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XXXLutz-Chef rechnet trotz deutlicher Energieeinsparungen mit höheren Kosten

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Im Interview berichtet XXXLutz-Deutschlandchef Alois Kobler über die Lage bei dem Möbelhändler. Auch er spürt die Folgen von Corona, Inflation, Energiepreissteigerungen und Arbeitskräftemangel. Aber nicht alle Auswirkungen sind negativ.

 Foto: Berger

Die neuen Auszubildenden und Dualen Studenten haben am Dienstag (06.09.) in der Arena Hohenlohe bei Ilshofen ihr Unternehmen kennengelernt. Und Alois Kobler, Geschäftsführer von XXXLutz in Deutschland, ist zuversichtlich, was die Geschäftsentwicklung angeht - trotz Corona, Inflation, Energiekrise und Fachkräftemangel.

Wie ist XXL durch die Pandemie gekommen?

 Foto: Fabian Fruehwirth

Alois Kobler: Heute lässt sich rückblickend sagen, dass wir zu den Glücklichen gehören. Werden die Zeiten ernster, hat der Mensch grundsätzlich das Bestreben, es sich zu Hause gemütlich zu machen - das hat sich bei uns positiv ausgewirkt. Die Zeit der Pandemie hat uns zudem gezeigt, wie weit wir in Sachen Digitalisierung schon waren und vor allem, wie wendig und schnell wir auf die ganz unterschiedlichen Situationen zu reagieren wussten.


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Und wie läuft es im aktuellen Jahr?

Kobler: Wir sind weiterhin gut unterwegs, besser als im Jahr zuvor. Der Trend setzt sich fort. In diesem Jahr liegen wir aktuell über Plan - und 2021 war unerwartet erfolgreich.

 

Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun in einen möglichen weiteren Corona-Herbst?

Kobler: Wir gehen davon aus, dass es zu Einschränkungen kommen kann, vielleicht Maskenpflicht, viel mehr eigentlich nicht. Für uns ist entscheidend, dass wir öffnen dürfen. Wir haben in unseren großen Möbelhäusern nie Probleme mit dem Abstandhalten. Wir bleiben weiter vorsichtig und wollen weiter Vorbilder sein. So haben wir unsere Maßnahmen auch nie komplett zurückgefahren - unsere Mitarbeiter können sich zum Beispiel weiterhin zweimal pro Woche kostenlos testen lassen, und wenn Kunden Maske tragen, setzen wir sie natürlich auch auf.

 


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Inwiefern spüren Sie in Ihrem Einkauf bereits Folgen der Inflation?

Kobler: Aktuell ist noch alles im Rahmen. Wir haben langjährige Partner und entsprechende Verträge geschlossen, so können wir das alles noch gut gestalten. Uns hilft es, dass wir während Corona begonnen hatten, grundsätzlich mehr Ware zu bevorraten, sollten Lieferketten reißen. Wir verfügen jetzt über Warenmengen, bei denen der Preis noch stimmt.

 

Merkt man schon, dass die Menschen sparsamer werden und anders einkaufen?

Kobler: Ich kann da nur zurückblicken und nicht in die Zukunft. Was wir gemerkt haben, ist die Tatsache, dass der Kunde eher qualitativ hochwertige Ware kauft, gerade in den vergangenen drei Jahren. Und das ist bis heute immer noch der Fall für uns in der Möbelbranche. Wir sind bei XXXLutz mit unserer Produktpalette vom Einstieg bis zur gehobenen Marke sehr gut sortiert. Selbst wenn das Einkaufsverhalten in den nächsten Monaten kippen sollte, haben wir eine gute Bandbreite zu bieten. Wir sehen es somit gelassen, beobachten die Lage natürlich und sind imstande, auch schnell zu reagieren.

 

Inwiefern haben Sie wegen Problemen bei den Lieferketten auf europäische Lieferanten umgestellt?

