40 Zuchtbecken in Abstatt: Die Magie der Koi-Karpfen
Martin Kammerer betreibt in Abstatt eine exklusive japanische Koi-Zucht und den hierzulande größten Blog zum Thema. Alles begann mit dem Bau eines einfachen Teiches.

Wer meint, dass es hierzulande keinen Markt für Koi-Karpfen gibt, täuscht sich. Auch in das Bild eines klassischen Fischzüchters passt Martin Kammerer, Geschäftsführer von Konishi in Abstatt, nicht hinein. Nun züchtet er ja auch nicht irgendeinen Fisch, sondern quasi die Königsklasse: Japanische Koi-Karpfen. Preis: Bis zu 2000 Euro pro Prachtexemplar.
Wie kommt dieser hohe Preis zustande? Kammerer erklärt das zum einen mit den hohen Produktionskosten - 65 Zentimeter große Kois sind bereits drei bis vier Jahre alt. Und: "Das ist wie beim Goldpreis: Gold ist teuer, weil es knapp ist. Der Koi ist ein Produkt, das sehr schwer zu züchten ist."
Es gebe drei Qualitätskriterien bei den japanischen Edelfischen: Körperform, Farbqualität und Zeichnung, also das Muster der Kois.
Einer von 100.000
Bei der Körperform geht es um die Größe und den Körperbau, den ein Jungfisch einmal erreichen könnte. Eine gute Farbqualität wirkt möglichst frisch, leuchtend und jugendlich. Die meisten Kunden würden sich laut Kammerer jedoch an der Musterung orientieren - und gerade die sei besonders schwer zu züchten.
In Zahlen bedeute das: "Pro Verpaarung werden 100.000 Babys geboren. Darunter sind maximal ein bis zwei Top-Kois. Darum kann man sagen: die Seltenheit und die Schwierigkeit in der Zucht machen den Koi teuer." Einen schönen Koi-Karpfen zu züchten, sei wie eine Art Glücksspiel.
Insgesamt 40 Zuchtbecken stehen bei Konishi in Abstatt, zwischen Januar und Ende Mai kommen hier 20.000 Koi-Karpfen an. Die Hauptsaison läuft dann von Mai bis August. Rund drei Viertel der Kois versendet Kammerer über die Webseite.
Die Schönsten werden versteigert
Eine Besonderheit beim Online-Shop: Das Auktionshaus. Hier können Kunden ihren Lieblingskoi ersteigern. Die Idee dazu hatte Martin Kammerer als ihm bewusst wurde, dass die Karpfen alles Einzelstücke und damit die perfekte Auktionsware sind.
Ebenfalls außergewöhnlich: Kammerer betreibt den größten YouTube-Kanal in Deutschland, der sich mit Koi-Karpfen befasst. Seit acht Jahren veröffentlicht er täglich zwei Videos und schwärmt: "Ich habe ein Thema mit den Kois, das sich permanent neu erfindet und das so komplex ist, dass wir bis in alle Ewigkeit Inhalte haben. Und das hat total eingeschlagen." Knapp 90.000 Abonnenten und 80 Millionen Klicks verzeichnet der Kanal.
Die Inhalte drehen sich etwa um die Schönheit und Qualität der Koi-Karpfen, um Wasserchemie und Filtertechnik, um die Biologie bei der Zucht oder auch um physikalische und medizinische Themen. Dazu besucht Kammerer verschiedene Teiche sowie die Züchter und geht auf Zuschauerfragen ein.
Der 50-jährige Abstatter ist überzeugt: Das stärkt die Kundenbindung. "Wir verschenken das Wissen zur Koi-Haltung. Ich glaube fest daran, dass die Kunden dort einkaufen werden, wo ihnen etwas Gutes zuteilwird." Die Kunden seien überglücklich mit den Koi-Karpfen, würden ihren Garten zu schätzen wissen und hätten schöne Stunden am Teich.
Tipps für Neueinsteiger

Neueinsteigern im Bereich Koi-Haltung gibt Martin Kämmerer drei wertvolle Tipps. "Zuerst sollte man sich einen vertrauenswürdigen Händler mit viel Erfahrung und tierärztlicher Unterstützung suchen." Die meisten Kois würden durch erkrankte Nachbartiere sterben.
Zudem sollte man den Teich lieber etwas kleiner bauen und das Geld in eine gute Filteranlage investieren, um den Kois die bestmögliche Wasserqualität zu bieten. Und zuletzt sei es ratsam, mit weniger und günstigeren Kois anzufangen.
Und wie kam Martin Kammerer selbst zu den Koi-Karpfen? "Mein Vater hat damals einen Gartenteich gebaut und ich sollte Fische für ihn einkaufen. Ich bin also zu Kölle-Zoo gegangen und dann schwammen dort ein paar Kois. Ich habe zwei Koi-Karpfen für je 30 Mark gekauft - das war ein magischer Moment für mich." Durch einen anschließenden Nebenjob bei Kölle-Zoo kam er mehr mit dem Thema Zucht in Berührung und knüpfte auch Kontakte nach Japan - dort verhandelte er dann eine exklusive Konishi-Lizenz. Konishi steht in Japan für eine besonders hochwertige Züchtung der Koi-Karpfen. "Und der Rest ist Geschichte", sagt Kammerer.
Inzwischen beschäftigt Kammerer drei weitere Mitarbeiter. Eine davon ist seine 20-jährige Tochter Lisa-Marie Kammerer. Die Medienmanagement-Studentin arbeitet seit einem Jahr fest im Betrieb mit. Sie kümmert sich vor allem um die Social Media Kanäle und erinnert sich: "Ich war als Kind bereits häufig in der Firma und habe früh angefangen mitzuhelfen. Ich fand das Thema schon immer faszinierend und sehe meinen Vater als Vorbild." Sie kann sich zudem gut vorstellen, das Unternehmen eines Tages weiterzuführen.