Leeres Atommüll-Schiff auf dem Neckar gestartet
Der Energieversorger EnBW will hoch radioaktive Abfälle per Schiff transportieren. Am Montagmorgen ist der leere Schiffsverbund in Neckarwestheim gestartet - um in Obrigheim Atommüll abzuholen. Die erste Mahnwache gegen den Transport soll in Gundelsheim stattfinden.

Erstmals soll Atommüll in Deutschland auf einem Fluss transportiert werden. Der umstrittene Transport in drei Castor-Behältern steht offenbar am Mittwoch bevor. Der dazu nötige Schiffsverbund hat am Montagmorgen in Neckarwestheim abgelegt, das teil die EnBW auf Twitter mit.
Der leere Schubverband hat in Neckarwestheim abgelegt & fährt nach Obrigheim. Mehr: https://t.co/Fh0vjvDbgd #castortransport #neckarxcastor
— EnBW (@EnBW) 26. Juni 2017
Die Schiffe fahren jetzt etwa 50 Kilometer zum stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim. Gegen 6.30 Uhr wurden sie in der Schleuse Lauffen gesichtet. Am Dienstag soll dort die Verladung der drei Castor-Behälter auf das Schiff folgen.
Fahrt soll bis zu 14 Stunden dauern
Bleibt es bei den Plänen, dann legt das Schiff mit ausgedienten Brennelementen an Bord am Mittwoch wieder Richtung Neckarwestheim ab. Für die Fahrt zum dortigen Zwischenlager seien bis zu 14 Stunden veranschlagt. Die Abladung der Behälter beginne dann am Donnerstag.
Insgesamt sind fünf Transporte mit je drei Castor-Behältern im Abstand von mehreren Wochen geplant. 342 hochradioaktive Brennelemente sollen transportiert werden. Die Gemeinde Neckarwestheim hatte sich vor Gericht gegen den Transport zur Wehr gesetzt, war damit aber gescheitert.
Erste Demonstration am Montag in Gundelsheim
Hunderte Beamte sichern den mehrtägigen Einsatz. Der Transport wird von Booten der Wasserschutzpolizei begleitet, ein Hubschrauber beobachtet aus der Luft. Kräfte aus anderen Bundesländern sind dem Vernehmen nicht vor Ort. Als mögliche kritische Punkte werden sechs Schleusen gesehen.
Genau dort soll es am Montagmorgen auch die erste Kundgebung gegen den Transport geben - an der Schleuse Gundelsheim. Die Aktion "Neckar Castorfrei" und andere Atomkraftgegner mobilisieren ihre Anhänger zu einer Mahnwache.
#NeckarXCastor Ankunftszeit ca. 11-12 Uhr an der Schleuse Gundelsheim. Auf zur Mahnwache. Widerstand organisieren.
— Antiatom Südwest (@antiatom_sw) 26. Juni 2017
Atomkraftgegner kritisieren den Transport
Unterdessen erneuern die Atomkraftgegner ihre Kritik. „Der unnötige und zudem ein Risiko darstellende CASTOR-Transport auf dem Neckarfindet findet nun doch wider alle Vernunft statt", sagt Jörg Schmid von der AG AtomErbeNeckarwestheim. Jahrelang habe der grüne Umweltminister Franz Untersteller geduldet, dass die EnBW in Obrigheim kein Zwischenlager für die dortigen abgebrannten Brennelemente gebaut hat –und damit einen andauernden Verstoß gegen das Atomgesetz toleriert, so Schmid weiter.
Allein innerhalb der letzten vier Wochen kam es nach Angaben der AG zu vier Unfällen in Neckar-Schleusen. Dies mache deutlich, dass der Schiffs-Transport von hochradioaktiv belastetem Material auf dem Neckar ein echtes Risiko darstelle. Schmid fordert deshalb den baden-württembergischen Umweltminister auf, die Castor-Transporte sofort auszusetzen, anstatt weiter als „EnBW-Minister“ zu agieren.
Bade- und Schwimmverbot im Neckar
Wegen dieser Transporte auf dem Neckar weist die Polizei auf das bestehende Bade- und Schwimmverbot hin, das sich aus der sogenannten Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung ableitet. Danach ist das Schwimmen und Baden in Schleusenbereichen, im Arbeitsbereich von schwimmenden Geräten, an durch Verbotsschild gekennzeichneten Stellen und im Bereich bis zu 100 Meter ober- und unterhalb einer Brücke oder eines Wehres grundsätzlich verboten.
Diese Anordnung bekomme mit Blick auf die Castor-Transporte und zu erwartende Proteste besondere Bedeutung. Die Polizei macht zum einen auf die Gefahr durch Strömungen aufmerksam, kündigt in einer Pressemitteilung an, Zuwiderhandlungen zu ahnden.