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Sprachbarrieren in Praxen
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Patienten sprechen kein Deutsch? Kirchheimer Kinderärzte behandeln nur mit Dolmetscher

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Zwei Kinderärzte aus Kirchheim/Teck behandeln nur noch, wer Deutsch spricht, oder wenn ein Dolmetscher anwesend ist. Was Heilbronner Ärzte von dieser Maßnahme halten.


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Die beiden Kinderärzte Ulrich Kuhn und Stefan Gaißer aus Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) behandeln nur noch, wer Deutsch spricht, oder wenn ein Dolmetscher anwesend ist. Das teilen sie über ein Schild mit, das sie vor rund zwei Monaten an ihrer Praxis angebracht haben. 

Auf dem Plakat der beiden Kinderärzte steht: „Wir sprechen hier in der Praxis ausschließlich Deutsch! Sollte eine Kommunikation aufgrund fehlender deutscher Sprachkenntnisse nicht möglich sein und auch kein Dolmetscher persönlich anwesend sein, müssen wir eine Behandlung – außer in Notfällen – zukünftig ablehnen."

Was auf den ersten Blick für Empörung sorgen könnte, hat einen einfachen Grund. "Ohne Kommunikation kann ich keine Behandlung durchführen", sagt Kuhn gegenüber der Heilbronner Stimme

Kirchheimer Kinderärzte behandeln nur noch mit Dolmetscher 

Es sei in der Vergangenheit immer häufiger vorgekommen, dass weder Eltern noch Kinder Deutsch sprechen oder verstehen. Das sei ein Problem. Denn er könne dann nicht darüber aufklären, wie etwa ein Medikament dosiert werden muss oder was mit einer Impfung auf sich hat. Das bringt die Ärzte in eine verzwickte Situation. "Es gibt tausend Punkte, wo wir gesetzlich verpflichtet sind, etwas fragen zu können", sagt Kuhn. "Wir müssen effizient arbeiten."

Das Schild sei eine "praxisorganisatorische Entscheidung" gewesen. Diskriminierung möchte sich Kuhn angesichts dieser Entscheidung nicht vorwerfen lassen. "Wir brauchen das nur, weil wir eben alle behandeln", erklärt der Kinderarzt. "Wir wollen die Kinder nicht heimschicken." Stattdessen gebe man ihnen in der Praxis einen neuen Termin mit dem Hinweis, einen Dolmetscher mitzubringen. Viele hätten das bereits angenommen und kämen direkt mit deutschsprachiger Begleitung.


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Sprachbarrieren bei der Behandlung: Das sagt die Kreisärzteschaft Heilbronn

Patienten abzuweisen, die kein Deutsch sprechen, „geht generell nicht“, sagt der Vorsitzende der Kreisärzteschaft Heilbronn, Dr. Martin Uellner. Sprachbarrieren bei einer ärztlichen Behandlung seien zwar ein Problem. Aber es gebe immer Möglichkeiten, sich zu verständigen, so Uellner.

Käme gar keine Kommunikation zustande, müsse der Arzt dem Patienten einen neuen Termin anbieten, bei dem er eine Übersetzungshilfe mitbringen solle. „Am besten gibt man ihm einen Zettel mit, auf dem Uhrzeit und Datum draufstehen“, so Uellner.

Unüberwindbare Sprachprobleme sind aus Sicht des Kreisärzteverbandsvorsitzenden „ein absolutes Randproblem“. Zumindest bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern. Er selbst habe das erst zwei bis dreimal in seiner Praxis erlebt. Die meisten Personen könnten sich schließlich auch in englischer Sprache verständigen.

Unterlassene Hilfeleistung könnte ein rechtliches Problem sein

Den Patienten anschauen würde er aber auch dann, wenn er nicht verstehe, worüber der Patient klage. „Wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt, leite ich ihn im Zweifel auch weiter“, so Uellner. Auch, weil im Umkehrschluss unterlassene Hilfeleistung zu einem rechtlichen Problem führen könnte.

„Bei Kinderärzten tritt dieses Problem eher auf“, sagt Uellner. Das bestätigt der Sprecher der Kinderärzte in Stadt- und Landkreis Heilbronn, Dr. Hans-Ulrich Stechele. In seiner Praxis seien Sprachbarrieren beileibe keine Randerscheinung. „Ich habe in der Praxis Vormittage, da gibt es kaum flüssige Unterhaltungen.“ Die Kommunikation finde eher mit Händen und Füßen statt, so der Sprecher der Kinderärzte. 

Stechele erklärt sich das unter anderem damit, dass die jüngere Generation mit Kindern einen höheren Migrationsanteil aufweise, als das bei älteren Erwachsenen der Fall sei. Sprach-Apps benutze er immer häufiger. „Sie werden zunehmend besser“, sagt Stechele.

Kinderarzt: Eine Mitverantwortung liegt auch bei den Eltern

Laufe die Kommunikation schlecht, wachse die Gefahr, dass etwas schlecht behandelt wird, räumt Stechele ein. Eine Mitverantwortung liege aber auch bei den Eltern. Etwa wenn es um die Einnahme von Medikamenten nach der Behandlung gehe. Das müssten die Eltern unbedingt verstanden haben. "Viele haben einen Verwandten oder Bekannten, der Deutsch spricht", sagt Stechele. So jemanden solle man beim Arzttermin möglichst mitbringen. "Sonst ist das eine extrem ungute Situation."

Wegschicken würde er einen Patienten bei akuten Problemen auf keinen Fall. Seien die Sprachbarrieren unüberbrückbar, frage er auch schon mal im Wartezimmer nach, ob einer der wartenden Patienten übersetzen könne. Impfungen nehme er in der Regel auch bei Sprachbarrieren vor. Auch wenn er wisse, dass es sich hier um eine rechtliche Grauzone handele. 

Kirchheimer Ärzte machen ein wachsendes Problem aufmerksam

Ein Schild wie seine Kollegen aus Kirchheim/Teck würde sich Stechele nicht vor seine Praxistüre hängen. Auch weil so ein Schild betroffene Patienten gar nicht erreiche. Dennoch: Seine Kollegen aus dem Kreis Esslingen machten damit auf ein immer größer werdendes Problem aufmerksam, räumt der Sprecher der Kinderärzte in Stadt- und Landkreis Heilbronn ein.

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