Reinhold Würth positioniert sich gegen AfD – "Wollen wir uns das antun?"
Der Hohenloher Unternehmer bezieht in einem Brief an die Beschäftigten in Deutschland klar Stellung für Demokratie und gegen Rechtspopulismus. Mit der AfD drohe die Abschaffung der Demokratie, fürchtet Reinhold Würth.

Reinhold Würth ist berühmt und berüchtigt für die Vielzahl an Briefen, die er regelmäßig an seine Mitarbeiter schreibt. Darin geht es üblicherweise um interne Themen beim Hohenloher Handelskonzern. Nun wendet sich der 88-jährige Firmenpatriarch mit einer deutlichen politischen Botschaft an seine 27.128 Mitarbeiter in Deutschland.
Tenor: Wählt nicht die AfD! Reinhold Würth schreibt in dem Brief, der der Heilbronner Stimme vorliegt, selbst von einer "außergewöhnlichen Nachricht", weil sich die Würth-Gruppe verordnet habe, sich vom politischen Geschehen distanziert zu halten. Doch seine Sorge um die Demokratie angesichts des "AfD-Hypes" hat Würth dazu gebracht, mit dieser Regel zu brechen.
Mit Blick auf die zahlreichen Demonstrationen für die Demokratie in Deutschland schreibt er: "Ich schließe mich diesem Protestzug voll an." Er sehe sich in Übereinstimmung mit Abermillionen deutscher Bürger.
Appell an Mitarbeiter: Reinhold Würth warnt davor, die AfD zu wählen
Und weiter: "Ich frage Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was will die AfD im Rahmen dieses Systems verändern?" Für Reinhold Würth ist Deutschland ein Land der Freiheit, in dem "kein Mensch hungern oder frieren" müsse und die Menschen fast alles haben, was sie brauchen: "Arbeit, Urlaub, Gesundheitsversorgung, Reisefreiheit, Einkommen und die Freiheit des Reports im Rahmen der Verfassung – brauchen wir mehr?"
Das ist für ihn auch der große Unterschied zur Endzeit der Weimarer Republik. Damals hätten Hyperinflation und riesengroße Arbeitslosigkeit geherrscht, deswegen hätten die Menschen Adolf Hitler als "Retter aus der blanken Not gesehen". Insofern seien Parallelen zu Weimar "absoluter Unsinn".
Mit der AfD drohe eine Diktatur – Reinhold Würth rät Mitarbeitern von Wahl der Partei ab
Würth zitiert den brandenburgischen AfD-Landtagsabgeordneten Lars Hünich, der kürzlich angekündigt hatte, dass man den Parteienstaat abschaffen wolle, wenn man in eine Regierungsverantwortung komme. "Das heißt, man würde mindestens eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen – wollen wir uns das antun?", fragt Reinhold Würth.
Er appelliert eindringlich an alle Bürger und Mitarbeiter, sich zu überlegen, wem sie bei den nächsten Wahlen ihre Stimme geben. "Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig", wird Würth deutlich.
Der Unternehmer plädiert für ein weiteres Zusammenleben "im heutigen System unseres so wunderbaren Grundgesetzes mit unseren unterschiedlichen Meinungen, Vorstellungen und Ideen". Und empfiehlt angesichts des Wohlstands mehr Dankbarkeit und Wertschätzung für das, "was wir haben".