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Konjunkturumfrage
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Unternehmen wollen im Ausland statt im Inland investieren

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Die Stimmung in den Betrieben im Südwesten bleibt angespannt, der Standort steht in der Kritik. Nun zeigt eine Umfrage: Fast jedes dritte Industrieunternehmen will im Ausland investieren - statt hier.

Der Glaube an die Widerstandsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland geht immer mehr verloren. Unternehmen wollen weniger im Inland investieren.
Der Glaube an die Widerstandsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland geht immer mehr verloren. Unternehmen wollen weniger im Inland investieren.  Foto: Silas Stein

Beinahe jedes dritte bereits im Ausland tätige Industrieunternehmen (30 Prozent) im Südwesten will in den nächsten zwölf Monaten Investitionen im Inland zugunsten von Investitionen im Ausland zurückstellen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) hervor. An der Umfrage zu Jahresbeginn hatten 3679 Mitgliedsunternehmen aller Größen und Branchen teilgenommen. 

„Der Glaube an die Widerstandsfähigkeit des Standorts gegen alle Bürokratie-, Kosten- und sonstigen Belastungen dürfte sich spätestens mit dieser Konjunkturprognose endgültig verflüchtigt haben“, sagt Claus Paal, BWIHK-Vizepräsident und Präsident der IHK Region Stuttgart.

Deutschland und Baden-Württemberg brauchen neue Strategien

„Wir brauchen jetzt eine schnelle und umfassende Wirtschaftsagenda, die Innovationen und Investitionen, Standortkosten, Widerstandsfähigkeit und den Bürokratieabbau umfasst“, sagte Paal. Zunehmend zögen Betriebe Investitionsstandorte auch in anderen EU-Ländern vor. „Dort gelten zwar viele ähnliche bürokratische Regelungen und Berichtspflichten, sie sind aber bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei uns.“

Deutschland und Baden-Württemberg benötigten dringend neue Strategien, um im internationalen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren und den Industriestandort wettbewerbsfähig zu halten. „Eine künftige Bundesregierung muss aber auch gegenüber den überbordenden Regulierungen aus Brüssel klare Kante zeigen. Unsere Konjunkturumfrage zeigt mehr als deutlich, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen“, sagt Paal.

„Die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre hinterlassen ihre Spuren.“

Claus Paal

Eine wirtschaftliche Erholung in Baden-Württemberg lasse auch zum Jahresbeginn auf sich warten, hieß es laut Mitteilung. Laut der Konjunkturumfrage bewerteten 29 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut. Das seien zwar rund drei Prozentpunkte mehr als in der Umfrage im Herbst. Jedoch bewerteten mit 23 Prozent fast immer noch so viele Unternehmen ihre Lage als schlecht. Im Herbst waren es noch 24 Prozent.

Der Blick in die Zukunft bleibt bei den Unternehmen düster

Und auch der Blick in die Zukunft bleibt düster: 29 Prozent der Unternehmen erwarten demnach schlechtere Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten, zwei Prozentpunkte weniger als im Herbst. Auf bessere Geschäfte hoffen 16 Prozent der Befragten und damit ebenso viele wie in der letzten Umfrage. „Die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre hinterlassen ihre Spuren und haben zudem viele strukturelle Probleme offengelegt, mit denen wir noch lange beschäftigt sein werden“, sagt Paal.

Die hohen Energiekosten, aber auch hausgemachte und vorhersehbare Probleme wie übermäßige Bürokratie und Fachkräftemangel würden das Wachstumspotenzial des Landes bremsen. „Besonders Baden-Württemberg mit seinem industriellen Schwerpunkt ist von diesen vielfältigen Herausforderungen stark betroffen.“ Auf Platz eins der größten Geschäftsrisiken bleibt die schwächelnde Inlandsnachfrage. Rund 65 Prozent der Betriebe sehen hier ein Problem für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Das Risiko hoher Arbeitskosten nimmt von Umfrage zu Umfrage zu und landet mit 57 Prozent auf dem zweiten Platz.

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