Schimmel im Supermarkt: Ab wann wird es gefährlich für Kunden?
In einer Reportage hat RTL in verschiedenen Kaufland-Filialen Hygienemängel dokumentiert. Was das für Verbraucher bedeutet und worauf man achten kann.
Vergangene Woche berichtete RTL in einer Reportage über Hygienemängel und verschimmelte Ware in verschiedenen Kaufland-Filialen. Die Filialen in Bad Tölz und Homburg wurden vorübergehend geschlossen und sollen kernsaniert werden, außerdem sollen alle 770 Kaufland-Filialen einer Grundreinigung unterzogen werden.
Schimmel hat in Supermärkten nichts verloren, der Verkauf von verdorbenen Lebensmitteln ist außerdem durch das Lebensmittelrecht gesetzlich verboten. Wenn es doch passiert: Wie ist das Gesundheitsrisiko für Verbraucher einzuordnen?
Hygienemängel im Supermarkt: Schimmel an Kühlgittern „kein Risiko für Verbraucher“
Professor Herbert Schmidt ist Leiter des Fachgebiets Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene an der Universität Hohenheim und erklärt, wie Schimmel im Supermarkt biologisch einzuordnen ist.
In der Reportage dokumentierten die Reporterinnen unter anderem Schimmel an den Kühlgittern in Kühlregalen. „Das geht natürlich gar nicht“, sagt der Experte. Wenn allerdings ausschließlich Produkte im Regal seien, die vollständig verpackt sind und nicht unmittelbar mit dem Schimmel in Berührung kommen, dann bestehe „kein Risiko für den Verbraucher“. Kommt das Produkt aber unmittelbar mit Schimmel in Berührung, besteht die Gefahr, dass Kunden den Schimmel mit nach Hause schleppen.
Schimmel an Lebensmitteln im Supermarkt: Risiko für Kunden unterschiedlich
Ebenfalls in der Reportage dokumentiert wurde der Fall, dass Hartkäse verkauft wurde, der an den Enden bereits Schimmel angesetzt hatte - der Schimmel wurde lediglich weggeschnitten. Aus biologischer Sicht müssen sich Verbraucher keine Sorgen machen, wenn sie einen solchen Käse konsumiert haben. „Bei Hartkäse handelt es sich meist um eine Oberflächenkontamination.“ Die Schimmelpilze „wachsen nicht tief in das Produkt hinein“. Bei weicheren Lebensmitteln, beispielsweise bei Obst und Gemüse, sieht das anders aus. Hier dringt der Schimmel meist tief in das Produkt ein - entdeckt man eine schimmelige Stelle, sollte man es nicht mehr verzehren.
Ein weiteres Problem, das die RTL-Reporter in ihrem Bericht gezeigt haben: Fleisch und Fischprodukte, die zu warm gelagert wurden. „Diese Lebensmittel enthalten von Natur aus viele Bakterien“, erklärt Schmidt. Hier könnten sich Krankheitserreger schnell vermehren, das berge ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Bevor sich Krankheitserreger vermehren, verdirbt das Lebensmittel allerdings. Dem sind Verbraucher dann nicht schutzlos ausgeliefert, sie können es erkennen: „Wir haben als Verbraucher gute Sinne. Wenn ein Lebensmittel verdirbt, riecht es unangenehm.“ Schmidt rät, aufmerksam beim Lebensmittelkauf zu sein.
Kaufland reagiert derweil auf die RTL Reportage und will dieses Jahr unter anderem eine halbe Milliarde Euro investieren, um veraltete Kühlgeräte auszutauschen.