Schlecker veröffentlicht Schließliste
Heilbronn/Hohenlohe - Schlecker hat am Mittwoch die Liste der 2.000 Filialen veröffentlicht, die voraussichtlich geschlossen werden. Darunter sind auch mehrere Märkte aus der Region Heilbronn.
Auf der 40 Seiten langen Liste sind Märkte von Aachen bis ins niederbayerische Zwiesel aufgeführt. 2000 Filialen sollen wie bereits angekündigt endgültig geschlossen werden - nur sie sind auf der Liste aufgeführt. Unlängst zählte Schlecker in Deutschland noch rund 5400 Filialen.
![]() |
|
Zwischen der von Schlecker veröffentlichten Liste und jener, die Verdi vorliegt, gibt es auch in der Region einige Unterschiede. So fehlen auf den 40 Seiten von Schlecker die Standorte Bönnigheim, Kirchheim, Neckarsulm-Rathausstraße, Pfedelbach und Schwaigern (*).
Dafür ist Kirchardt auf der Liste des Insolvenzverwalters aufgeführt (**).
Auf beiden Listen stehen die Filialen Cleebronn, Flein, Heilbronn-Biberach, -Böckingen (beide) und -Neckargartach, Ittlingen, Möckmühl (Untere Gasse), Neckarbischofsheim, Nordheim und Talheim.
* = nur auf der Liste von Verdi
** = nur auf der Liste des Insolvenzverwalters
Das spiegele die Ungewissheit wider, die gerade über einigen Standorten schwebt, berichtet der Heilbronner Verdi-Sekretär Helmut Schmidt: „Auch die Liste des Insolvenzverwalters ist eine vorläufige Liste und kann sich von heute auf morgen ändern“, erklärt er.
Allerdings sei die Schlecker-Bezirksleitung bereits am Dienstagnachmittag in mehreren zur Schließung anstehenden Filialen im Raum Heilbronn und Neckarsulm gewesen und habe die Belegschaft darüber informiert.
Schlecker schließt Lager
Die Filialschließungen sind auf dem Weg - nun folgen die Schlecker-Lagerstandorte. Wie die Drogeriekette am Donnerstag mitteilte, wird es künftig nur noch fünf statt bisher 13 Standorte geben. 840 Jobs fallen weg, sie gehören zu der von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz angekündigten Gesamtzahl von rund 12.000 Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze verlieren. Verdi wollte am Donnerstag mit Aktionen in ganz Deutschland für Solidarität mit den Schlecker-Beschäftigten demonstrieren.
Geiwitz sieht den Umbau als Teil eines Konzepts, das Schlecker überlebensfähig machen soll. Die Kette will ihre Waren künftig mit rund 560 Mitarbeitern aus Ehingen (Baden-Württemberg), Pohlheim (Hessen), Falkenhagen (Brandenburg), Melle (Niedersachsen) und Schleiz (Thüringen) verteilen.
Der Umbau soll zum 1. August abgeschlossen sein. Die Lager in Schwarmstedt (Niedersachsen), Luckau (Brandenburg), Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen), Herda (Thüringen), Kürnach (Bayern), Alzey (Rheinland-Pfalz), Empfingen (Baden-Württemberg) und Nittendorf (Bayern) fallen weg.
Rabattaktionen
Möglicherweise kann es nach dpa-Informationen noch zu kleinen Veränderungen kommen - doch ist das Aus für die Läden ziemlich sicher. Von rund 400 weiteren Filialen, die noch auf wackeligen Füßen standen, sind mittlerweile dem Vernehmen nach rund 120 gerettet, über 280 spricht Geiwitz noch mit den Arbeitnehmervertretern.
Die betroffenen Geschäfte auf der Liste wurden seit Dienstagnachmittag per Fax über ihre Schließung informiert. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers erhalten diese am Mittwoch oder Donnerstag Pakete für Rabattaktionen. Die Preise der Waren für den Ausverkauf sollen um 30 Prozent reduziert werden.
Das Unternehmen betonte zugleich, dass eine Filialschließung nicht die Kündigung der dort beschäftigten Mitarbeiterinnen zur Folge haben müsse. Darüber entscheide in jedem Einzelfall der Sozialplan, der ebenfalls noch verhandelt werde.
Geiwitz will 11.750 Stellen streichen, um ab April mit schwarzen Zahlen das Unternehmen weiterzuführen. In Stuttgart war Schlecker am Mittwochmorgen Thema einer Landtagsdebatte.
Diskussion
Die Diskussion um Staatshilfen ging indes weiter. Das Bundeswirtschaftsministerium stellte in Berlin klar, dass insolvente Firmen wie Schlecker nicht für Programmkredite der Staatsbank KfW antragsberechtigt seien. Wirtschaftsstaatssekretär Bernhard Heitzer verwies in einem am Mittwoch bekanntgewordenen Schreiben an den baden-württembergischen Finanzminister Nils Schmid und die Stuttgarter Arbeitsministerin Katrin Altpeter (beide SPD) darauf, dass das Land zuständig sei, in dem das Unternehmen sitze. Auch hätten Länder eigene Förderinstitute, die gegebenenfalls Kredite bereitstellen könnten entsprechend der EU-Beihilferegeln.
Im Stuttgarter Landtag gab es eine heftige Kontroverse um Staatshilfen für Schlecker. „Wollen Sie eisig schweigen?“, fragte Schmid am Mittwoch in einer aktuellen Debatte im Stuttgarter Landtag die Fraktionen von CDU und Liberalen. „Die Uhr tickt.“ Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) habe sich quergestellt und den Millionen-Kredit für die Transfergesellschaft verweigert. „Diese Frauen haben nicht die Gleichgültigkeit und Hochnäsigkeit des Herrn Rösler verdient.“
Die Opposition hielt dem Minister schädlichen Aktionismus vor. „Das ist primär keine staatliche Aufgabe, sich da einzumischen“, sagte der liberale Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Schmid betreibe „reinen Populismus auf dem Rücken der Schlecker-Mitarbeiter“. Es gebe 3800 offene Stellen für Verkäuferinnen und Kaufleute. Zudem könnten viele Frauen bei den Schlecker-Konkurrenten dm, Rossmann und Müller unterkommen. Für die CDU sagte Reinhard Löffler, Pleiten seien nichts Ungewöhnliches. „Bei den Kleinen kommt der Gerichtsvollzieher, bei den Großen der SPD-Minister.“ red/lsw