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Kärcher-Chef Jenner: "Man sollte nicht die deutsche Brille aufhaben"

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Der Kärcher-Vorstandsvorsitzende Hartmut Jenner spricht im Stimme-Interview über die Folgen des zweiten Lockdowns in Europa und über Zukunftspläne.

 Foto: Jenner

Der befürchtete zweite Lockdown ist eingetroffen - vor allem in den europäischen Nachbarländern spürt der Reinigerhersteller Kärcher nun die Auswirkungen. Über die aktuelle Lage im Unternehmen berichtet Hartmut Jenner, Vorsitzender des Vorstand der Alfred Kärcher SE & Co. KG.

 

Ihr erstes Halbjahr ist ja trotz Corona beim Umsatz etwa auf Vorjahresniveau verlaufen. Wie ist es seitdem weitergegangen?

Hartmut Jenner: In ähnlicher Richtung - wir haben weiterhin ein gutes Endkundengeschäft und weiterhin ein schwieriges Geschäftskundengeschäft. Wir wachsen leicht, aber sehr asymmetrisch. Wir haben Werke mit großer Auslastung, zum Teil sogar Über-Auslastung, und wir haben Werke in Kurzarbeit.

 


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Im dritten Quartal sollte es Kurzarbeit in Obersontheim und Winnenden geben. Wie ist da jetzt der Stand?

Jenner: In Winnenden und Obersontheim sind wir raus aus der Kurzarbeit, aber in anderen Werken nicht, so an unserem Standort für Industriesauger in Waldstetten bei Schwäbisch Gmünd und in Duisburg, wo wir Höchstdruckgeräte herstellen.

 

Warum läuft derzeit gerade der Absatz bei den Geschäftskunden so schwach?

Jenner: Die Industriekunden sind einfach weiterhin sehr zurückhaltend mit Investitionen. Wir unterscheiden in diesem Segment zwei Felder, und in dem einen Bereich, Handwerk und Landwirtschaft, erholt es sich gerade etwas. Schlecht läuft es mit Kunden aus der Industrie. Dort sind die Investitionskosten auch höher, da kostet eine Maschine oft einen fünfstelligen Betrag. Weiterhin auch sehr zögerlich sind Kommunen. Die halten sich ganz stark zurück.

 

Auf welche Umsatzentwicklung läuft es dadurch bei Kärcher in diesem Jahr hinaus?

Jenner: Wir werden dieses Jahr voraussichtlich etwas mehr als 2,6 Milliarden Euro machen und somit wachsen, aber natürlich sind das keine Wachstumssprünge. Hinzu kommen die erneuten Auswirkungen der Lockdowns. Da sollte man nicht die deutsche Brille aufhaben, sondern die internationale: Wir haben Länder, die haben wieder einen echten Lockdown. Spanien ist zum Beispiel total heruntergefahren, in Frankreich darf man nur eine Stunde vor die Tür. Der Begriff Lockdown Light für Deutschland stimmt da tatsächlich. Und unser Umsatzanteil im Ausland beläuft sich auf 85 Prozent.

 

Sind dadurch inzwischen - abseits von Kurzarbeit - weitere personelle Maßnahmen nötig?

Jenner: Nein, wir stellen sogar ein. Für bestimmte Funktionen haben wir damit auch nie aufgehört, etwa in den Bereichen IT, Elektrotechnik, Akkutechnik, Ingenieure oder Servicetechniker.

 

Hartmut Jenner ist Vorsitzender des Vorstand der Alfred Kärcher SE & Co. KG. Foto: Kärcher  Foto: Jenner

Sie werden nun Ihr Servicezentrum erweitern und verlegen. Ist dies die einzige Investition in nächster Zeit?

Jenner: Nein, wir haben gerade eine große Werkserweiterung laufen in Rumänien, die ist im Umfang noch größer. Und wir haben gerade in den USA eine Großinvestition abgeschlossen, da haben wir zwei Fertigungsstätten zu einer konzentriert.

 

Werden Sie angesichts der aktuellen Lage Investitionen aufschieben, zum Beispiel im Raum Schwäbisch Hall?

Jenner: In Bühlertal schieben wir gar nichts hinaus. Wir haben das Werk im Zuge unseres Projekts Bühlertal 5.0 komplett umgebaut, nun machen wir gerade kleinere infrastrukturelle Maßnahmen im Werk Bühlertal. Geplant ist auch eine Logistikoptimierung, wir sanieren ein Dach des Logistikzentrums.

 

Was planen Sie beim Logistikzentrum Obersontheim sonst noch?

Jenner: Zurzeit hat das Gebäude an einer Seite noch eine freie Stelle. Es war schon immer geplant, diese zu überbauen, das tun wir jetzt. Wir können inzwischen bestimmte Teile dort nicht mehr lagern aufgrund fehlender Kapazitäten, zum Teil haben wir sogar Außenlager angemietet. Die wollen wir dann wieder integrieren. Diese Maßnahme wird auch in die zehn Millionen gehen. Wir wollen das spätestens 2022 angehen. Denn das muss in den nächsten zwei Jahren kommen.

 

Wie weit sind Sie mit Ihren Plänen für das neue Kärcher-Museum?

Jenner: Da haben wir gerade keinen Bedarf. Wir haben ja schon ein kleines Museum, aber momentan gibt es ohnehin keine Besucher. Und wir haben gerade einfach andere Prioritäten, vor allem die Arbeitsplätze. Wenn das alles in Ordnung ist, kann man wieder an das Museum denken.

 
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