Stimme+
Fuhrpark komplett zerstört
Lesezeichen setzen Merken

Zerstörerische Baggerfahrt bei Tauberbischofsheim: Mitarbeiterin und Bürgermeisterin schildern Tat

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Ein Mann hinterlässt mit einem gestohlenen Bagger eine Spur der Verwüstung, bevor die Polizei ihn stoppt. Eine Mitarbeiterin der Baufirma und die Bürgermeisterin schildern die dramatischen Ereignisse. 


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Das Logo der Baufirma ziert die Winterjacke des örtlichen Sportvereins in Grünsfeld. Das Unternehmen ist fester Bestandteil des Ortes. Doch nun ist der Fuhrpark zerstört, wie Katrin Watts (Name von der Redaktion geändert), Mitarbeiterin der Firma, im Gespräch mit stimme.de sagt: 13 oder 14 Bagger und drei Lastwagen hat ein Mann am Silvester-Mittag bei einer Zerstörungsfahrt mit einer Maschine des Unternehmens dermaßen demoliert, dass sie nun wohl Schrott sind. Der 38-Jährige wurde mit tödlichen Schüssen von der Polizei gestoppt. Die Staatsanwaltschaft hat am Sonntag auf Stimme-Nachfrage weitere Details zu dem Vorfall genannt.

Watts wartet um 12 Uhr am Neujahrstag an dem Firmengebäude in Grünsfeld auf die Spurensicherung. Denn hier auf dem Firmengelände in Grünsfeld seien die Beamten noch nicht gewesen. Sie hatten bis in die Nacht hinein am Vortag in Tauberbischofsheim zu tun: Die knapp neun Kilometer lange Strecke dorthin ist der Mann mit dem Bagger gefahren und wurde dort von Polizisten erschossen, nachdem er auch dort ein Gebäude beschädigt hat, das ebenfalls zum Unternehmen gehört.


Bagger-Zerstörungsfahrt bei Tauberbischofsheim: Mitarbeiterin nennt Details

Der Inhaber ist derzeit im Urlaub. Ein Kollege sei am Mittag des 31. Dezember auf dem Firmengelände in Grünsfeld gewesen, um nach dem Rechten zu schauen. Dann habe er draußen einen Bagger gehört. „Er war ganz neben sich gestanden“, sagt Watts. Nachdem er die Polizei gerufen habe, sei er von dort geflüchtet, „er hatte seine zwei Kinder dabei“, das habe er denen nicht zumuten wollen.

„Wenn die Polizei nicht gekommen wäre, hätte er noch mehr auf dem Grundstück angerichtet“, ist Watts sich sicher. Die Beamten hätten das Rolltor verschlossen. „Das hat ihn aber nicht gestört, er ist einfach drüber gefahren und hat dann Polizeiautos aus dem Weg geräumt.“ Das Tor liegt auch am 1. Januar noch völlig verbogen auf dem Parkplatz. 

Baggerfahrer stirbt nach Chaos-Fahrt – Keine Aussage über ehemaligen Mitarbeiter

Den Täter kennt Watts flüchtig. Er ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, aber sie habe dort erst angefangen, als er schon weg war. „Ich habe ihn einmal getroffen“ – könne und wolle aber nichts über den Mann sagen. Am Tatort heißt es, der Mann habe einmal in der Region gewohnt und sei weggezogen. Mutmaßlich sei er extra für die Amokfahrt wieder zurück ins Taubertal gekommen.

Sein Demolier-Werk hat sie mit Kollegen hinter Zäunen mit Sichtschutz versteckt. „Die standen sowieso direkt neben dem Eingang, das war kein Problem.“ Sie sind aber nötig: Zahlreiche Schaulustige besuchen sowohl die Baufirma in Grünsfeld, als auch den Bagger und das Verwaltungshaus in Tauberbischofsheim.

Bürgermeisterin aus Tauberbischofsheim dankt Einsatzkräften

Als der Bagger dorthin unterwegs war, haben die Polizisten versucht, ihn aufzuhalten. Auf Videos in den sozialen Medien sind Schüsse zu hören, als er auf der B290 in den Ort hineinfährt. „Da haben die Polizisten versucht, den Bagger zu stoppen, mit Schüssen auf die Reifen und anderen Ziele“, sagt die Tauberbischofsheimer Bürgermeisterin, Anette Schmidt, im Gespräch mit stimme.de. Auch sei angedacht gewesen, der Baumaschine einen Lastwagen in den Weg zu stellen, nachdem der Mann auf seiner Fahrt Polizeiautos und -busse einfach aus dem Weg geräumt hat. Das sei aber kurzfristig nicht möglich gewesen. 

„Erst, als der Mann hier nicht aufgehört hat, haben die Beamten das Feuer auf den Mann gerichtet.“ Schusslöcher in den Fensterscheiben zeugen noch davon. Alle Schüsse werden allerdings noch kriminaltechnisch untersucht, sagt Staatsanwalt Thorsten Zetsche auf Stimme-Nachfrage.

Beim Blick auf den zerstörten Bagger ist sie fassungslos. „Es hätte ja alles passieren können“, sagt sie: Wenn der Mann mit dem Bagger vorbeifahrende Autos erwischt hätte, wären noch Unbeteiligte betroffen gewesen. „Man denkt ja sofort an Magdeburg.“ Sie sei dankbar, dass es nicht so kam und sieht es als Hinweis darauf, dass der 38-Jährige es "nur" auf eine einzelne Person abgesehen hatte.

Nach Chaos-Fahrt bei Tauberbischofsheim: Massive Schäden auf Firmengelände

Schmidt lobt die Einsatzkräfte. Es habe sehr gut funktioniert, die Betroffenen seien auch schnell seelsorgerlich betreut worden. Watts habe diese nicht nötig gehabt, sagt sie. Die Fahrt und den Einsatz habe sie nicht mitbekommen, „nur die Sirenen habe ich gehört“. Dann sei sie aber an den Tatort gerufen worden, da sie selbst in Tauberbischofsheim wohnt.

„Er hat dort ein Schaufenster und eine Heizung zerstört“, so dass nun Wasser auf dem Boden steht. Das Gebäude war früher ein Autohaus und auch nun habe ihr Chef dort teure Karossen drin stehen. Deswegen haben sie und ihre Helfer noch dafür gesorgt, dass das zerstörte Schaufenster mit Holzplatten zugemacht wird. „Wir waren erst um 22.30 Uhr daheim“. Der Rest des Silvesterabends habe sie dann statt in einer großen Feier ruhig mit ihrem Freund verbracht.

  Nach oben