Kobler: Unser Anteil an europäischen Lieferanten ist sehr hoch. Es gibt natürlich Hersteller, die zum Erzeugen ihrer Artikel in Fernost zukaufen. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass bei den Produzenten ein Umdenken stattgefunden hat. Es hat schon mit der Pandemie begonnen; heute ist in einem deutschen Produkt erheblich mehr Deutschland drin als vor zwei oder drei Jahren. Der Kunde ist auch mehr darauf bedacht, ein Produkt zu kaufen, das für eine gewisse Regionalität steht und damit nachhaltiger ist. Sowohl wir als auch die Hersteller gehen intensiver als je zuvor auf dieses Thema ein. Das tangiert bei uns alle Bereiche.

 

Wie reagieren Sie auf die steigenden Energiekosten?

Kobler: Für uns gilt nicht erst seit heute, dass wir energiesparend bauen - unser neues Haus in Heidelberg ist beispielsweise ein komplettes Passivhaus. Wir versuchen, alle Standorte energetisch auf ein Top-Level zu heben. Wir halten auch unsere Mitarbeiter an, Energie zu sparen, also kein Licht anzulassen oder die Klimaanlage herunter zu drehen. Wir sind immer, wenn's geht, Vorbild und nicht diejenigen, die reagieren.

 

Konkret - wie viel Prozent, schätzen Sie, müssen Sie dieses Jahr mehr für Energie ausgeben?

Kobler: Ich denke, wir werden 15 bis 20 Prozent einsparen können und am Ende trotzdem zehn Prozent mehr ausgeben

 

Wie gut schaffen Sie es mittlerweile, Ihre Ausbildungsplätze zu besetzen?

Kobler: Wir hatten über 1000 Stellen ausgeschrieben und die meisten davon besetzt, aber wir haben auch noch Plätze frei. Wir bieten über 15 Ausbildungsberufe an, und es gibt Berufe in den Sparten wie Montage, Logistik oder im Restaurant, wo wir noch Bedarf haben. Wir haben hier auch extra eigene Akademien entwickelt. Es wird nicht einfacher. Wir werden aber von Jahr zu Jahr besser, auf uns aufmerksam zu machen - wir sind für junge Leute ein spannendes Unternehmen geworden. Dass wir stark digital unterwegs sind, auch am Arbeitsplatz, macht uns interessanter

 

Inwiefern trifft Sie generell der Fachkräftemangel?

Kobler: Ein Beispiel: In der Branche ist es sehr schwer, gute Küchenmonteure zu finden. Wir haben nun die Voraussetzungen geschaffen, um 100 Küchenmonteure deutschlandweit pro Jahr selbst in Eigenregie auszubilden. Dadurch können wir unseren Bedarf künftig abdecken. Hier haben wir kurzerhand eine eigene Akademie geschaffen, dazu Vergütungen und Benefits erhöht. Wir schulen jeden Mitarbeiter mindestens zehn Tage pro Jahr. Das sind Dinge, die nachhaltig sind und von denen der Mitarbeiter persönlich profitiert. Was wir brauchen, aber was der Markt nicht hergibt, das packen wir selbst an. Größe und Bekanntheit reichen längst nicht mehr, als attraktiver Arbeitgeber musst du dich abheben und auf die Bedürfnisse der Belegschaft eingehen - so handeln wir und deswegen sind wir so erfolgreich.


Zur Person

Der gebürtige Österreicher Alois Kobler (59) absolvierte zunächst eine Tischlerlehre. 1990 startete er bei XXXLutz als Küchenverkäufer in Mattighofen in Oberösterreich. Seine Führungslaufbahn brachte ihn bis zum Hausleiter in Eugendorf bei Salzburg und Braunschweig. 2005 wurde Kobler (Foto: XXXLutz) Gebietsverkaufsleiter bei der in jenem Jahr übernommenen Handelskette Mann Mobilia. Seit 2009 ist er verantwortlicher Geschäftsführer XXXLutz Deutschland. Sein Dienstsitz ist Würzburg.

 
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