Direktverbindung in die USA: Stuttgarter Flughafen verliert einzigen Transatlantikflug
Ende Oktober ist es vorbei und Stuttgart verliert seine Direktverbindung in die USA, nach 38 Jahren. Das sorgt für Unmut. Wie betroffen sind regionale Firmen?

Nach 38 Jahren verliert der Stuttgarter Flughafen seine einzige Nonstop-Verbindung in die USA. Bisher startete eine Boeing 767 von Delta Airlines jeden Montag, Dienstag, Donnerstag und Samstag auf dem Filderflughafen und brachte Reisende ohne Umstieg in das 7500 Kilometer entfernte Atlanta. Der Flughafen im US-Bundesstaat Georgia ist nicht nur das Drehkreuz von Delta, sondern der größte Airport der Welt.
Keine Direktverbindung in die USA vom Stuttgarter Flughafen – das sind die Gründe
Damit ist ab 26. Oktober Schluss. Schon in den Pandemie-Jahren wurde die Route pausiert. Ende März 2023 kehrte sie dann zurück, aber nur als saisonales Angebot im Sommer. Jetzt fällt sie ganz weg. Der Flugplan werde an die Verbrauchernachfrage angepasst, erklärte eine Sprecherin von Delta Airlines gegenüber dem Branchen-Magazin "Aero-Telegraph". Künftig müssen USA-Reisende also umsteigen oder von Frankfurt oder München abfliegen. Die weitesten Ziele, die man direkt ab Stuttgart erreichen kann, sind nun die Kapverden, Tromsø (Norwegen), Reykjavik (Island) und Dubai.

Direktflug Stuttgart-Atlanta: Eingeführt für Mitarbeiter der Autoindustrie
Ursprünglich wurde der Direktflug nach Atlanta für Geschäftsreisende eingeführt und um die US-Standorte von Mercedes Benz und Porsche mit ihrem Hauptsitz in Stuttgart zu verbinden. Damals, am 28. Februar 1986, berichtete die Heilbronner Stimme zur Einführung des Fluges:
"Die Exportkraft der weltweit tätigen Unternehmen wie Daimler-Benz, Porsche, Bosch, SEL, IBM und die immer enger werdende Verknüpfung baden-württembergischer Mittelständler zu ihren Kunden in den neuen Übersee-Märkten haben auch das Interesse der Airliner geweckt. Sie wollen gleich "an der Quelle" die neue Kundschaft "abschöpfen".
Mit Beginn des Sommerflugplanes werden von Stuttgart aus im Linienverkehr drei Fluggesellschaften (Lufthansa, TWA und Delta Airlines) die Schwabenmetropole direkt mit den USA verbinden: wöchentlich 3000 zusätzliche Plätze auf der bereits hart umkämpften Nordatlantikroute."
Neben Mitarbeitern aus der Autoindustrie war die Route auch bei US-Militärangehörigen aus dem Raum Stuttgart beliebt.

Keine Flüge mehr: Wegfall der USA-Direktverbindung erntet Kritik
In Stuttgart hat der Wegfall der Flugverbindung für Unmut gesorgt. Die Geschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, Sabine Herre, machte ihrem Ärger gegenüber dem "SWR" Luft: "Wir bedauern das außerordentlich, denn die USA sind der wichtigste Außenhandelspartner für die baden-württembergische Wirtschaft sowohl im Ausfuhr- wie auch im Einfuhrbereich." In einer IHK-Umfrage gab ein Großteil der Betriebe an, mit dem interkontinentalen Angebot am Stuttgarter Flughafen nicht zufrieden zu sein. Es fehle neben Nonstop-Flügen in die USA auch an Routen nach Asien und Osteuropa.
Der Chef des Stuttgarter Flughafens, Ulrich Heppe, bedauerte den Einschnitt gegenüber dem Sender, äußerte aber auch Verständnis. "Die staatlichen Standortkosten hierzulande haben sich seit der Pandemie verdoppelt, Luftverkehrssteuer, Luftsicherheitsgebühr und Flugsicherungskosten schlagen zu Buche", sagte er.
Mitarbeiter regionaler Firmen fliegen schon heute meistens ab Frankfurt
Auch viele Firmen in der Region haben Standorte oder Werke in den USA, wie etwa Lidl, Audi, Würth, Läpple, Ziehl-Abegg und EBM-Papst. Trifft sie der Wegfall des direkten Delta-Flugs ab Stuttgart? "Für uns hat diese Ankündigung keine größeren Auswirkungen", sagt Bilke Schäffer, Sprecherin von Läpple. Der Heilbronner Autozulieferer produziert Ersatzteile für einen amerikanischen E-Auto-Hersteller in seinem Werk in Alabama, außerdem hat Fibro einen Sitz im US-Bundesstaat Michigan. "Die Geschäftsreisen in die USA werden von unseren Kolleginnen und Kollegen überwiegend über den Flughafen Frankfurt durchgeführt", so die Sprecherin.
Ähnlich äußert sich eine Sprecherin der Würth-Gruppe in Künzelsau. Es gebe im Jahr nur sehr wenige Dienstreisen nach Atlanta. Mit Wegfall der Direktverbindung ab Stuttgart weiche man künftig auf Frankfurt aus, so die Sprecherin. "Die Beschäftigen haben dadurch zwar einen etwas weiteren Anreiseweg, profitieren aber von der erhöhten Anzahl an Flugverbindungen in die USA."
Das bedeutet die Entscheidung für regionale Firmen wie Ziehl-Abegg
Für Mitarbeiter des Ventilatoren-Herstellers Ziehl-Abegg wäre Stuttgart – Atlanta eigentlich eine gute Verbindung, um in den USA anzukommen, erklärt Sprecher Rainer Grill nach einer Nachfrage bei seinen US-Kollegen. Das neue Headquarter der Künzelsauer steht nämlich in Greensboro im Bundesstaat North Carolina. Da Delta den Direktflug aber zuletzt nur noch im Sommer anbot, sei er weniger genutzt worden, heißt es von dort und weiter: "Momentan fliegen die meisten aus Charlotte."
Eine Sprecherin der Schwarz-Gruppe erklärt auf Anfrage, man äußere sich nicht zu internen Prozessen wie Geschäftsreisen. Lidl betreibt in den USA inzwischen mehr als 150 Märkte, vor allem an der Ostküste. Das Hauptquartier sitzt seit 2015 in Arlington County im Bundesstaat Virginia.