Firmen haben Nachholbedarf bei Digitalisierung
Die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken haben weitgehend gefüllte Auftragsbücher und blicken optimistisch in die Zukunft. Bei der Digitalisierung gibt es jedoch noch Luft nach oben.

Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Unternehmerstudie der Commerzbank. Das Institut hat dazu bundesweit 3210 Unternehmerkunden aller Banken befragt, davon 50 in der Region Heilbronn.
Als Unternehmerkunden gelten Gewerbetreibende, Freiberufler und Handwerker mit einem Jahresumsatz bis zu 15 Millionen Euro. "Diese Gruppe macht rund 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus", sagt Oliver Schroeter, Leiter der Geschäftskundenberatung in der Niederlassung Heilbronn.
Geschäfte laufen gut
Die positive Gesamtsituation der regionalen Wirtschaft, die die Studie ausweist, deckt sich mit den jüngsten Konjunkturumfragen von IHK und Handwerkskammer. Demnach sagen 58 Prozent der befragten Unternehmen, dass sich die Wirtschaft in ihrer Branche im laufenden Jahr sehr gut entwickelt hat. Lediglich bei zehn Prozent hat sie sich verschlechtert. Bei knapp der Hälfte der Firmen hat sich die Auftragslage im zurückliegenden halben Jahr verbessert, nur 14 Prozent berichten von einem Rückgang.
Auch interessant: IT-Fachkräftemangel verdoppelt sich bis 2030
"Die Auftragsbücher für 2018 sind voll", sagt Schroeter. Entsprechend rechnen 82 Prozent der Firmen mit einer positiven oder stabilen Entwicklung im kommenden Jahr. Eine rückläufige Entwicklung erwarten 14 Prozent.
Qualifizierte Mitarbeiter gesucht
Große Sorgen bereitet den regionalen Unternehmern allerdings der zunehmende Mangel an Fachkräften. Für 38 Prozent ist dies derzeit das größte unternehmerische Risiko. Die Konkurrenz durch das Internet ist dagegen nur für zwölf Prozent der Befragten ein großes Risiko - im Vorjahr waren es noch 28 Prozent.
Dem Wirtschaftsstandort Heilbronn attestieren 42 Prozent der Unternehmer ein innovationsfreundliches Klima - deutschlandweit sagen das nur 35 Prozent der Befragten über ihren Standort.
Getrübt wird das positive Bild allerdings durch den Nachholbedarf In Sachen Internet und Digitalisierung. So sagen jeweils 50 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen, dass sie innovativer sein könnten, wenn es um die Digitalisierung von Prozessen und Arbeitsabläufen sowie um die Nutzung digitaler Medien und Absatzwege gehe. Der Nachholbedarf ist in Heilbronn damit größer als im Bundesschnitt.
Zu wenig digitale Angebote
Lediglich 18 Prozent der befragten Unternehmen sind überwiegend per Internet aktiv, während mehr als die Hälfte (52 Prozent) angaben, kaum per Internet aktiv zu sein. Dazu passt das überschaubare digitale Angebot, das die Firmen ihren Kunden machen. Zwar nutzt mehr als die Hälfte der Firmen das Internet, um Informationen zu versenden (56 Prozent) oder Termine zu vereinbaren (52 Prozent). Aber nur 40 Prozent nutzen das Internet als Vertriebskanal. Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) bietet seinen Kunden sogar überhaupt keine digitalen Angebote - im Vorjahr waren es nur 20 Prozent. Für die Commerzbank-Experten bleibt damit die Digitalisierung eine der wichtigsten Herausforderungen für den Mittelstand.
Kreditnachfrage
Trotz niedriger Zinsen finanzieren laut Commerzbank-Unternehmerstudie nur 16 Prozent der regionalen Unternehmer ihre Investitionen mit einem Kredit. Fast die Hälfte der Firmen finanzieren Anschaffungen aus dem laufendem Geschäftsbetrieb. Commerzbank-Experte Oliver Schroeter erklärt sich das mit der "schwäbischen Mentalität" und der hervorragenden wirtschaftlichen Verfassung der Firmen. Er rät den Unternehmen allerdings, in guten Zeiten die eigene Liquidität durch Fremdfinanzierungen zu schonen. Mit der Kreditnachfrage in Heilbronn ist Niederlassungsleiter Johannes Kube indes "sehr zufrieden". "Wir verzeichnen bei den Unternehmerkrediten bis Ende August einen Zuwachs von 16,5 Prozent", sagt Kube.