Nach Ahlers-Insolvenz: Modepark Röther tätigt Riesen-Zukauf
Wesentliche Teile der insolventen Ahlers AG mit den Marken Baldessarini, Pierre Cardin und Pioneer werden vom Unternehmen aus dem Kreis Schwäbisch Hall übernommen. Die Erwartungen für das laufende Jahr sind aber verhalten.

Für Modepark Röther dürfte es, was den Zuwachs an Umsatz und Mitarbeitern angeht, die größte Investition der Firmengeschichte sein:
Das Familienunternehmen mit Sitz in Michelfeld bei Schwäbisch Hall will die wesentlichen Teile der insolventen Ahlers AG übernehmen. Das teilte der Herrenmode-Hersteller mit Sitz in Herford am Montag mit.
Ein eigenes Werk gehört nun dazu
Ahlers hatte im April Insolvenzantrag gestellt. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 15. Juli hat der Insolvenzverwalter nun die Veräußerung des Kerngeschäfts verkündet.
Es umfasst den Geschäftsbetrieb der Ahlers-Gruppe mit den Marken Pierre Cardin, Baldessarini, Pioneer Jeans und Pionier Berufskleidung, die Anteile an der Gesellschaft Otto Kern, an den Vertriebsgesellschaften in Polen, Schweiz, Frankreich, Österreich, Ungarn und Spanien sowie die Anteile an der Produktionsgesellschaft in Sri Lanka.
Neueröffnungen geplant
Modepark Röther beschäftigt etwa 2300 Mitarbeiter und betreibt 48 Geschäfte in Deutschland und Österreich unter seinem Namen, unter anderem bereits seit 2002 in Heilbronn. Für dieses Jahr sind weitere zwei Neueröffnungen geplant, in Klagenfurt (Kärnten) und in Geislingen.
Die Läden und der eigene Onlineshop kamen zuletzt auf knapp 300 Millionen Euro Umsatz. Hinzu kommen Handels- und Dienstleistungsgesellschaften mit zusammen 80 Millionen Euro Umsatz, erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Michael Röther. Durch die Übernahme von Ahlers wächst die Gruppe nun um 1300 Beschäftigte, davon 170 in Deutschland, 230 in den europäischen Tochtergesellschaften sowie 900 im Werk in Sri Lanka. Jener Standort werde vollständig übernommen, sagt Röther.
Ahlers war in der Verlustzone
Mit der Übernahme schwingt sich der Modehändler zu einem deutlich größeren Unternehmen in der Branche auf. "Wir bedienen nun den Großhandel und vertreiben die Ware auch an Kollegen", beschreibt Michael Röther die neue Rolle. Modepark Röther hat bereits Eigenmarken in seinem Sortiment.
Der Umsatz der Ahlers AG ist im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (es endete im Mai) um 10,2 Prozent auf 88,5 Millionen Euro gestiegen. Unter dem Strich stand aber ein Verlust von 6,9 Millionen Euro. Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr kam das börsennotierte Unternehmen auf 170,9 Millionen Euro. "Wir gehen davon aus, dass wir diesen Umsatz nicht gleich im ersten Jahr halten können", meint Röther.
Geschichte der Unternehmen
Modepark Röther wurde 1972 als Textilgeschäft, vor allem für Jeans, in Schwäbisch Hall gegründet. 1996 zog die Firma mit einem Neubau bei Michelfeld auf die grüne Wiese und startete die Expansion in das spezielle Segment großflächiger Märkte statt kleiner Geschäfte. Das Unternehmen befindet sich in zweiter Generation in Familienbesitz.
Ahlers wurde 1919 als Tuchgroßhandlung in Jever in Ostfriesland gegründet. Nach dem Umzug nach Oldenburg 1925 wurde 1932 ein Produktionsbetrieb in Herford eröffnet und der Sitz dorthin verlegt. 1987 folgte der Börsengang. Während Pioneer Jeans und Pionier Berufskleidung Eigenmarken sind, wurden Baldessarini 2006 von Hugo Boss und Otto Kern ab 2000 schrittweise hinzugekauft. Für die Marke Pierre Cardin besteht seit 1992 eine Lizenz.