Sorge bereiten. Betroffen sind vor allem Straftaten in Kriminalitätsbereichen, welche für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ausschlaggebend sind. 

Kriminalstatistik in Baden-Württemberg für 2024 veröffentlicht – das steckt hinter den Zahlen

Insgesamt 587.330 Straftaten registrierte die Polizei im vergangenen Jahr – ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent, wie Strobl in Stuttgart verkündete. Die Aufklärungsquote lag mit 62,6 Prozent ebenfalls leicht unter dem Vorjahr. 

Die Straftaten im öffentlichen Raum seien rückläufig. Allerdings nahmen die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 13,8 Prozent zu. Die Gewaltkriminalität stieg im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent, die Straßenkriminalität um 4,1 Prozent.

Die Gesamtzahl an Straftaten ging allerdings auch deshalb zurück, weil es weniger Diebstahlsdelikte gab – die machen fast jede dritte Straftat in der Statistik aus. Die gute Gesamtentwicklung hat laut Strobl auch mit der Legalisierung von Cannabis zu tun. Demnach ging die Rauschgiftkriminalität allein um 41,5 Prozent zurück.

Fast drei Getötete pro Woche in Baden-Württemberg – 21 Menschen in 2024 ermordet

Sogenannte Straftaten gegen das Leben erfassen nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch fahrlässige Tötungen, Tötungen auf Verlangen und illegale Schwangerschaftsabbrüche. Sie machen nur 0,1 Prozent der Gesamtstraftaten aus, sorgen aber für große öffentliche Aufmerksamkeit. Ihre Gesamtzahl stieg um 10,9 Prozent auf 456 Fälle – ein Fünf-Jahres-Hoch.

149 Menschen wurden im vergangenen Jahr laut Innenministerium getötet, das waren drei weniger als im Vorjahr, 21 davon ermordet. 

Messer-Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen nimmt in Baden-Württemberg zu

Die Messer-Kriminalität unter Kindern und Heranwachsenden nahm zuletzt spürbar zu. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder im Alter von bis zu 13 Jahren im Zusammenhang mit Messerangriffen im öffentlichen Raum stieg im vergangenen Jahr um 20,8 Prozent. Die Zahl der registrierten Heranwachsenden von 18 bis 20 Jahren stieg um 19,8 Prozent auf 302 Tatverdächtige. 

Gewalt gegen Polizei in Baden-Württemberg 2024 auf Höchststand

Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm weiter zu – die Fälle stiegen im vergangenen Jahr 2024 um 7,2 Prozent auf einen Höchstwert von 6362. Etwa bei einem Messerangriff in Mannheim wird der Polizist Rouven Laur getötet.

„Gewalt gegen Einsatzkräfte dürfen wir nicht akzeptieren. Damit finde ich mich nicht ab“, sagte Strobl. „Das ist ein absolutes No-Go.“ Aber: Seit dem Jahr 2024 fließt auch die Beleidigung auf sexueller Grundlage gegen Polizisten in die Statistik ein, was den Anstieg laut Ministerium erklärt. 

Auch sonstige Beschäftigte im öffentlichen Dienst mussten mehr Angriffe erdulden. Die Zahl der Straftaten stieg in dem Bereich um 15,7 Prozent auf 1245 Straftaten. Meist ging es dabei um Bedrohung, Körperverletzung, Widerstandsdelikte und Beleidigungen. Die gute Nachricht: Gewalttaten gegen Rettungskräfte und Feuerwehrleute gingen 2024 im Vergleich zum Höchstwert des Vorjahres um 5,9 Prozent auf 222 Fälle zurück.

Neuer Höchststand: Politisch motivierte Kriminalität nimmt extrem zu 

Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang im Jahr 2023 stiegen die Fallzahlen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 34,4 Prozent auf 6526 Fälle an – ein neuer Höchststand im Zehnjahresvergleich.

Der größte Zuwachs ist auf die Europa- und Kommunalwahlen zurückzuführen – dabei ging es vor allem um Sachbeschädigungen und Diebstahl, insbesondere das Entfernen und die Beschädigung von Wahlplakaten. Auch in der Region Heilbronn hat es einige Vorfälle mit Wahlplakaten gegeben.

Zudem wirkte sich die Eskalation des Nahostkonflikts auf das Land aus. Islamismus und Extremismus blieben eine anhaltend hohe Herausforderung, sagte Strobl. Positiv: Die Zahl der Gewaltdelikte sank von 252 auf 211 Fälle.

Wer wird straffällig? Großteil der Tatverdächtigen ist männlich

Die Zahl der Tatverdächtigen im Land ging um 3,3 Prozent zurück auf 255.829 Menschen. Ein Großteil davon ist männlich. Knapp 49 Prozent davon sind nicht deutsch. Die Zahl der durch Asylbewerberinnen und Asylbewerber sowie Flüchtlinge begangenen Straftaten ist mit 75.533 Fällen um 3,9 Prozent leicht rückläufig. Auch der Anteil von Asylbewerbern und Flüchtlingen unter den Tatverdächtigen sank um 5,5 Prozent.

Kriminalitätsbelastung hängt vom Wohnort ab – wo in Baden-Württemberg am meisten passiert

Die Kriminalitätsbelastung im Flächenland Baden-Württemberg hängt stark von der Region ab, in der man lebt. So kommt man, wenn man ausländerrechtliche Verstöße hinaus rechnet, in Freiburg auf 9853 Straftaten pro 100.000 Einwohner, in Mannheim sind es 9685, in Stuttgart 8165.

Im ländlichen Alb-Donau-Kreis liegt die Belastung hingegen nur bei 2936 Straftaten auf 100.000 Einwohner. Der Landesschnitt: 4882 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Mit ausländerrechtlichen Verstößen liegt die Quote für das ganze Land bei 5180 Straftaten pro 100.000 Einwohner.

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