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Dieselskandal
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Landgericht Braunschweig stoppt Prozess gegen ehemaligen VW-Chef Winterkorn

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Das Landgericht Braunschweig hat das Strafverfahren zum VW-Dieselskandal gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn wegen seiner andauernden Erkrankung vorläufig eingestellt. Der 78-Jährige gilt aktuell als verhandlungsunfähig.


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In den umliegenden Einfahrten und am Straßenrand stehen vornehmlich teure Autos. Hohe Bäume rundherum schützen vor neugierigen Blicken auf das Grundstück und die Villa in Münchens Nobelstadtteil Bogenhausen. Hier lebt Martin Winterkorn mit seiner Frau Anita. Zurückgezogen. Aus dem Haus geht der ehemalige Audi- und VW-Chef dem Vernehmen nach nur noch sehr selten. Im Verfahren vor dem Landgericht Braunschweig wird gegen Winterkorn, der vor seiner Zeit als Konzernchef CEO bei Audi war, wegen des Verdachts des Betruges, der Falschaussage und der Marktmanipulation verhandelt.

Nun hat das Gericht den Prozess aufgrund des Gesundheitszustands des 78-Jährigen vorläufig gestoppt. Winterkorn gilt den Angaben zufolge derzeit als verhandlungsunfähig. Zuletzt war gebürtige Leonberger im September 2024 vor Gericht erschienen. Der Ingenieure kämpft dem Vernehmen nach schon seit über zehn Jahren mit einem schweren Hüftleiden.

Gericht prüft weiterhin den Gesundheitszustand von Ex-VW-Chef Winterkorn

Die 16. Strafkammer des Landgerichts Braunschweig betont, dass weiterhin regelmäßig geprüft werde, ob der frühere Topmanager wieder verhandlungsfähig ist. Dafür werde ein Sachverständiger hinzugezogen. Sollte sich der Zustand Winterkorns bessern, werde das Verfahren fortgesetzt. Die Manipulation an Millionen von Dieselmotoren im VW-Konzern war im September 2015 aufgeflogen. Die US-Umweltbehörde EPA hatte öffentlich gemacht, dass VW Dieselautos mit einer Betrugssoftware ausgestattet hatte, die Abgastests manipulierte. Nur wenige Tage später trat Winterkorn zurück. Bis heute beteuert er seine Unschuld.

Im September stand der ehemaliger VW-Chef Martin Winterkorn letztmalig vor Gericht. Nun ist das Verfahren gestoppt worden.
Im September stand der ehemaliger VW-Chef Martin Winterkorn letztmalig vor Gericht. Nun ist das Verfahren gestoppt worden.  Foto: Moritz Frankenberg

Martin Winterkorn brachte einst den Audi R8 an den Standort Neckarsulm

Für den Audi-Standort Neckarsulm hatte Winterkorn immer ein besonderes Faible. „Neckarsulm ist eine Perle des Autobaus“, hat er einmal gesagt. Dem Werk hat er Ende 2006 die erste Generation des Sportwagens R8 beschert. „Für den Standort hat er sich immer stark gemacht. Er war ein verlässlicher Partner für uns“, sagen Betriebsräte von damals noch heute. Mit der Region blieb Martin Winterkorn auch als VW-Chef eng verbunden. Stippvisiten wurden weniger, aber er kam immer wieder gerne zurück. Für einen Zwischenstopp in der Kantine, wo Winterkorn nicht selten bei Maultaschen oder Rostbraten zwischen den Bandarbeitern saß und sich aus erster Hand berichten ließ, wo es klemmt. 

Bewährungsstrafe für ehemaligen VW-Vorstand Hans-Jakob Neußer

Martin Winterkorns Prozess ist abgetrennt von einem anderen Verfahren gegen vier ehemalige Manager, das ebenfalls in Braunschweig verhandelt wurde. Ende Mai hatte das >Landgericht das Quartett wegen Betrugs schuldig gesprochen. Der frühere Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung, Jens H., muss für vier Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Auch der Ex-Chef der Antriebselektronik, Hanno J., bekam zwei Jahre und sieben Monate – ohne Bewährung. Der ranghöchste Angeklagte, der ehemalige VW-Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neußer, erhielt ein Jahr und drei Monate auf Bewährung. Der ehemalige Abteilungsleiter D. wurde vom Gericht zu einem Jahr und zehn Monaten verurteilt, ebenfalls auf Bewährung.

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