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Wirbel um Entenrettung auf dem Buga-Gelände

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Erneut sind Tierretter ausgerückt, um Enten auf dem Buga-Gelände vor dem Ertrinken zu bewahren. Über die Berichte der Tierretter wird heftig diskutiert. Die Verantwortlichen der Buga stellen den Sachverhalt anders dar.

Von Jürgen Kümmerle
Zum wiederholten mal sind Tierretter auf dem Buga-Gelände im Einsatz, um Entenküken vor dem Ertrinken zu retten. Foto: privat
Zum wiederholten mal sind Tierretter auf dem Buga-Gelände im Einsatz, um Entenküken vor dem Ertrinken zu retten. Foto: privat  Foto: privat

Auf dem Gelände der Bundesgartenschau (Buga) ist es am Donnerstagabend zu einem Zwischenfall mit Tierrettern und Buga-Führung gekommen. Die freiwilligen Helfer der Tierrettung sind von Besuchern angefordert worden, nachdem eine Entenfamilie zum wiederholten Male im Floßhafen gefangen war. Die Küken kamen nicht mehr aus dem Wasser und drohten, zu ertrinken. Zu einem ähnlichen Vorfall war es vor rund einer Woche schon einmal gekommen.

Nach der geglückten Rettungsaktion am vergangenen Donnerstag soll Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau, die Tierretter aufgefordert haben, das Gelände zu verlassen. Nach Angaben einer 52-jährigen Besucherin sei mehrmals der Begriff "Aktionismus" gefallen. "Ich war wie vor den Kopf gestoßen über die Art und Weise, wie Herr Faas mit der Tierrettung geredet hat."

Freiwillige Helferin berichtet

Am Freitagabend wurden 2,6 Tonnen Schotter aufgeschüttet, um den Enten Ausstiegsmöglichkeiten zu bieten. Foto: privat
Am Freitagabend wurden 2,6 Tonnen Schotter aufgeschüttet, um den Enten Ausstiegsmöglichkeiten zu bieten. Foto: privat  Foto: privat

"In keinster Weise ist es so, dass die Tierrettung nicht aufs Gelände darf", sagt Buga-Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. Man stellt in Zweifel, dass der Vorfall stattgefunden habe. "Wir waren nicht dabei." Faas habe erfahren, dass jemand von der Tierrettung auf dem Gelände sei und sei daraufhin zum Floßhafen gegangen, erklärt Bucher-Pinell.

Nach Angaben von Katrin Schöneck, die als freiwillige Helferin bei der Tierrettung arbeitet, habe sich Faas abfällig über die Enten geäußert. Man müsse nicht so ein Tam-Tam machen, es seien ja nur Tiere, soll er demnach gesagt haben. "Dann forderte er uns auf, mit sofortiger Wirkung das Gelände zu verlassen." Die Helfer würden zu viel Aufsehen erregen. Das bringe Unruhe in die Veranstaltung.

Nach Auskunft von Jan Franke, Leiter der Tierrettung, habe Faas bekräftigt, man könne wegen der Enten die Veranstaltung nicht sperren. "Ich habe zu ihm gesagt, es geht ja nur um Tiere. Herr Faas hat geantwortet: Ja es sind nur Tiere." Die Buga teilt auf Nachfrage mit, dass sich Faas an diesen Satz nicht erinnern könne. Auf deren Facebook-Seite ist zu lesen: "Wenn das Gespräch zu emotional verlaufen sein sollte, bedauere ich das."

In Eppingen wurde ein Buga-Zwerg von Buga-Gegnern mit einem Schild versehen. Es geht auf die Kontroverse um die Enten auf dem Gelände ein. Foto: Georg Heitlinger
In Eppingen wurde ein Buga-Zwerg von Buga-Gegnern mit einem Schild versehen. Es geht auf die Kontroverse um die Enten auf dem Gelände ein. Foto: Georg Heitlinger  Foto: Georg Heitlinger

Viele Kommentare auf sozialen Netzwerken

Auf den Facebook-Seiten der Buga und der Tierrettung ist es zu heftigen Diskussionen gekommen. Mehr als 700 Menschen haben die Schilderung der Helfer bis Freitagabend kommentiert. Auf der Buga-Seite sind es weit mehr als 600. Viele äußern sich erbost über das Verhalten des Geschäftsführers. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass das so eine Konsequenz hat", sagt Bucher-Pinell. Sie habe sich gewünscht, dass der Vorfall direkt bei der Buga gemeldet werden würde. Dass dies am Vormittag geschehen sei, bestätigt sie. Die Geländeverantwortlichen der Gartenschau seien irrtümlicherweise von einer Wassertreppe ausgegangen, die auf der Buga installiert ist.

