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Europameisterschaft in Deutschland
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Modeexpertin über pinkes EM-Trikot: „Der klassische heterosexuelle Mann ist damit überfordert“

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Die Modeexpertin Carmen Döring aus Stuttgart kann nachvollziehen, dass das pinke Auswärtstrikot der deutschen Nationalelf zeitweise so polarisierte. Warum die Farbe schon immer eine besondere Rolle in der Gesellschaft gespielt hat.

Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentierte im März auf einer Pressekonferenz das neue offizielle EM-Trikot des DFB-Teams.
Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentierte im März auf einer Pressekonferenz das neue offizielle EM-Trikot des DFB-Teams.  Foto: Boris Roessler

Das pinke Auswärtstrikot der deutschen Nationalelf war vor dem Start der EM ein Aufreger-Thema schlechthin. „Ich habe mich noch nie so sehr für die deutsche Nationalmannschaft geschämt“ oder: „Die Hauptsache ist, dass die Jungs das Trikot mit Stolz tragen“: Unzählige Menschen äußerten sich in den sozialen Medien.


Aufregung um EM-Trikot der Nationalmannschaft: Warum die Farbe Pink so polarisiert

Carmen Döring, die an der Kerschensteinerschule und der Staatlichen Modeschule in Stuttgart lehrt und selbst zehn Jahre als Modedesignerin in der Landeshauptstadt gearbeitet hat, kann nachvollziehen, warum es so polarisierte. Die Farbe habe wenig mit dem männlichen Fußballbild zu tun und sei deswegen für viele befremdlich. Ihre Schlussfolgerung: „Der klassische heterosexuelle Mann ist mit einem pinken Trikot schlichtweg überfordert.“

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Pink polarisiere und sei irgendwo auch politisch, so die 48-Jährige. Die Farbe habe eine Geschichte, die erzählt werden müsse. Früher sei sie ein Sinnbild für Verführung, Weiblichkeit und Sexappeal gewesen, gerade mit Bezug auf Marilyn Monroe, die in dem Film "Blondinen bevorzugt" ein schulterfreies knallpinkes Satinkleid trug und darin eines der berühmtesten Lieder der Filmgeschichte vortrug: "Diamonds are a girl's best friend".

Hype um pinkes DFB-Trikot zur Heim-EM: Mit Barbie-Film wird Farbe beliebter

Spätestens als der Firm Barbie mit Ryan Gosling und Margot Robbie 2023 herauskam, sei der Hype um die Farbe dann explodiert. Pink sei verstärkt als süß wahrgenommen und mit Liebe assoziiert worden. „Es wurden pinke Motto-Partys gefeiert und viele Menschen gingen pink bekleidet ins Kino, auch meine Schüler.“

Aber auch sonst scheint die Farbe eine immer größere Rolle in der Gesellschaft zu spielen, betont Carmen Döring. Zum einen steht sie im Regenbogen der LGBQT-Community für die gleichgeschlechtliche Liebe. Dem Verkauf des Trikots hat die Aufregung um die Farbe allerdings keinen Abbruch getan: Kunden in Heilbronn haben "sofort zugeschlagen".

Peter Fox, Daniel Craig und Co.: Pink in aller Munde 

Aber auch in der Musik bahnt sie sich ihren Weg. „Alle malen schwarz, ich seh' die Zukunft pink“, singt Peter Fox in seinem Lied, das auf YouTube über 22 Millionen Aufrufe zählt. Das Lied stehe ein Stück weit auch für eine neue Generation von Männern, die mit dem Feminismus mitgehen, freier denken und helfen würden, Geschlechterrollen aufzulösen, findet Döring.

Außerdem erinnert die Modeexpertin an Davids Beckhams Fußballclub Inter Miami: Auch seine Mannschaft spielt in rosafarbenen Trikots. In einem Video auf Instagram zeigte sich auch der Sohn von Cristiano Ronaldo im pinken DFB-Trikot. Und selbst Daniel Craig trug bei der Premiere seines letzten "James Bond"-Films ein rosafarbenes Sakko aus Samt. „Pink war auch schon die letzten Jahre ein großes Thema.“ 

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