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Kaufland auf Expansionskurs

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Neckarsulm - Der deutsche Lebensmittelhandel wird zurzeit kräftig durcheinandergewirbelt. Während Lidl nach der Übernahme von Plus durch den Wettbewerber Netto den Druck spürt, drückt die Großflächenschwester aufs Tempo.

Von Manfred Stockburger


Neckarsulm - Der deutsche Lebensmittelhandel wird zurzeit kräftig durcheinandergewirbelt. Während Lidl nach der Übernahme von Plus durch den Wettbewerber Netto den Druck spürt, drückt die Großflächenschwester in der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe aufs Tempo. Der jüngste Kaufland-Coup ist die Übernahme der Pforzheimer Lupus-Gruppe, die unter anderem im Südwesten ein Dutzend Famila-Warenhäuser betreibt. Lupus beschäftigt insgesamt rund 1400 Mitarbeiter.

Der Umsatz des Lupus-Konzerns lag im Geschäftsjahr 2008/09 bei 217 Millionen Euro. Mit einem Gewinn von 673 000 Euro bewegte sich der Pforzheimer Wettbewerber im positiven Bereich. Und doch sieht der Mittelständler - Lupus gehörte zu den letzten Vertretern dieser Spezies im Lebensmitteleinzelhandel - angesichts des "dramatischen Konzentrationsprozesses" zum Verkauf gezwungen. Stimmt das Kartellamt zu, dann werden die Famila-Häuser im Lauf des nächsten Jahres umgebaut und auf Kaufland umgeflaggt. Die rund 100 Beschäftigten der Pforzheimer Lupus-Zentrale sollen ein Arbeitsplatzangebot in Heilbronn oder in Neckarsulm erhalten.

Großhandel

Wie und von wem das Großhandelsgeschäft von Lupus weitergeführt wird, ist noch offen. Immerhin haben die Pforzheimer im letzten Geschäftsjahr damit einen Umsatz von 62 Millionen Euro erzielt. "Wir werden mit Lupus gemeinsam prüfen wie eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung sichergestellt werden kann", heißt es in Neckarsulm salomonisch. Die Schwarz-Gruppe, die ganz ähnliche Wurzeln hat wie Lupus, trennte sich nämlich schon vor sieben Jahren von ihrem Großhandelsgeschäft, als Ruef an Edeka verkauft wurde.

Die "Lebensmittel-Zeitung" (LZ) bemerkt dennoch, dass die Neckarsulmer im Fall Lupus von der üblichen Strategie abgewichen sind, nur Handelsflächen zu übernehmen, nicht aber Logistikzentren oder Unternehmenszentralen. In diesem Fall betont Kaufland aber, dass "mit dieser Übernahme der Fortbestand und damit auch die Arbeitsplätze der etwa 1400 Mitarbeiter gesichert werden". Für das Fachblatt ist die Lupus-Übernahme ein "großer Schritt bei der Verdichtung des Filialnetzes. Selbst in Pforzheim sollen alle Standorte erhalten bleiben. Die weiteren Famila-Häuser, die zu Kaufland kommen sollen, stehen zwischen Weinheim und Albstadt.

Wachstumsstrategie

Die Lupus-Übernahme, die zum 1. Februar erfolgen soll, passt perfekt in die Kaufland-Strategie. Im Windschatten der Expansion der Discounter hat Kaufland in den vergangenen Monaten still und heimlich seine Marktposition verbessert. Von Hertie, Schlecker, Real und Toom haben die Neckarsulmer einzelne Immobilien übernommen - laut "LZ" handelt es sich um 15 Standorte, die in diesem Jahr von Wettbewerbern übernommen worden sind.

Flexibilität

Kaufland profitiert davon, dass das Unternehmen anders als der Wettbewerb mit unterschiedlichen Betriebsgrößen vom großen Kaufland-Markt bis zu kleinen Handelshof-Häusern gut zurecht kommt. Und - wie ebenfalls in der Region mit Erfolg praktiziert - kann Kaufland auch Innenstadt. Das kommt dem Unternehmen zugute, weil zurzeit diverse Hertie- und Karstadt-Standorte neue Nutzer suchen. In der Branche heißt es, dass Kaufland mit dieser Strategie der einzige SB-Warenhaus-Betreiber ist, der kein Umsatzminus ausweisen muss. Den langjährigen Marktführer Real haben die Neckarsulmer aber längst hinter sich gelassen.

Hintergrund: Famila

Im selben Jahr 1968, in dem die Schwarz-Gruppe den ersten Handelshof eröffnete, gründete Lupus mit einer Hand voll Großhändler-Kollegen die Famila-Kette. Schon seit 2001 ist Famila nicht mehr flächendeckend vertreten, 2003 übernahm Kaufland 35 Famila-Warenhäuser in Nordrhein-Westfalen samt Warenverteilzentrum und Tiefkühllager. Die Regionalgesellschaft war in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Kaufland schaffte auf diesem Weg den Sprung nach Nordrhein-Westfalen, wo die Neckarsulmer bis dahin nur wenig vertreten gewesen waren. Künftig gibt es nur noch zwei Famila-Regionalgesellschaften in Oldenburg und Kiel. 


Tip Werbeverlag wächst mit Mutter Kaufland

19 Millionen Zeitungen in 410 Regionalausgaben: Fast die Hälfte aller Haushalte in Deutschland findet jeden Samstag den "Tip der Woche" im Briefkasten. Was vor 25 Jahren nach der Eröffnung des Neckarsulmer Kaufland in der Region mit einer wöchentlichen Auflage von 210.000 Stück vergleichsweise bescheiden begann, ist inzwischen zum größten Unternehmen seiner Art in Deutschland geworden. Zum Geburtstag hat sich der "Tip" jetzt ein neues Gesicht gegeben und zugleich einen seltenen Einblick hinter die Kulissen gestattet.

Mit der Expansion von Kaufland - die Produktion und Verteilung der eigenen Kundenzeitschrift ist nach wie das Kerngeschäft - ist auch die Tip Werbeverlag GmbH Co KG kräftig gewachsen. Am Firmensitz in Heilbronn und in vier Vertriebsbüros arbeiten inzwischen 155 Mitarbeiter, hinzu kommen 1500 Außendienstler und mehr als 40.000 eigene Austräger.

25 Druckereien in Deutschland und Österreich produzieren jede Woche den "Tip", 460 Speditionen sind mit der Verteilung der gut 19 Millionen Exemplare betraut. Über die große Leser-Blatt-Bindung sind die Macher selbst verwundert: Drei Viertel der 12,8 Millionen Haushalte, die das Blatt regelmäßig lesen, wurden ihren "Tip" vermissen, haben Marktforscher herausgefunden. Nur im Norden und im Westen der Republik gibt es auf der "Tip"-Landkarte noch weiße Flächen. Das wird sich - jedenfalls wenn's nach der Mutter Kaufland geht - schon bald ändern.


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