Moderna hat noch viel vor
Gerald Wiegand, Deutschland-Chef des Impfstoffherstellers aus den USA, spricht über die Pläne für die nächste Zeit. Moderna verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 18,2 Milliarden Dollar.

Der Impfstoffhersteller Moderna will seine Technologie für Forscher öffnen, die an Therapien gegen andere Krankheiten als Covid-19 arbeiten. Daraus sollen Kooperationen bis hin zur Produktion von Impfstoffen entstehen, kündigte Gerald Wiegand, Deutschland-Chef von Moderna, im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub an. Das US-Unternehmen hatte diese Entscheidung erst vor wenigen Tagen veröffentlicht. Bislang gebe es daher noch keine konkreten Gespräche.
Wiegand sieht die Moderna-Technologie als "Plattform": "Wir sind von ihrem Potenzial überzeugt", sagte er. Aktuell seien 44 verschiedene Programme in der Entwicklung, darunter Impfstoffe gegen das RSV-Virus, gegen Grippe, das Zika-Virus und HIV. Das Unternehmen entwickele zudem aktuell 15 Arzneimittel in vier Bereichen, die auf der mRNA-Technologie basieren - unter anderem gegen seltene Krankheiten. Auch ein Kombinations-Impfstoff gegen Grippe und Covid-19 soll kommen. "Wir haben alleine 31 Kandidaten in der Virologie", sagte Wiegand. "Davon befinden sich vier bereits in der klinischen Phase 3." Bei dieser handelt es sich um die letzte Testphase mit mehreren Tausend Probanden. Fallen dabei die Ergebnisse zufriedenstellend aus, kann darauf basierend die Zulassung beantragt werden.
Projekte

Gerade Impfstoffe und Medikamente gegen sogenannte latente Viren wie Epstein-Barr oder HIV oder personalisierte Krebsimpfstoffe seien erst mit der mRNA-Technologie möglich, erläuterte der Geschäftsführer. "Wir sehen uns da immer noch als Forschungs- und Technologieunternehmen." Das allerdings vergangenes Jahr 800 Millionen Impfdosen gegen Covid-19 abfüllte und 18,2 Milliarden Dollar Umsatz erzielte. Ein neues Werk ist gerade in Kenia im Aufbau, und Wiegand bekräftigte, dass Moderna für die 92 am wenigsten entwickelten Länder der Welt auf seine Patente verzichte.
Für diesen Herbst will das Unternehmen gegen Covid-19 einen kombinierten Impfstoff aus seinem bisherigen Vakzin und gegen Omikron bereitstellen. Ob sich der bislang angekündigte Starttermin August halten lässt, sei aber offen, sagte Wiegand. "Von unserer Seite ist das möglich, aber wir brauchen ja die Zulassungen." Grundsätzlich mache es aber keine Sinn, immer variantenspezifisch gegen die Pandemie anzuimpfen. Ohnehin erwarte er eine Entwicklung hin zu einem infektiösen, aber weniger gefährlichen Virus. "Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird es nur noch um den Schutz der Risikogruppen gehen." Für Herbst 2023 werde dann ein kombinierter Impfstoff gegen Grippe und den dann aktuellen Covid-19-Stamm angestrebt.
Kooperationspartner
Wie Moderna konkret mit Forschern umgehen will, die der Einladung zur Nutzung der Plattform folgen, ließ der Geschäftsführer offen. "Wir stehen als Kooperationspartner bereit. Dann muss man darüber sprechen, wie das gestaltet wird", sagte er nur. Wichtiger sei doch, dass damit gegen Krankheiten geforscht werde, die bislang nicht im Mittelpunkt standen. "Wenn daraus erfolgreiche Ansätze entwickelt werden, ist unser primäres Ziel, die Bekämpfung zu ermöglichen."

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