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Karlsruher KI erkennt wenig SPD-Handschrift im Koalitionsvertrag

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Während Beobachter streiten, ob sich SPD, Grüne oder FDP im Koalitionsvertrag durchgesetzt haben, meint eine KI, die Antwort zu kennen. Beteiligt an der Auswertung war auch Timo Haberl aus Bad Friedrichshall.

Seit Wochen diskutieren Beobachter, ob sich SPD, Grüne oder FDP nun im Ampel-Koalitionsvertrag durchgesetzt haben. Künstliche Intelligenz (KI) soll das objektiv beurteilen können. Dazu hat Timo Haberl, Marketingexperte bei der Karlsruher Firma Thingsthinking, den Vertrag und die Wahlprogramme einem KI-Programm zum Fraß vorgeworfen.

Nur wenige Sekunden dauerte es, bis die Software mit dem Namen "Semantha" die Ergebnisse ausspuckte. Bei der Analyse hat die Software ähnliche Aussagen aufgespürt und bewertet, wie hoch die Übereinstimmung aus den Parteiprogrammen mit Abschnitten aus dem Koalitionsvertrag ist.

Dabei vergibt die KI für Wörter und Sätze eine Art Fingerabdruck. Dieser setzt sich aus verschiedenen Daten zusammen und hält die Bedeutung des Worts oder Textabschnitts fest. Dann führt die Technik alle Fingerabdrücke zusammen und wertet aus, wo sie Gemeinsamkeiten sieht.

Keine wortgleichen Formulierungen aus Wahlprogrammen im Koalitionsvertrag

"Einhundert Prozent würde bedeuten, dass dieselbe Aussage wortgleich in einem der Wahlprogramme und im Koalitionsvertrag gefunden worden wäre", erklärt der Bad Friedrichshaller Haberl. Das war zwar nicht der Fall.

Ähnliche Formulierungen konnte die Technik aber durchaus aufspüren, etwa beim Thema Verwaltungsreform. Dazu heißt es im Koalitionsvertrag: "Die Verwaltung soll agiler und digitaler werden. Sie muss auf interdisziplinäre und kreative Problemlösungen setzen."

Die KI findet, dass diese Passage mit dem Wahlprogramm der Grünen am besten übereinstimmt, auch wenn das Vorhaben dort anders klingt, nämlich so: Die öffentliche Verwaltung müsse in die Lage versetzt werden, "vorausschauend zu handeln und sich zugleich zügig und konsequent an ihre jeweiligen Aufgaben anzupassen".

Beim Meeresschutz punktet die FDP: Die Koalition will mehr CO2 im Meer speichern, etwa durch Seegras-Wiesen und Algenwälder - beides nennt die FDP explizit in ihrem Wahlprogramm, was die KI mit einer hohen Übereinstimmung bewertet.

Überlanges Grünen-Wahlprogramm und Inhaltsverzeichnis beeinflussen Analyse

Nach diesem Muster hat die KI ihre Ergebnisse in einer riesigen Tabelle gesammelt. Demnach hätten sich die Grünen besonders stark in den analysierten Passagen durchgesetzt, gefolgt von der FDP und der SPD. Allerdings ist das grüne Wahlprogramm auch fast 300 Seiten lang, wodurch potenziell mehr Formulierungen darin vorkommen könnten.

Auch andere Schwächen der Technik werden sichtbar: Die Überschriften im Inhaltsverzeichnis des Koalitionsvertrages wollte die KI in den Wahlprogrammen aufspüren. Durch die Zerstückelung der einzelnen Passagen ist zudem kaum erkennbar, wessen Handschrift ein Thema in Gänze trägt.

Das sei aber auch nicht das Ziel gewesen, erklärt Timo Haberl. "Es geht darum, zu zeigen, wie schnell man so eine Auswertung machen kann." Sie müsse noch händisch nachgearbeitet werden, wenn man damit arbeiten will.

 

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