So können junge Menschen jetzt schon finanziell vorsorgen
Wie gehen Jugendliche mit ihrem ersten Geld richtig um? Von Taschengeld bis zum ersten Gehalt – unser Überblick zeigt, wie finanzielle Planung gelingen kann.

Laut der Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2024 haben 67 Prozent der Jugendlichen in Deutschland zwischen 12 und 25 Jahren Angst vor Armut. Egal, ob es um den Kinobesuch, angesagte Pflegeprodukte oder das neueste Computerspiel geht – die Wünsche junger Menschen kosten Geld.
Doch viele Jugendliche fühlen sich unsicher, sobald Taschengeld oder das erste eigene Gehalt auf dem Konto eingehen. Wie gehen sie richtig mit dem ersten Geld um? Wir geben einen Überblick, wie die finanzielle Planung gelingen kann.
Warum lohnt es sich, früh mit der Finanzplanung zu beginnen?
„Kein Schulfach bereitet junge Menschen wirklich auf die finanziellen Herausforderungen des Lebens vor“, betont Timo Hägele, Regionalmarktleiter der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall. Bis zur Volljährigkeit sind die Eltern in die Entscheidungen ihrer Kinder eingebunden, erst ab 18 Jahren können Jugendliche eigenständig über ihr Geld verfügen.
Dabei gilt: Je früher man mit dem Sparen anfängt, desto besser. „Schon kleine Beträge, die man als Azubi oder Student anlegt, können langfristig einen großen Unterschied machen“, erklärt Janina Scholpp, Leiterin der Abteilung für Studierende und Akademiker bei der Kreissparkasse Heilbronn.
Warum ist das so? Der Schlüssel liegt im sogenannten Zinseszinseffekt: Durch das regelmäßige Zurücklegen selbst kleiner Summen wächst das Vermögen über die Jahre exponentiell.
Wie geht man dabei am besten vor?
Der erste Schritt besteht darin, sich klarzumachen, welche Finanzprodukte man als Anfänger tatsächlich braucht. „In der Regel sind das ein Konto, eine Debitkarte und der Zugang zu Online-Banking“, erklärt Hägele.
Sobald die ersten Einnahmen auf dem Konto eingehen, sollte man sich einen Überblick über die eigenen Finanzen verschaffen. „Jeder sollte genau berechnen: Was kommt monatlich rein und was gebe ich wieder aus?“, rät der Regionalmarktleiter.
Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ist die sogenannte Sparrate – also der Betrag, der zurückgelegt oder investiert werden kann.
Dabei betont er: „Jede finanzielle Planung ist so individuell wie der Mensch dahinter. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept.“ Entscheidend sei, dass jeder seinen Finanzplan an die persönliche Lebenssituation anpasst und regelmäßig überprüft.
Was ist das Drei-Konten-Modell?
Das sogenannte Drei-Konten-Modell ist ein bewährtes Konzept für eine klare und strukturierte Finanzplanung. „Man benötigt zuerst eine Art ‚Geldadresse‘, also ein Girokonto, über das alle Ein- und Auszahlungen laufen“, erklärt Timo Hägele. Dieses Konto dient als Dreh- und Angelpunkt für den täglichen Zahlungsverkehr.
Ergänzend dazu sollte ein „Sparstrumpf“ in Form eines Sparkontos eingerichtet werden. „Hier geht es darum, regelmäßig Beträge zurückzulegen, um sich mittel- oder langfristige Wünsche zu erfüllen.“
Zu guter Letzt empfiehlt Hägele, auch ein Rücklagenkonto für unvorhergesehene Ausgaben einzuplanen. „Dieses Konto eignet sich besonders gut für kurzfristige Rücklagen oder den Notgroschen – etwa auf einem Tagesgeldkonto.“
Was sind die häufigsten Fehler, die Jugendliche beim Umgang mit ihren Finanzen machen?
Eine der größten Herausforderungen für junge Menschen sieht Timo Hägele in der schier überwältigenden Menge an Informationen. „Viele kommen schon mit Vorwissen aus dem Internet in die Beratung – doch die Flut an Meinungen und Ratschlägen sorgt oft für Verwirrung“, erklärt er.
Sein Rat: Bei Finanzentscheidungen sollte man auf unabhängige und fachkundige Beratung setzen, um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden. „Jeder Jugendliche sollte sich die Zeit nehmen, mit einer Vertrauensperson über seine finanzielle Zukunft zu sprechen“, betont Hägele.
Janina Scholpp sieht das ähnlich: „Man sollte sich nicht von Freunden oder vermeintlichen Finanzexperten in den sozialen Medien beeinflussen lassen.“
Geld anlegen – geht das auch nachhaltig?
„Wir leben in einer Welt mit begrenzten Ressourcen“, betont Timo Hägele. Anleger haben heute die Möglichkeit, gezielt in ökologische, soziale oder ethische Projekte zu investieren.
Es gibt zum Beispiel Fonds, die Unternehmen ausschließen, die fossile Brennstoffe nutzen, oder solche, die auf faire Produktionsbedingungen und Klimaschutz achten. Es ist jedoch wichtig, bei der Auswahl nachhaltiger Geldanlagen sorgfältig vorzugehen.
Nicht alle als nachhaltig gekennzeichneten Produkte erfüllen hohe ökologische oder soziale Standards. Daher sollten Anleger genau prüfen, in welche Projekte oder Unternehmen ihr Geld fließt und welche Kriterien bei der Auswahl angewendet werden.
Welche Fördermöglichkeiten haben junge Menschen?
Junge Sparer können zum Beispiel von der Arbeitnehmersparzulage profitieren. Diese staatliche Prämie wird für Angestellte und Beamte mit relativ kleinem Einkommen gewährt, die vermögenswirksame Leistungen in eine Anlageform investieren.
„Arbeitgeber zahlen zum Beispiel bis zu 40 Euro monatlich ins Depot oder zu einem Bausparvertrag dazu“, weiß Scholpp. Das Beste daran: Die Arbeitnehmersparzulage ist steuer- und sozialversicherungsfrei.
Welche Absicherungen sind schon in jungen Jahren wichtig?
Neben dem regelmäßigen Sparen gehört zu einem umfassenden Finanzplan auch die Absicherungen. Auch hier gilt: „Je früher man startet, desto besser – denn das Eintrittsalter wirkt sich direkt auf die Höhe der Beiträge aus“, erklärt Janina Scholpp von der Kreissparkasse Heilbronn. Die Krankenversicherung, die in Deutschland ohnehin verpflichtend ist, bildet dabei die Grundlage.
Darüber hinaus empfiehlt Scholpp eine Haftpflichtversicherung. „Sie schützt vor den finanziellen Folgen, wenn man versehentlich jemandem einen Schaden zufügt – sei es beim Umzug eines Freundes oder im Alltag“, erläutert sie.
Für junge Menschen, die gerade ins Berufsleben starten, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung ebenfalls interessant. „Sie stellt sicher, dass man im Falle einer gesundheitlichen Einschränkung nicht ohne finanziellen Rückhalt dasteht“, betont Scholpp.
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