Ex-Manager übernimmt Mayr-Melnhof-Werk in Richen
Wieder mal verkauft: Der österreichische Mutterkonzern veräußert den Brettschichtholz-Standort an den Investor Bernd Oswald. Er ist in der Branche kein Unbekannter.

Die bewegte Geschichte des Holzwerks von Eppingen-Richen wird um ein weiteres Kapitel vergrößert. Der österreichische Konzern Mayr-Melnhof Holz gibt den Standort zum Jahreswechsel an den Investor Bernd Oswald ab. Sämtliche rund 100 Mitarbeiter werden übernommen, berichtet eine Unternehmenssprecherin.
Kräfte bündeln
Anlass für den Verkauf sei, dass Mayr-Melnhof seine Kräfte bündeln wolle: Nachdem im Vorjahr die Hüttemann-Gruppe mit Werken in Wismar an der Ostsee und Olsberg im Sauerland übernommen wurde, wolle das Unternehmen mit mittlerweile je drei Standorten in Deutschland und Österreich sowie je einem in Tschechien und Russland sich neu strukturieren. Die Brettschichtholz-Fertigung werde daher in Wismar und dem österreichischen Gaishorn angesiedelt, erläutert die Sprecherin. Die Produktion von Standard-Fertigteilen wird in Olsberg und in Reuthe (Vorarlberg) konzentriert. Für das Werk in Richen mit einer Kapazität von 70 000 Kubikmeter Brettschichtholz pro Jahr sei daher die Entscheidung gefallen, es abzugeben.
Karriere in der Holzbranche
Als Käufer wurde Bernd Oswald gefunden, der bei Mayr-Melnhof kein Unbekannter ist: Von 2015 bis 2018 war er beim Konzern als Technischer Direktor tätig und war dort verantwortlich für die Herstellung von Leimholzprodukten. Anschließend wechselte er als operativer Leiter zu Cree-Gruppe nach Bregenz am Bodensee, einem Holz-Hybrid-Bauspezialisten, der bis zu 30 Stockwerke hohe Gebäude errichten möchte. Parallel hat sich der Maschinenbau-Ingenieur und Jurist eine eigene Firmengruppe aufgebaut, in die nun auch der Standort Richen eingegliedert werden soll.
Mayr-Melnhof bleibt Partner
Die Mayr-Melnhof-Sprecherin beschreibt den neuen Eigner als profunden Kenner der Branche mit vielen Ideen. Oswald habe versprochen, in das Werk zu investieren und zusätzliche Produkte einzuführen. "Damit ist für den Standort eine gute, zukunftsfähige Lösung geschaffen", sagt die Sprecherin. "Wir bleiben weiterhin Vertriebspartner des Werks."
Kleineres Werk in der Gruppe
Nach der jüngsten veröffentlichten Bilanz kam die Mayr-Melnhof Holz Richen GmbH 2017 auf einen Umsatz von 29,1 Millionen Euro, 1,35 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Der gesamte Konzern erzielte 2018, die Übernahme von Hüttemann mit berücksichtigt, 684 Millionen Euro Umsatz und zählte etwa 1800 Beschäftigte.
Bewegte Geschichte
Das Holzwerk am Ortsrand des Eppinger Stadtteils wurde 1976 errichtet und gehörte zunächst zur Losberger-Gruppe, die damals noch in Heilbronn ansässig war. 1996 übernahm der Sägewerkskonzern Heggenstaller den Standort. Die österreichische Kaufmann AG erwarb 2002 das Werk vom bayrischen Unternehmen. Kaufmann wurde schließlich 2008 von Mayr-Melnhof geschluckt. Der Standort Richen war bislang stets auf Brettschichtholz, also zusammengeleimte Holzteile bis hin zu großformatigen Balken, spezialisiert.