Neue Namen für die Zigeunersauce
Nach dem Vorstoß von Unilever, der Knorr-Zigeunersauce einen neuen Namen zu geben, wollen auch andere Hersteller ihre Produkte umbenennen. Manche prüfen den Schritt noch. Bei Kaufland ist bereits eine Entscheidung gefallen.

Die Zigeunersauce hat ausgedient - jedenfalls, so weit es die Bezeichnung auf dem Etikett im Supermarktregal angeht. Unilever hat mit der entsprechenden Knorr-Sauce nur den Anfang gemacht. Nach dem großen öffentlichen Echo für diesen Schritt ziehen nun alle großen Hersteller und Händler nach: Sowohl Markenartikel als auch Handelsmarken nach dem altbekannten Rezept werden bald neue Bezeichnungen tragen. Das kündigten inzwischen nahezu alle namhaften Produzenten und Handelsketten - darunter auch Kaufland - an.
Kaufland hat sich entschieden
Eine Sprecherin der Neckarsulmer Handelskette teilte mit: "Wir verfolgen die aktuelle gesellschaftliche Debatte und haben dieses Thema ebenfalls diskutiert. Wir werden die Sauce unserer Eigenmarke K-Classic 'Let´s BBQ Zigeuner-Sauce' umbenennen in 'Paprikasauce Ungarischer Art'. Die Rezeptur bleibt unverändert, die Umstellung wird zeitnah erfolgen."
Alexander Truhlar, Sprecher der Müller-Gruppe, deren Tochter Homann solche Sauce herstellt, betont. "Auch wenn wir nach wie vor den Begriff 'Zigeunersoße' als reine Sortenbezeichnung betrachten und es niemals unsere Intention war, mit deren Verwendung zu diskriminieren, werden wir diese Sorte beim nächsten Relaunch des Verpackungsdesigns auf zum Produkt passende Art und Weise umbenennen."
Bei Edeka erklärt Sprecherin Jennifer Teichert: "Wir prüfen im Moment für die entsprechenden Eigenmarken-Artikel von Edeka und Netto Marken-Discount eine Umbenennung." Bei Rewe sagt Sprecher Thomas Bonrath: "Unabhängig von der Entscheidung der Marke Knorr werden wir den Begriff Zigeunersauce bei unseren Eigenmarkenprodukten sowohl bei Rewe als auch bei Penny zukünftig nicht mehr verwenden und ersetzen." Dem haben sich weitere Hersteller wie Kühne, Bautz'ner und Werder angeschlossen.
Dabei hat die Debatte eher zufällig diesen Schwung bekommen. "Wir wollten die Umbenennung eigentlich gar nicht groß verkünden, machen aber auch keinen Hehl daraus", berichtet ein Unilever-Sprecher unserer Redaktion. "Wir schauen uns fortlaufend die Namen aller unserer etwa 400 Produkte an. Es hat immer wieder Fälle von Kritik gegeben."
Debatte hat neuen Schwung bekommen
Zum Beispiel habe der Konsumgüterkonzern in Indien eine Hautcreme umbenannt - von "fair and lovely" in "glow and lovely". "fair" heißt unter anderem weiß oder hellhäutig - das kam auf dem Subkontinent nicht gut an. "glow" bedeutet in der Kosmetik soviel wie glänzend oder scheinend.
Auch über die Zigeunersauce gab es schon Diskussionen. 2013 lehnte Unilever aber noch ab, ihr einen anderen Namen zu geben. Damals diskutierte das Unternehmen den Fall auch mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma - und man einigte sich seinerzeit darauf, es dabei zu belassen. Zu dem aktuellen Beschluss hat der Verband mitgeteilt, dass er diesen Schritt begrüßt, wenn auch nicht als dringlichstes Problem betrachtet.
Reaktionen von Lob bis Boykottaufrufen
Über Unilever ist nun eine Welle der Reaktionen hereingebrochen. Die Spannweite reicht von Ablehnung und Boykott-Androhungen über ausgleichende Stimmen bis zu Lob, berichtet der Sprecher. "Es ist eine grundsätzliche Diskussion, die sich an einem Produkt entspinnt."
Klar ist jedenfalls, wie es weitergeht: Die Sauce, die in einem polnischen Unilever-Werk unter der Heilbronner Traditionsmarke Knorr hergestellt wird, wird in ihrer Rezeptur nicht verändert. Nur das Etikett bekommt einen neuen Aufdruck - "Paprikasauce Ungarischer Art". Im dritten Quartal sollen die Flaschen mit dem neuen Namen in Deutschland in die Regale kommen. Nach und nach, denn erst wird noch die Zigeunersauce verkauft - solange der Vorrat reicht.