"International nicht wettbewerbsfähig": Krise der Autoindustrie erfasst Zulieferer
Der Mittelstand in der Autobranche leidet unter der Krise der großen deutschen Autohersteller. Eine Umfrage zeigt, wie schlecht die Lage ist.
Die Krise bei den großen deutschen Autoherstellern schlägt immer mehr auf den Mittelstand in der Autobranche durch. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) unter Automobilzulieferern und mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen.
Demnach bleibt jedes zweite befragte Unternehmen in diesem Jahr bisher hinter den Erwartungen zurück. Weitere 19 Prozent sehen ihre schlechten Erwartungen bestätigt. Lediglich fünf Prozent der Mittelständler konnten ihre Erwartungen übertreffen, für 25 Prozent lief es bisher so gut wie erwartet.
Krise der Autoindustrie: Auftragslage bei Zulieferern ist schlecht
Zu einem großen Problem für den automobilen Mittelstand wird die Auftragslage. Zwei Drittel der Unternehmen sehen dies als große oder sehr große Herausforderung. "Das zeigt: Die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie die aktuell schwache Entwicklung des europäischen Automarktes kommen immer stärker im automobilen Mittelstand an", schreibt der VDA. Die mitunter hohen Auftragspolster der Vergangenheit seien nun endgültig abgearbeitet.
Entsprechend pessimistisch fällt auch der Ausblick der Zulieferer aus. Für das nächste Jahr erwarten nur 17 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der Geschäfte. Fast jeder zweite Betrieb geht von einer unveränderten Situation aus. Und 38 Prozent erwarten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Entwicklung.
Düstere Aussichten bei Autozulieferern: Mehr als die Hälfte der Mittelständler will Personal abbauen
Die schlechte Lage zeigt sich auch in der Personalplanung. 54 Prozent der Unternehmen gaben an, aktuell Beschäftigung in Deutschland abzubauen. Nur 14 Prozent bauen gerade Personal auf. 69 Prozent der Firmen reagieren mit Effizienzsteigerungsprogrammen auf die schwierige Marktlage.
Nachgelassen hat die Investitionsbereitschaft der Mittelständler in Deutschland. 69 Prozent der Unternehmen verschieben geplante Investitionen, verlagern sie oder streichen sie ganz. So planen 23 Prozent der Unternehmen eine Investitionsverlagerung ins Ausland. Und 19 Prozent planen eine Streichung von Investitionen. Nur ein Prozent der Zulieferer will die Investitionen in Deutschland erhöhen.
Krise der Autoindustrie erfasst Zulieferer: VDA-Präsidentin Müller fordert politische Unterstützung
"Die Zuliefererindustrie und insbesondere die zahlreichen mittelständischen Unternehmen sind ein zentraler Faktor für eine erfolgreiche Transformation der deutschen Automobilindustrie", sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die schwache Nachfrage in Kombination mit den Standortbedingungen in Deutschland würden für den Mittelstand zunehmend toxisch. "Umso wichtiger ist jetzt, dass die politischen Rahmenbedingungen sie unterstützen - statt zusätzlich belasten", betont Müller.
Die deutschen Zulieferer seien aktuell mit ihren Produkten international nicht wettbewerbsfähig. Die Politik müsse die Ursachen der Probleme jetzt angehen. Müller: "Wir benötigen konkurrenzfähige Energiepreise, einen konsequenten Bürokratieabbau, Infrastrukturinvestitionen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie internationale Handels- und Rohstoffabkommen, die zeitnah und in großem Umfang abgeschlossen werden müssen."
Bürokratie belastet die Autozulieferer
Vor allem der Bürokratieabbau ist den Mittelständlern wichtig. 92 Prozent gaben an, dass dieses Thema oberste Priorität bei der neuen EU-Kommission haben müsse. 63 Prozent fordern eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, 62 Prozent wünschen sich Erleichterungen bei den Berichtspflichten.
Wie Hildegard Müller weiter berichtet, haben Zulieferer in letzter Zeit verstärkt Probleme, Kredite bei Banken zu bekommen. "Banken können die Lage verbessern, wenn sie den Automotive-Sektor differenzierter betrachten. Es gibt viele erfolgreiche Transformationsmodelle bei den Zulieferern", betont die Verbandschefin.

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