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Zabergäubahn startete vor 125 Jahren: Zukunft ungewiss

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Am 28. August 1896 nahmen die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen den Schmalspurbetrieb ins Zabergäu auf. Seit 1995 fährt hier allerdings kein Zug mehr. Jetzt wird über eine Reaktivierung der Strecke nachgedacht.

 Foto: Veigel

Am 28. August 1896 nahmen die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen den Schmalspurbetrieb ins Zabergäu auf. Das 125-Jahr-Jubiläum ist kein Grund zum Feiern, seit 1995 fährt hier kein Zug mehr. Für den Verein Zabergäu pro Stadtbahn sind die Chancen für eine Reaktivierung so gut wie nie. Dafür müsse sich aber die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Trasse bewegen, fordern sie. Der Konzern bekundet gegenüber unserer Zeitung Interesse, eine wiedereröffnete Zabergäubahn selbst zu betreiben.

Land bescheinigt der Strecke großes Potenzial

Anders als etwa bei der Bottwartalbahn ist die Trasse noch vorhanden, das Betriebsrecht besteht fort, mittlerweile wollen alle Anliegerkommunen zurück ans Gleis. Kürzlich bescheinigte eine Studie des Landes der Zabergäubahn ein ordentliches Fahrgastpotenzial und gute Chancen für eine Reaktivierung. "Alle wollen es", sagt Joachim Esenwein vom Verein Zabergäu pro Stadtbahn. "Lange haperte es am politischen Willen", erzählt die stellvertretende Vorsitzende Friederike Wilhelm. "Noch nie war so viel Licht am Horizont", sehen sich die Bahnfreunde ihrem Ziel so nah wie selten. Und doch sei die Situation "verfahren".

Als wichtiges Kriterium gilt die sogenannte standardisierte Bewertung. Mit einer Reihe von Kriterien wird der volkswirtschaftliche Nutzen eines Verkehrsprojekts berechnet. Jedem investierten Euro muss ein Euro Nutzen gegenüberstehen. Wird der Faktor 1,0 nicht erreicht, senkt sich der Daumen. Die Zabergäubahn lag zuletzt ganz knapp unter dieser Marke, eine Neuberechnung ist angekündigt. Ein Knackpunkt: Die Trasse gehört der Deutschen Bahn. Der Landkreis Heilbronn verhandelt mit dem Konzern über einen Verkauf oder eine Verpachtung, etwa an einen kommunalen Zweckverband. Bislang offenbar erfolglos. Würde aber die Strecke nach DB-Richtlinien gebaut und nicht nach dem günstigeren, bei Privatbahnen üblichen Standard, wäre die Reaktivierung teuer und möglicherweise unwirtschaftlich.

DB möchte Betrieb gerne selbst übernehmen

"Die DB Netz AG als Eigentümerin der Strecke hat ein großes Interesse daran, die Strecke künftig selbst als Eisenbahninfrastrukturunternehmen zu betreiben", teilt eine Konzernsprecherin auf Nachfrage mit. Voraussetzung sei, dass das Stellwerk in Lauffen erneuert wird. Hier stehe "die Deutsche Bahn in Austausch mit dem Land und dem Landkreis Heilbronn".

Beobachter wie Hans-Joachim Knupfer fürchten neues Ungemach. Würde das Stellwerk modernisiert und die Zabergäubahn nachträglich integriert, drohten "Kosten in zweistelliger Millionenhöhe, für welche die Zabergäukommunen aufzukommen hätten", schreibt der Bahnexperte in einem Beitrag zum Jubiläum. Seine Sorge: Die Reaktivierung wäre endgültig unwirtschaftlich und damit erledigt.

Knupfer favorisiert wie die Vertreter des Zabergäu-Stadtbahn-Vereins ein Modell, bei dem die Bahn verkauft oder verpachtet. Sie verweisen auf die Strecke Ludwigsburg-Markgröningen, auf der künftig eine Straßenbahn fahren soll. Dort hat der Konzern einer langfristigen Pacht der Strecke durch den Landkreis Ludwigsburg zugestimmt.

Güterverkehr bleibt im Fokus

Eine weitere Forderung von Knupfer und Mitstreitern: Die Zabergäubahn soll weiter für den Eisenbahnbetrieb gewidmet bleiben und nicht in eine reine Stadtbahnstrecke umfunktioniert werden. Letzteres wäre günstiger, würde aber Güterverkehr unmöglich machen. "Im Zabergäu hat es genügend Industrie und Verkehrspotenzial, um jeden Tag einen Güterzug mit einem Dutzend Wagen zusammenzukriegen", ist der Leonberger überzeugt.

Eine Veranstaltung zum 125-Jahr-Jubiläum der Streckeneinweihung plant der Verein Zabergäu pro Stadtbahn nicht. "Es wäre schön, wenn wir den Neubau verkünden könnten", freut sich die Vorsitzende Gertrud Schreck auf einen echten Grund zu feiern. Bis dahin befreien die Mitglieder des Vereins die alten Gleise bei regelmäßigen Schnittaktionen vom Geäst und setzen ihre politische Arbeit fort. "Wir werden bald eine Entscheidung bekommen", ist Schriftführer Joachim Esenwein überzeugt.

 
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