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Eine Tour zu den Perlen im Stadtgebiet

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Heilbronn - Das Beste kommt zum Schluss. So sollte es jedenfalls sein. Beim Tag der Architektur ist man einen anderen Weg gegangen. Drei Stationen präsentierte die Architektenkammer Heilbronn interessierten Bürgern am Samstagnachmittag. Herausragende Beispiele für Bauen im Bestand sollten gezeigt werden. Die dritte Station freilich war der Kiliansplatz. Und so sehr der Vorsitzende der Architektenkammer Heilbronn, Karl Adolf Herzog, bei den ersten beiden Stationen voll des Lobes war, so sehr drückte er seinen Unmut über den zentralen Heilbronner Platz aus.

Von Werner Tewes



Heilbronn - Das Beste kommt zum Schluss. So sollte es jedenfalls sein. Beim Tag der Architektur ist man einen anderen Weg gegangen. Drei Stationen präsentierte die Architektenkammer Heilbronn interessierten Bürgern am Samstagnachmittag. Herausragende Beispiele für Bauen im Bestand sollten gezeigt werden. Die dritte Station freilich war der Kiliansplatz. Und so sehr der Vorsitzende der Architektenkammer Heilbronn, Karl Adolf Herzog, bei den ersten beiden Stationen voll des Lobes war, so sehr drückte er seinen Unmut über den zentralen Heilbronner Platz aus.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen „überdimensionierte Reklametafeln“ und „hässliche Vordächer“. „So wird Heilbronn auf ewig die Stadt bleiben, durch die man durchfährt, in der man aber nicht länger verweilen möchte“, klagt der Architekt.

Oder aber man schafft es und entdeckt die „Perlen der Architektur“ für sich. Denn solche macht auch ein kritischer Beobachter wie Karl Adolf Herzog im Stadtbild aus.

„Menschen werden durch ihre Umgebung geprägt. Umso schöner gestaltet, umso besser.“
          Karl Adolf Herzog, Architekt
„Menschen werden durch ihre Umgebung geprägt. Umso schöner gestaltet, umso besser.“ Karl Adolf Herzog, Architekt
Wer zum Beispiel durch die Fichtestraße geht, wird auf das Mühlschlegelhaus stoßen. Unweigerlich sticht es zwischen den Nachbarhäusern doch deutlich hervor mit seiner futuristischen, spitzförmigen, an ein Schiff erinnernden Bauweise. Das Originalgebäude stammt aus den 1920er Jahren. Ursprünglich war das Haus ein geradliniger Kubus. Im Inneren: ein Flur, viele abgetrennte Einzelräume.

Offenheit

Um die Struktur aufzulockern, ist ein mit Aluminium verkleideter spitzer Anbau entstanden. Durch große Fensterfassaden wirken die zuvor engen Innenräume nun lichtdurchflutet. Um mehr Offenheit zu schaffen, sind in drei der vier Etagen die Innenwände eingerissen worden. „Ein mutiges, gelungenes Werk“, zollt Herzog Respekt. Freilich: auch ein teures. Ein kompletter Abriss und völliger Neuaufbau wäre billiger gewesen als die Sanierung, sagt Experte Herzog.

Anders bei der zweiten Station der Tour: der St. Augustinus-Kirche. Auch hier wurde im Bestand geändert. Doch in der Kirche hat man mit relativ günstigen Bauteilen einen komplett neuen Innenraum geschaffen. Die Wände sind aus milchigen, lichtdurchlässigen Kunststoffteilen, verziert und zusammengehalten von Metallstreben. Der untere Teil der Kirche ist in Grau gehalten, der obere in Weiß. Wie ein Zelt wirkt das Schiff des Gotteshauses jetzt.

Dass Heilbronn mehr solcher Gebäude vertragen kann, davon sind Herzog und mit ihm auch die Teilnehmer der Tour überzeugt. „Denn Menschen“, so der Heilbronner Architektenchef, „werden durch ihre Umgebung geprägt. Umso schöner, und mutiger sie gestaltet ist, umso besser.“ Doch auf diesem Feld bestehe in der Käthchenstadt noch eine Menge Nachholbedarf. 


>>Interview mit Architektur-Experte Karl Adolf Herzog (24.06.09)
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