Hermann fordert Bewegung bei der Zabergäubahn
Der Verkehrsminister drängt auf eine Reaktivierung und will die Blockadehaltung der Deutschen Bahn nicht hinnehmen. Hermann sieht die Zabergäubahn künftig eher als Stadtbahnstrecke.

Die Bestuhlung hatte der Grünen-Ortsverband Zabergäu etwas zu optimistisch ausgerichtet. Rund 40 Besucher statt der erhofften 150 hatten am Montagabend also viel Platz im Brackenheimer Bürgerzentrum. Dabei ging es immerhin um ein aktuelles Zukunftsthema. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann plauderte und diskutierte mit den Besuchern über die "Mobilität für morgen".
Außerdem sollte der Abend den Besuchern dazu dienen, den Direktkandidaten der Grünen im Wahlkreis Neckar-Zaber für die Bundestagswahl am 26. September, Lars Maximilian Schweizer (28), kennenzulernen und ihm auf den Zahn zu fühlen. Und wenn schon der Landesverkehrsminister nach Brackenheim kommt, darf ein Thema nicht fehlen, das den Menschen von Lauffen bis Zaberfeld-Leonbronn auf den Nägeln brennt.
Reaktivierung der Zabergäubahn
Die inzwischen von allen Anliegerkommunen erhoffte Reaktivierung der 1995 stillgelegten Zabergäubahn soll endlich umgesetzt werden. "Die Finanzierungssituation ist besser als vor sechs Jahren", sagt Winfried Hermann. Für die Nutzen-Kostenrechnung muss mindestens ein Faktor 1,0 erreicht werden, denn jedem investierten Euro muss ein Nutzen gegenüberstehen.
Die Trasse gehört der Bahn, die die Strecke bisher selbst betreiben möchte, was aufgrund der Bahn-Standards zu teuer werden würde. "Wir verhandeln mit denen, aber wir werden nicht mehr lange zuschauen, weil es mir stinkt", will Hermann einerseits den Druck auf die Bahn erhöhen. Andererseits sei das Unternehmen als Verhandlungspartner wichtig. Hermann: "Auch die Bahn hat klare Klimaschutzziele. Und ohne eine starke Bahn werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen." Dass die Bahn nun jedoch plötzlich eine Erneuerung des Stellwerks in Lauffen fordert, was die Wirtschaftlichkeit des Projekts wieder in Zweifel ziehen würde, stößt dem Landtagsabgeordneten sauer auf: "Eine Blockadehaltung der Bahn werden wir nicht akzeptieren." Auch Lars Maximilian Schweizer zeigt sich als Unterstützer des Projekts Zabergäubahn.
Minister sieht sie als Stadtbahnstrecke
Hermann sieht die Zabergäubahn künftig eher als Stadtbahnstrecke, weil dies günstiger wäre als der seitherige Eisenbahnbetrieb. Ein Güterverkehr wäre dann nach bisherigen Maßstäben nicht mehr möglich. Doch der Verkehrsminister macht sich offenbar Gedanken, wie eine Kombination aus Personen- und Güterverkehr in der Zukunft realisierbar sein könnte: "Wir brauchen angepasste Gefäße. Güter- und Personenverkehr müssen nicht getrennt bleiben."
Die Kommunen fordert der Minister nicht zuletzt wegen der hohen finanziellen Förderung durch Bund und Land auf, bei der Zabergäubahn in die Offensive zu gehen.