Fiat-Chef Agnelli gestorben
Rom (dpa) - Der Präsident des italienischen Fiat-Konzerns, Umberto Agnelli, ist tot.

Er hatte erst Anfang vergangenen Jahres nach dem Tod seines Bruders Giovanni die Führung des maroden Auto-Unternehmens übernommen. In den vergangenen Wochen hatten sich in Italien die Gerüchte über den angeschlagenen Gesundheitszustand Agnellis gehäuft, nachdem er am 11. Mai erstmals nicht persönlich an der Fiat-Aktionärsversammlung teilgenommen hatte. Sein letzter öffentlicher Auftritt war Ende April. «Mit Umberto Agnelli verliere ich einen großartigen Freund, mit dem ich seit über 30 Jahren schöne und schwere Momente geteilt habe», sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo.
Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi würdigte in einem Beileidstelegramm Agnellis große Leistungen für die Stadt Turin und ganz Italien: «Das Wissen, die Sanierung des Konzerns eingeleitet zu haben und die Gewissheit, dass seine Stadt und sein Land ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für ihn hegen, müssen ihm in den letzten Tagen Trost gewesen sein.»
Nach dem Tod seines Bruders hatte der «Dottore» - wie die Italiener den stillen, schüchternen Juristen nannten - maßgeblich an der Ausarbeitung eines Sanierungsplans für das in die Krise geratene Unternehmen mitgewirkt. Nachdem er internationale Spitzenmanager wie Giuseppe Morchio als neuen Vorstandschef und Herbert Demel als Chef der Fiat-Autosparte in die Gruppe geholt hatte, konzentrierte er die Geschäfte des Konzerns erstmals wieder auf das Kerngeschäft mit Autos. Unter seiner Präsidentschaft schaffte es das neue Team, die prekäre Finanzlage des Konzerns im vergangenen Jahr deutlich zu verbessern.
«Wir haben in diesen 15 Monaten hart gearbeitet und von Anfang an haben mich Agnellis tiefe Liebe für Fiat, sein Pflichtgefühl und sein Verantwortungsbewusstsein stark beeindruckt», sagte Morchio in einer ersten Reaktion. Der Turiner Bürgermeister Sergio Chiamparini erklärte: «Umberto Agnelli hat es verstanden, in einem der schwersten Momente für das Unternehmen wichtige Entscheidungen zu treffen, die vielleicht den Höhepunkt seiner unternehmerischen Aktivitäten darstellen.» Die Beschäftigten aller Fiat-Werke in Italien gedachten Agnellis mit einer Schweigeminute.
Die Familiendynastie war in den vergangenen Jahrzehnten von vielen Schicksalsschlägen heimgesucht worden: So starben innerhalb von nur wenigen Jahren sowohl der zum künftigen Fiat-Chef designierte Sohn von Umberto, Giovanni Alberto Agnelli (1997), als auch Giovannis einziger Sohn Edoardo, der vor vier Jahren Selbstmord beging.
Umberto war der letzte männliche Träger des Namens Agnelli. Das Erbe des Clans liegt jetzt in den Händen von John Philip Elkann (28), dem Sohn von Giovanni Agnellis Tochter Margherita. Sein Großvater hatte ihn schon 1998 in den Aufsichtsrat berufen, um ihn auf seine zukünftige Aufgabe vorzubereiten. Wegen seines jungen Alters wird es bei Fiat in den kommenden Jahren aber voraussichtlich einen Übergangs-Chef geben, der nicht aus der Familie Agnelli stammt. Die Zeitung «La Repubblica» spekulierte, dass Morchio künftig auch das Amt des Präsidenten bekleiden könnte. Als weitere Möglichkeit wird die Rückkehr des ehemaligen Vorstandschefs Gabriele Galateri gehandelt, heute Chef der mächtigen Mediobanca.
Der Sarg Agnellis soll am Samstag am historischen Fiat-Sitz in Turin aufgebahrt werden. Am Abend werde die Beerdigung des Industriellen im engsten Familienkreis stattfinden, hieß es. Er wird in der Familiengruft in Villar Perosa bei Turin beigesetzt.