Am Kolbenschmidt-Standort Neckarsulm stehen die Zeichen auf Wachstum
Aus dem traditionsreichen Autozulieferer Kolbenschmidt in Neckarsulm sind drei Unternehmen geworden. Alle haben eine positive Zukunftserwartung – obwohl sie stark am Verbrennungsmotor hängen.

Früher sprach man in der Region vom Kolbenschmidt – und jeder wusste, was gemeint war. Der Name ist in der Branche zwar immer noch bekannt. Doch das Neckarsulmer Unternehmen ist längst keine Einheit mehr, sondern hat sich in verschiedene Teile aufgespalten. Ein Überblick über die aktuelle Lage am traditionsreichen Standort des Autozulieferers.
Rheinmetall verkauft Kleinkolbensparte mit Neckarsulmer Kolbenschmidt-Standort
In dieser Woche sorgte die Nachricht vom Verkauf der Kleinkolbensparte für Aufregung. Der Eigentümer Rheinmetall hat nach langer Suche endlich einen Käufer für die Kolben gefunden, die vor allem in Pkw und Lkws mit Verbrennungsmotor zum Einsatz kommen. Den Zuschlag erhielt wie berichtet die Münchner Beteiligungsgesellschaft Comitans Capital. Der neue Eigner hat versprochen, alle internationalen Standorte mit insgesamt 3650 Beschäftigten zu erhalten und weiterzuentwickeln. Eine gute Nachricht für die 460 Beschäftigten in Neckarsulm, die lange auf diese Entscheidung warten mussten.
Die Unterländer IG Metall begrüßt den Deal und bescheinigt Comitans Capital, einen zukunftsträchtigen Plan für den Bereich in der Tasche zu haben. Der geschlossene zehnjährige Mietvertrag für den Standort Neckarsulm ist ein starkes Indiz dafür, dass der neue Eigentümer die Kleinkolbensparte erhalten will. Die Sparte wird im laufenden Jahr voraussichtlich einen weltweiten Umsatz in Höhe von 540 Millionen Euro erzielen.
Rheinmetall: Großkolben sind weiterhin gefragt
Die Großkolbensparte konnte Rheinmetall bereits Ende 2022 an die schwedische Unternehmensgruppe Koncentra Verkstads verkaufen. Unter dem Namen KS Large Bore Pistons soll das Unternehmen am Markt erfolgreich sein. Der Standort Neckarsulm mit rund 190 Mitarbeitern sei gesichert, versicherte Geschäftsführer Ralf Remmler im März im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.
Die Nachfrage nach den großen Kolben für Schiffsmotoren, Lokomotiven oder Kraftwerken sei groß, die Neckarsulmer peilen im laufenden Jahr einen Umsatz in Höhe von 100 Millionen Euro an. Neben dem Standort Neckarsulm betreibt KS Large Bore Pistons noch Werke in den USA mit 110 Mitarbeitern und in China mit 60 Beschäftigten.
KS Huayu Alutech: Spezialist für komplexe Gussteile
Der Dritte im Bunde ist KS Huayu Alutech. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um ein Joint Venture zwischen Rheinmetall und der chinesischen Hasco Group, die jeweils 50 Prozent halten. Das Unternehmen ist Spezialist für große und komplexe Gusskomponenten für Autohersteller. Am Standort Neckarsulm sind bei KS Huayu Alutech rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt.
Außerdem gibt es in Deutschland noch Standorte in Langenhagen mit 150 Mitarbeitern und in Walldürn mit 50 Mitarbeitern. Im laufenden Jahr strebt das Unternehmen nach vielen schwierigen Jahren einen Umsatz von 400 Millionen Euro an. Im Jahr 2020 lagen die Erlöse noch bei 192 Millionen Euro.
Die Zeichen am Kolbenschmidt-Standort Neckarsulm stehen also trotz aller Veränderungen auf Wachstum. Das war so nicht zu erwarten. Vor einigen Jahren war hier vor allem die Sorge zu spüren, ob der Standort, der stark am Verbrennungsmotor hängt, überhaupt noch eine Zukunft hat. Diese Frage lässt sich nun klar mit Ja beantworten.

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