Franke beschreibt den Inhalt des Telefonats anders. Man hätte ihm gegenüber auf die Ausstiegshilfen hingewiesen. Diese wiederum sollen beim Eintreffen der Helfer im Wasser gelegen haben. Für die Enten habe es keine Möglichkeit gegeben, aus dem Wasser zu steigen. "Deshalb sind wir ja auch rein", sagt Franke.

Ein Entenküken auf einer Wassertreppe auf dem Buga-Gelände. Foto: privat
Ein Entenküken auf einer Wassertreppe auf dem Buga-Gelände. Foto: privat  Foto: privat

Zwischen der Wasseroberfläche des Floßhafens und der Uferkante liegen etwa 50 Zentimeter - zu viel für die Küken. Sie schaffen es nicht ohne fremde Hilfe aus dem Wasser. Nach Angaben von Buga-Besuchern seien die Küken rund eine Stunde im Becken umhergeirrt. Die alarmierte Tierrettung und freiwillige Helfer seien ins Becken eingestiegen, hätten die Küken eingesammelt und unter dem Applaus von mehreren Dutzend Zuschauern in den benachbarten Neckar umgesiedelt.

 

Warum der Floßhafen für die Küken gefährlich ist

Die Deckfedern der Küken seien nicht ausgebildet. Deshalb dringe Wasser in den Flaum ein. "Wenn es davon zu viel wird, werden die Küken zu schwer und sie gehen unter", erklärt BUND-Regionalgeschäftsführer Gottfried May-Stürmer, weshalb Entenküken verenden können. Gewässerökologisch sei der Floßhafen ein furchtbares Teil. "Es ist ein Fallenbiotop."Er schlägt vor, nicht zu steile Ausstiegshilfen zu schaffen. Am Freitagabend habe man 2,6 Tonnen Schotter aufgefüllt, vier Inseln und sechs Ausstiegshilfen am Floßhafen geschaffen, erklärt Buga-Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. 

 

Auf unserer Webseite Buga aktuell finden Sie weitere Informationen über die Heilbronner Bundesgartenschau 2019 und Hintergrundberichte. Dazu gibt es 360-Grad-Rundgänge über das Gartenschau-Gelände und Vorher/Nachher-Aufnahmen von der Entstehung der Buga. 

>>Buga aktuell

 

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Kommentare

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Thomas Bachmayer am 27.04.2019 11:54 Uhr

..... seit 2012 Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH wurde Hanspeter Faas ein Etat von 500 Millionen Euro anvertraut.
Plötzlich leidet nun H. Faas an erstaunlichen Erinnerungslücken, um pauschal zu behaupten an den Vorwürfen sei nichts wahr.
Ich wünsche Hanspeter Faas alles Gute; hoffend, dass es sich nur um eine transiente globale Amnesie handelt.

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am 26.04.2019 20:43 Uhr

Pfühlsee, Trappensee, Köpfersee oder auch der Ziegeleiparksee. Köpfertal sowie der Altarm des Neckars - dies sind alles mehr oder vielleicht etwas weniger äußerst wertvolle Wasserbiotope. Die gesamte städtische Gemarkung strotzt Stellenweise trotz der dichten Besiedlung von natürlicher Artenvielfalt. Das BUGA Gelände ist augenblicklich bioligisch gesehen für die Stadt so wertvoll wie ein Stück Plastik im Ozean. Im künstlich geschaffenen, und biologisch toten Karlsee wird für 1,2 Millionen Euro ein abendliches Spektakel aufgeführt um die erhofften Besucherzahlen zu erreichen. Dort finden sich allerhöchstens im Laufe dieses Sommers Stechmücken und Tigermückenlarven wieder. Wieviele der für hunderttausende von Euro umgesiedleten Echsen finden sich im Oktober noch in der Nähe des Geländes wieder, wenn die Show ihre Tore schließt. Es werden Bagger anrücken um Platz zu schaffen für ein"urbanes Wohnen ". Ich empfehle jedem einen Spaziergang auf der Waldheide oder im städtischen Wald - diesen gibt es ohne Eintritt. Es fliegen die ersten Schmetterlinge, es balzen zur Zeit die Vögel. Die Waldschnepfe ist dort sogar Wintergast. Es gibt Fledermäuse, Eulen, Feuersalamander und über tausend Insektenarten. Rehe setzen ihre Kitze, Wildschweine und Füchse machen mit Ihrem Nachwuchs die ersten Ausflüge. Es gibt tatsächlich noch Bäume die über hundert Jahre alt sind. Manches gibt es allerdings nicht - Ramba Zamba auf Teufel komm raus mit Steuergeldern. Irgenwie erinnert mich das Jahrhundertereignis BUGA an etwas aus dem alten Rom.....

Jürgen Mosthaf

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