Großmetzgerei Nothwang übernimmt Heilbronner Betrieb Wirth
Die Großmetzgerei aus Bad Friedrichshall übernimmt den Heilbronner Familienbetrieb mit 90 Mitarbeitern und vier Standorten. Die Partner sehen viel Potenzial in der Zusammenarbeit. Bald sind auch fleischlose Produkte im Angebot.

Die Großmetzgerei Nothwang aus Bad Friedrichshall übernimmt die Heilbronner Metzgerei Wirth mit vier Fachgeschäften und 90 Mitarbeitern. Die neuen Partner haben sich viel vorgenommen.
Wirth suchte strategischen Partner
Vor gut sechs Wochen hatte die Familie Wirth Kontakt zu Uwe Nothwang aufgenommen, um die Möglichkeiten einer gemeinsamen Zukunft auszuloten. "Wir haben in Biberach schon immer das Problem, dass wir zu wenig Platz in der Produktion haben", erläutert Christoph Wirth, Sohn von Andrea und Eberhardt Wirth. Die Metzgerei sei nun an einem Punkt angekommen, wo man kräftig investieren müsste. Angesichts des herausfordernden Umfelds im Metzgerhandwerk habe man aber beschlossen, einen strategischen Partner zu suchen, um die Zukunft gestalten zu können.
Die Chemie hat von Anfang an gestimmt
Diesen Partner haben die Biberacher mit Nothwang gefunden. "Die Chemie hat vom ersten Moment an gestimmt", berichtet Nothwang beim gemeinsamen Pressegespräch mit Christoph Wirth. Man teile dieselben Werte und Vorstellungen, sagt Nothwang. "Der Kunde sucht Sicherheit, Qualität und Regionalität. Wir wollen Orientierung bieten." Zusammen mit der Familienmetzgerei Wirth könne man zahlreiche Synergieeffekte erzielen, sagt er mit Blick auf Einkauf, Beschaffung, Produktion und Verkauf.
Von Produkterweiterungen profitieren beide Partner

Die in der Region eingeführten Namen bleiben bestehen, auch für die 90 Wirth-Mitarbeiter soll sich nichts ändern. Die Wirth-Produktion in Biberach wird zum Jahresende geschlossen und nach Bad Friedrichshall verlagert. Es ist gut möglich, dass die Kunden in einer Nothwang-Filiale künftig auch Maultaschen von Wirth finden - und Wirth-Kunden den Wacholderschinken von Nothwang. Wie genau der Austausch der jeweiligen Produkte aussehen wird, ist noch nicht geklärt. An den Originalrezepten - etwa für Maultaschen - werde aber nicht gerüttelt, versichern die neuen Partner.
Eine ideale Ergänzung für sein Unternehmen mit 135 Mitarbeitern sieht Uwe Nothwang in der "kulinarischen Kompetenz" der Biberacher. Wirth hat sich über viele Jahre hinweg ein starkes Standbein mit Catering, Partyservice und Mittagstisch aufgebaut. Mit diesem Pfund will künftig auch Nothwang wuchern. Der 55-Jährige spricht von Snackification, also dem Trend zu mehreren kleineren Mahlzeiten am Tag. Diesen könne man im gemeinsamen Verbund besser bedienen.
Neues Tochterunternehmen Lena Greenfood
Auch einer weiteren Entwicklung bei den Ernährungsgewohnheiten wollen Nothwang und Wirth Rechnung tragen: Dem Trend zu veganer Ernährung. Daher hat Nothwang im Februar dieses Jahres die Tochterfirma Lena Greenfood gegründet, deren Geschäftsführer Christoph Wirth im September wird. Bei Lena Greenfood tüfteln die Entwickler an veganen Produkten auf der Basis von Kichererbsen, Linsen und Erbsen. Fleisch- oder Wurstersatzprodukte, wie sie viele Wettbewerber auf den Markt bringen, sind ausdrücklich nicht geplant.
Stattdessen soll die gesundheitsbewusste Kundschaft mit Kichererbsen-Curry, Linsen-Mango-Salaten oder Kreationen wie Schoko-Hummus angesprochen werden. "Auf dem Weindorf werden wir Kichererbsen-Curry anbieten", kündigt Nothwang an. Vor allem an zentral gelegenen Standorten wie der Wirth-Filiale an der Heilbronner Allee sehen die Partner großes Potenzial für solche Snackangebote.
Christoph Wirth wird Geschäftsführer
Christoph Wirth freut sich auf seine Aufgabe als Geschäftsführer von Lena Greenfood. Der 35-jährige Metzgermeister hat Food Management studiert und weiß um die sich verändernden Ernährungsgewohnheiten der jungen Menschen. In der Entwicklung, Produktion und Vermarktung fleischloser Lebensmittel sieht Wirth große Chancen und einen wichtigen Beitrag, um das gemeinsame Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.
Regionalität
Nothwang und Wirth legen viel Wert auf Regionalität. Wirth bezieht seine Schweine beispielsweise von einem Bauern aus Öhringen, Nothwang hat verschiedene Bezugsquellen in der Region, aber auch in Bayern, wo die Simmentaler Alpenrinder gekauft werden. Schlachten lässt Nothwang in Crailsheim. Nothwang spricht nicht von Lieferbeziehungen, sondern von "Wertepartnerschaften". Diese sollen auch im neu entstehenden Geschäft mit fleischlosen Produkten gepflegt werden. Die meisten Rohstoffe wie Kichererbsen, Erbsen oder Linsen stammen von regionalen Landwirten. Uwe Nothwang betont dass man auch für weitere Partnerschaften offen sei, wenn es passt.