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Ellhofen
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2015 wurde der Traum Wirklichkeit

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Die Familie Vettermann hat den 450 Jahre alten Spatzenhof aufwendig saniert.

Von unserer Redakteurin Anja Krezer
 Foto: Mugler

Jahre kommen, Jahre gehen. 2015 wird im Gedächtnis bleiben. Im Gedächtnis von Claudia und Michael Vettermann. Im Gedächtnis ihrer Väter, die die beiden so sehr unterstützt haben.

2015 wurde ihr großer Traum Wirklichkeit: Einzug in den Spatzenhof - jenes Anwesen in Ellhofen, in dem die Eheleute eineinhalb Jahre lang so ziemlich jeden Dachsparren, jeden Balken und jedes Gefach bearbeitet oder zumindest berührt haben. Seit gut sechs Wochen wohnen die Vettermanns mit ihren drei Töchtern in dem Haus aus dem 16. Jahrhundert.

Knapp ein Jahr ist es her, dass die Heilbronner Stimme an dieser Stelle über die Vettermanns berichtet hat. "Niemals", dachte sich die Redakteurin damals, als das Ehepaar ihr erklärte, Weihnachten 2015 im Spatzenhof feiern zu wollen.

Zu viel morsches Gebälk, zu viel Schutt, zu viel Staub, zu viel von allem. Dazu ein Vollzeit-Job als Leiter Qualitätssicherung bei Läpple und drei kleine Kinder. Und zusätzlich der Anspruch, wo immer es geht, selbst Hand anzulegen: bei Heizung und Sanitär, bei einem Großteil der Elektrik, beim Fußboden verlegen, beim Verputzen und Streichen.

 Foto: Mugler

Aber eben auch zwei nervenstarke Menschen, mit einer Idee im Kopf und einem Ziel vor Augen. Mit guten Freunden und vor allem mit zwei versierten, fleißigen Vätern: Gerhard Vettermann und Martin Wahl. "Ohne sie wäre es nicht gegangen", sagt Michael Vettermann. Er überschlägt, wie viele Stunden Eigenleistung zusammengekommen sind: "2015 waren es 3500 Stunden, 2014, als wir begonnen haben, etwa genau so viel."

Sie haben es geschafft. Ein ausladender Christbaum steht im Wohnzimmer. Ein Ofen wärmt den Raum. Über dem Kopf uralte Balken, unter den Füßen uralte, aufgearbeitete Dielen. Wer über diese wohl schon gegangen ist? Der Spatzenhof ist gut 450 Jahre alt. 1561 wurde er erbaut und war Außenstelle eines Klosters, "vermutlich Schöntal", sagt Michael Vettermann. In den Akten irgendwelcher Archive wird es wohl stehen. "Wir stöbern, wenn wir mal Zeit haben", sagt der 39-Jährige.

 Foto: Mugler

Zeit haben die Vettermanns vorerst noch nicht so viel. Noch sind etliche Kleinigkeiten zu erledigen. Hier ist etwas nachzustreichen, dort etwas abzuschleifen. Opa Gerhard werkelt auch zwischen den Jahren, Opa Martin hat ein paar Tage frei. Im Frühjahr geht es im Anbau weiter. Der soll zu Mietwohnungen umgebaut werden. Mittlerweile abgerissen ist der Teil, der erst in den 1920ern hinzukam und in dem die Vettermanns während der Renovierungszeit gewohnt haben. Irgendwann ist dann auch noch der Garten dran.

Salome, mit sechs Jahren die älteste Tochter, spielt an der Kinderküche im Wohnzimmer. Sie freut sich über das neue, alte Haus. Weil sie jetzt ein großes Zimmer hat. "Die erste Nacht war wie im Hotel", erinnert sich Michael Vettermann. Claudia Vettermann sagt: "Inzwischen fühlen wir uns heimisch. Das ging ganz schnell." Vermutlich war das so, weil das Ehepaar sehr viel selbst gemacht hat. "Da verbinden Sie mit jedem Balken etwas."

 Foto: Berger

An der Treppe haben die Ellhofener ein Gefach nicht verputzt, sondern sie zeigen, womit vor 450 Jahren gebaut wurde: mit senkrechten Staken aus Eichenholz, umschlungen von Haselzweigen, mit Lehm und mit Stroh. Noch immer stabil. Die Vettermanns haben versucht, so viel wie möglich im Originalzustand zu belassen. Haben nur die Balken ausgetauscht, die wirklich morsch waren. Haben Wände dort eingezogen, wo es statisch notwendig war.

Claudia Vettermann hat ein Händchen dafür, mit Dingen des Hauses Atmosphäre zu schaffen. Ein alter Fensterrahmen rahmt nun Postkarten an der Wand in der Küche. Einem alten Schlüssel hat die 35-Jährige einen Zettel mit der Aufschrift "Schlüssel zum Glück" angeheftet. Jetzt ziert er eine weiße Wand. Hinter Lagen von Tapeten kamen Wandbemalungen in Walzentechnik aus den 1920ern zum Vorschein. Claudia Vettermann hat an zwei Stellen einen Rahmen drumherum genagelt und die Bemalung so zu Schmuckstücken gemacht. Wie das ganze Haus zum Schmuckstück geworden ist.

 
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