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Obrigheim
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Interroll hat die Erweiterung gleich mit eingeplant

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Der Schweizer Fördertechnik-Hersteller Interroll hat neues Werk bei Obirgheim gebaut und dort 42 Millionen Euro investiert. Dafür wurder der Standort Kronau geschlossen und auch in Sinsheim gab es Veränderungen.

Förderanlagen für die Handgepäckkontrolle an Flughäfen werden in dem Werk bei Obrigheim hergestellt.
Fotos: Heiko Fritze
Förderanlagen für die Handgepäckkontrolle an Flughäfen werden in dem Werk bei Obrigheim hergestellt. Fotos: Heiko Fritze  Foto: Interroll

Intern heißt ihr Standort Mosbach, obwohl sich der Gewerbepark "Tech-No" zwischen Obrigheim und Asbach auf der gegenüberliegenden Neckarseite befindet. Doch der Schweizer Fördertechnik-Hersteller Interroll setzt auf einfache Orientierung. Und hat daher sein neuestes Werk immerhin nach der Kreisstadt genannt. In den USA befindet sich das Werk Atlanta schließlich auch nicht in der Hauptstadt des US-Staates Georgia, und das Werk Bangkok steht nicht in der thailändischen Hauptstadt.

Nur zwölf Monate Bauzeit

So oder so - auf den Höhen am Rande des Odenwald ist in den vergangenen zwölf Monaten der größte Produktionsstandort des börsennotierten Konzerns aus dem Tessin entstanden. 19 500 Quadratmeter Fläche nehmen die drei Neubauten ein, hinzu kommen Verkehrs-, Park- und Grünflächen mit insgesamt sieben Hektar. Weitere zehn Hektar hat das Unternehmen vor 18 Monaten gleich noch hinzugekauft. Denn schon jetzt wird die Erweiterung des Standorts geplant.

Mitarbeiter kamen von zwei anderen Standorten

 Foto: Interroll

Dabei hat alleine der Neubau des Werks mehr als 42 Millionen Euro gekostet. 250 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Fast alle waren vorher an zwei anderen Interroll-Standorten tätig: Kronau im Landkreis Karlsruhe wurde geschlossen, vom Werk Sinsheim die Fertigung von Behälter- und Paletten-Förderanlagen sowie Gurtkurven an den neuen Standort verlagert. "Wir haben dort kaum noch Raum für Erweiterungen", erläutert Technik- und Produktionsvorstand Jens Strüwing. Eingeklemmt zwischen Klima-Arena, Bäderwelt und Bundesligastadion, stehen gerade mal noch 6000 Quadratmeter eigene Fläche zum Bebauen zur Verfügung. So verblieb im Kraichgau die Herstellung von Sortieranlagen mit 140 Beschäftigten. Die übrigen 160 zogen mit etwa 75 Kollegen aus Kronau in das neue Werk. Hier ist künftig auch die konzernweite Leitung der Abteilung Forschung und Entwicklung ansässig. Und es wird weiter Personal gesucht - 20 Stellen sind momentan ausgeschrieben.

Viele verschiedene Anwendungsbereiche

Konkret werden bei Obrigheim seit Monatsbeginn Anlagen zum Beispiel für die Handgepäck-Kontrolle an Flughäfen zusammengebaut. Oder für Supermarkt-Kassen. "Wir haben dort einen Marktanteil von 70 Prozent", sagt Strüwing. Insgesamt ist der Vorstand optimistisch. "Aufgrund der Pandemie ist der E-Commerce deutlich gestiegen", erläutert er. "Unsere Kunden müssen ihre Kapazitäten deutlich erweitern. Und daher müssen wir in hoher Geschwindigkeit liefern." Anlagen von Interroll laufen nicht nur in Supermärkten und an Flughäfen, sondern auch in Logistik- und Verteilzentren verschiedener Branchen, vom Paketzusteller bis zu Lebensmittelproduzenten. "Wir sind eine Art hidden champion, wobei so gut wie jeder mindestens eines unserer Produkte während eines Tages nutzt", ist sich Strüwing sicher.

Mitarbeiterzahl soll sich in fünf Jahren verdoppeln

Investiert wird jedenfalls momentan nicht nur im Neckar-Odenwald-Kreis: Auch bei Atlanta/Georgia entsteht ein neues Werk, als nächstes wird ein Neubau in China fertig und in Brasilien wird die Produktion vergrößert. "Wir produzieren immer für den Markt vor Ort", erläutert Strüwing. Und künftig werde ein noch größeres Augenmerk auf das Geschäft nach dem Verkauf gerichtet: In Ketsch, südlich von Mannheim, wurde im Juni ein Service-Standort für den südwestdeutschen Raum eröffnet. Und insgesamt wird das Thema Retrofit, also die Modernisierung bestehender Anlagen, immer wichtiger. Abgesehen davon, dass das Unternehmen auch an weiteren Neuheiten feilt. Im September soll die nächste auf den Markt kommen. Hergestellt wird sie künftig im Werk bei Obrigheim. Details werden aber noch nicht genannt. Markus Wolf, Geschäftsführer des Standorts, erwartet aber nicht nur dank dieser Innovation kräftiges Wachstum. Und so ist er sich sicher "Wir werden in den nächsten fünf Jahren unsere Mitarbeiterzahl hier fast verdoppeln."

Daten und Fakten

Interroll wurde 1959 in Wermelskirchen bei Remscheid gegründet. 1989 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Sant'Antonino in den schweizerischen Kanton Tessin. Seit 1997 ist es an der Börse notiert. Mitglieder der Gründer-Familie Specht sind aber nach wie vor die größten Aktionäre.

Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 530,6 Millionen Schweizer Franken und einen Gewinn von 71,7 Millionen Franken. Künftig soll das Werk bei Mosbach etwa zehn bis 15 Prozent zum Umsatz beisteuern. Insgesamt bestehen 34 Standorte, davon 16 Fertigungsstätten. Der Konzern beschäftigt 2300 Mitarbeiter. Hergestellt werden Steuerungen und Rollen für Transportanlagen sowie Paket- und Paletten-Fördersysteme für diverse Anwendungen.

Der langjährige Vorstandsvorsitzende Paul Zumbühl zog sich im Mai nach 22 Jahren an der Konzernspitze zurück und gehört nun dem Aufsichtsrat an. Nach ihm ist die neue Adresse des Werks Mosbach benannt - die Paul-Zumbühl-Straße.

 
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