Heilbronner Experimenta eröffnet (12.11.2009)
Heilbronn - Ministerpräsident Günther Oettinger weihte am Donnerstagabend gemeinsam mit 800 Gästen Süddeutschlands größtes Science-Center ein. Von Samstag an kann jedermann das Zentrum im ehemaligen Saatenspeicher Hagenbucher besuchen.
Heilbronn - Die Erwartungen an die Experimenta sind hoch. Ein „Leuchtturmprojekt für die Region“ soll Heilbronns „einzigartige Lern- und Erlebniswelt“, Süddeutschlands größtes Science Center, werden. Für Günther Oettinger, am Donnerstagabend prominentester der etwa 800 Einweihungsgäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, katapultiert sie Heilbronn in eine neue Dimension: „Mit dem heutigen Tag wird Heilbronn in Baden-Württemberg die Zukunftsstadt.“
Eine gigantische Lasershow hatte zuvor das Galazelt, das für die festliche Eröffnung jenseits des Wilhelmskanals aufgebaut worden war, in ein Meer aus Farben, Formen, Worten und Musik verwandelt und den Gästen die ersten beeindruckenden Blicke in die neue Technikwelt auf der Neckarsinsel erlaubt.
Gerade mal 18 Monate hat Heilbronn, wenige Schritte von der Innenstadt entfernt, an dem gebaut, was Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach beim großen Fest „die Quadratur des Kreises“ nannte. In der Experimenta wird zusammengefügt, was vielen eher als sich gegenseitig abstoßende Pole gilt: „Lernen soll Spaß machen.“
150 Experimentierstationen, fünf großzügig ausgestattete Labors, nach denen sich Schulen die Finger lecken würden (und die Gymnasialdirektorin Angela Droste als einziges großes Geschenk für die Schulen bezeichnete), Talentwerkstätten und Wechselausstellungen machen das Science Center aus. Im fünften Stock krönt ein Kongresssaal, traumhafte Ausblicke inklusive.
Phänomenta
Wäre der Kunstname nicht schon für für ein Center vergeben, das Heilbronner müsste Phänomenta heißen. Denn die Experimenta ist ein Phänomen. Und das hängt an einem eher unscheinbaren Kleinbuchstaben in ihrem Namenszug. Er fällt leicht schräg nach links kippend aus dem Rahmen und ist einem Firmenmarkenzeichen entliehen: Das i ist ein Lidl-i.
Bevor der Mittelbuchstabe größere Bedeutung gewann (und auch in der Lasershow wirkungsstark in Szene gesetzt wurde), war die Experimenta eine zunächst verrückte, dann immer klarere Vision von Kulturbürgermeister Harry Mergel. Der begeisterte im Jahr 2005 zunächst Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach, die ganze Rathausspitze, dann den Gemeinderat für die Idee, im ehemaligen Saatenspeicher Hagenbucher ein Science Center einzurichten. Das Bestechende daran ist – neben der Ausrichtung auf Bildung – die Lage: Einen Steinwurf von der Kernstadt entfernt wird hier, wenn nicht alle Finanzgebäude einstürzen, 2019 das Gelände der Bundesgartenschau beginnen, werden Neckarvorstadt und -park als neuer Stadtteil wachsen.
Das Geschenk
Zwölf Millionen Euro waren nach einer Machbarkeitsstudie der „Phänomenta“-Macher als erschreckend hohe Investitionssumme für die Heilbronner Experimenta im Spiel, als der Gemeinderat 2006 grünes Licht gab.
Auf der Suche nach Sponsoren waren Mergel und Himmelsbach schnell auf den Unternehmer Dieter Schwarz gestoßen. Als der Kopf von Lidl, Kaufland und Co. im Februar 2007 Ehrenbürger seiner Heimatstadt wurde, sicherte er der Experimenta den finanziellen Status anderer Töchter der Dieter-Schwarz-Stiftung zu. Garniert war das Geschenk mit der Zusage, auf Dauer die Betriebskosten zu tragen.
30 Millionen
Aus den zwölf Millionen Euro Erstinvestitionen von einst sind 30 geworden, aus den 5,5 Stellen 25 Vollzeitmitarbeiter. In der Zwischenzeit rechnet man mit jährlich 100.000 statt nur 65.000 Besuchern, hat man Projektentwickler im Boot und Agenturen für bundesweites Marketing. Dem Hagenbucher wurde ein moderner Neubau und ein offen zugänglicher Talentgarten hinzugefügt.
Restaurant und Biergarten hat der renommierte Gastronom Umberto Scuccia übernommen, gegenüber baute die Stadt das lichte City-Parkhaus, über den Wilhelmskanal wurde eine Brücke geschlagen, das Gelände bepflanzt.
Die erste von jährlich etwa drei Sonderausstellungen heißt „1100 Tage von der Vision zur Wirklichkeit“ und zeigt witzig und informativ die Entstehung. Ab Samstag steht sie dem Publikum offen. Das Phänomen Experimenta natürlich auch.
Zahlen und Fakten
Für Besucher öffnet die Erlebniswelt Experimenta am Wochenende, Samstag und Sonntag, 14. und 15. November, erstmals ihre Türen. Los geht es an beiden Tagen um 10 Uhr. Auf die experimentierfreudigen Gäste warten auf einer Gesamtfläche von 7500 Quadratmetern vier Themenwelten mit 150 interaktiven Ausstellungsobjekten.
Die erste Sonderausstellung zeigt auf 600 Quadratmetern die Entstehung der Experimenta. Fünf Labore nehmen 500 Quadratmeter Fläche ein, im fünften Stock gibt es einen multimedialen Veranstaltungsraum mit 200 Quadratmetern. Zeitgleich können sich bis zu 600 Besucher im Gebäudekomplex aufhalten. Die Bauzeit für das größte Science Center in Süddeutschland betrug 18 Monate. Die Kosten: rund 30 Millionen Euro. Zum Start sind 25 Vollzeitmitarbeiter in der Experimenta tätig. Hinzu kommen mehr als 80 Besucherbetreuer.
Weitere Infos unter www.experimenta-heilbronn.de
