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E-Akte für Patienten kurz vor Start: Nicht alle Praxen technisch ausgestattet

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Ab dem 1. Oktober wird die elektronische Patientenakte (ePA) für Praxen verbindlich. Obwohl nur wenige Tage verbleiben, sind bisher nicht alle Praxen startklar – auch in Kliniken dürfte es länger dauern. 


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Ärzte, die keinen Einblick in die Krankengeschichte ihrer Patienten haben, oder Patienten, die stapelweise Befunde, Laborwerte und Arztbriefe von einem Arzt zum nächsten schleppen – das alles soll mithilfe der elektronischen Patientenakte (ePA) der Vergangenheit angehören.

Seit dem 15. Januar 2025 werden für Versicherte in Deutschland die E-Akte durch die Krankenkassen angelegt, erst wurde sie in Modellregionen eingeführt, am 29. April dann bundesweit. Krankenhäuser, Ärzte sowie Apotheken haben über die Versichertenkarte Zugriff auf die ePA. Ziel ist es unter anderem, Ärzten einen besseren Überblick über die Krankengeschichte ihrer Patienten zu geben, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und die doppelte oder falsche Gabe von Medikamenten zu verhindern. 

Nur 80 Prozent der Praxen mit Modul für E-Akte ausgestattet

Ab dem 1. Oktober wird es für Ärzte zur Pflicht, wichtige Befunde in die E-Akte einzutragen, damit sie für weitere Behandlungen verfügbar sind. Kurz vor dem verbindlichen Start gibt es laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) aber noch Schwierigkeiten. Die technischen Voraussetzungen seien demnach noch nicht überall gegeben, denn um die ePA zu nutzen, müssen die Praxisverwaltungssysteme mit einem ePA-Modul ausgestattet sein.

Nach dem letzten Stand der KBV seien nun etwa 80 Prozent der Praxen damit ausgerüstet. „Dass etwa ein Fünftel der Praxen noch nicht mit der ePA arbeiten können, sehen wir sehr kritisch“, sagte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV, gegenüber der Deutschen Presseagentur. 

Kreisärztesprecher Heilbronn: ePA muss von allen genutzt werden

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) kann derzeit nicht beantworten, wie viele Praxen im Land tatsächlich zum 1. Oktober die ePA einführen können und werden. Dafür benötige man die Abrechnungsdaten des dritten Quartals, die erst in ein paar Wochen vorliegen, erklärt ein Sprecher auf Anfrage.

„Sicherlich wird es auch einige Praxen geben, die aus grundsätzlichen Gründen die ePA ablehnen und sich nicht anschließen möchten“, so der Sprecher. Dann drohen allerdings Sanktionen – doch laut der KVBW würde es auch Praxen geben, die dies „aus unterschiedlichen Gründen in Kauf nehmen“.

Martin Uellner, Hausarzt in Böckingen und Heilbronner Ärztesprecher, nutzt die ePA seit Mai in seiner Praxis. „Ich weiß aber von einigen Kollegen und Praxen, in denen sie noch nicht genutzt wird“, erklärt er. Das habe unterschiedliche Gründe, teils sei es aufgrund von Softwareproblemen noch nicht möglich, teils hätten sich die Ärzte aber auch noch nicht ausreichend damit beschäftigt.

Nutzung der elektronischen Patientenakte bedeutet auch mehr Arbeit

Erleichtert die ePA seinen Arbeitsalltag? „Jein. Damit sie wirklich etwas bringt, muss sie von allen genutzt werden.“ Gut funktioniere bereits, dass Apotheken die Daten seit längerem einstellen und so nachvollzogen werden könne, welcher Patient wann und wo welches Medikament gekauft habe.

Uellner kritisiert, dass unter Umständen für die Ärzte auch die Motivation fehle, wirklich alles in der ePA zu dokumentieren, da es mehr Arbeit bedeute und Einträge nur einmal im Quartal vergütet würden. Grundsätzlich steht der Ärztesprecher der ePA aber positiv gegenüber und sagt: „Das steckt eben noch in den Kinderschuhen.“ Patienten haben allerdings auch die Möglichkeit, der ePA zu widersprechen und sie zu löschen. Allerdings ist die Widerspruchsquote gering, bei der AOK Baden-Württemberg liegt sie aktuell bei rund 4,3 Prozent. 

SLK-Kliniken zu E-Akte für Patienten: „Theoretisch könnten wir am 1. Oktober starten“

Bei den Kliniken ist bis 1. Oktober allerdings keine flächendeckende Anbindung an die ePA zu erwarten, so auch nicht bei den SLK-Kliniken in Heilbronn. „Da innerhalb des SLK-Verbundes bereits seit mehreren Jahren eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe daran arbeitet, eine erfolgreiche Umsetzung der sogenannten „ePA für alle“ (auch: „ePA 3.0“) zu ermöglichen, wären wir theoretisch zum 1. Oktober in der Lage starten zu können“, sagt ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

So würden beispielsweise die notwendigen Dokumente wie Arztbriefe oder Befunde bereits digital im Krankenhausinformationssystem (KIS) vorliegen. „Jedoch bestehen seitens unseres Softwarepartners für das KIS aktuell noch technische Herausforderungen, notwendige Funktionen in das KIS zu integrieren. Sofern diese final gelöst sind, kann die ePA bei SLK vollumfänglich betrieben werden.“

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