Lidl will eigene Containerschiffe anschaffen
Der Neckarsulmer Discounter plant, die Logistikengpässe aus eigener Kraft zu beheben. Kaufland hält dagegen an seinem Vertragsspediteur fest. Der Südzucker-Konzern griff schon einmal zu ähnlichen Mitteln

Zunächst ließ die Meldung ja an einen Aprilscherz denken, die da am Freitag in der "Lebensmittelzeitung" stand: Der Discounter Lidl will sich eigene Containerschiffe anschaffen, um auf diese Weise die stockenden Lieferketten wieder in Gang zu bringen. Doch eine Sprecherin der Schwarz-Gruppe bestätigte den Inhalt des Berichts. Tatsächlich: Lidl geht unter die Schifffahrtsunternehmer.
Lidl hat eine neue Firma gegründet
Konkret sei beim Europäischen Markenamt ein Unternehmen namens "Tailwind Shipping Lines" angemeldet worden, mit dem Lidl Fracht per Schiff oder Flugzeug transportieren wolle, heißt es weiter. Das Volumen, das der Discounter aus Übersee bezieht, ist schließlich nicht gerade gering - es wird auf 400 bis 500 Container pro Woche geschätzt. In den vergangenen Monaten hatten die Lieferengpässe immer wieder dazu geführt, dass die geplanten Aktionsartikel nicht rechtzeitig in den Filialen eingetroffen waren. Mal verstopfte die havarierte "Ever Given" den Suez-Kanal, mal waren oder sind Häfen in China wegen Corona geschlossen - und manchmal sind schlicht keine Container verfügbar. Corona hat den globalen Frachtverkehr durcheinandergewirbelt.
Kaufland geht einen anderen Weg
Wie viele Schiffe Lidl erwerben will, wurde nicht mitgeteilt. Klar ist, dass ein Schiff mehr als den Wochenbedarf des Unternehmens transportieren könnte - ein üblicher Containerfrachter hat ein Fassungsvermögen von 3000 bis 15 000 Behältern. Kaufland teilte mit: "Wir planen keine Anschaffung von Containerschiffen für den Import von Nonfood-Artikeln aus Fernost. Aktuell arbeiten wir schon langfristig mit einem Vertragsspediteur, der für den Containerimport beauftragt ist."
Südzucker setzte in der Vergangenheit auf eigene Bahnwaggons
Eigene oder angemietete Transportkapazitäten sind nicht neu. Auch Ikea und Walmart haben Frachter gemietet. Südzucker leaste ab Oktober 2017 etwa 240 weiße Bahnwaggons, um Exportzucker zu europäischen Häfen zu bringen. Damals hatte das Unternehmen seine Produktion massiv hochgefahren und setzte darauf, den Überschuss auf dem Weltmarkt zu verkaufen - vor allem in den Nahen und den Mittleren Osten, nach China und in andere asiatische Länder. Nur ein Jahr später brach aber der Zuckerpreis ein, statt zu den Häfen rollten die Waggons bald nur noch zwischen den einzelnen Zuckerfabriken hin und her. Dabei ist es geblieben: "Wir leasen Bahnwaggons, um Zucker während der Rübenverarbeitungskampagne in Außenlager, etwa nach Antwerpen, zu transportieren", teilte eine Sprecherin mit.