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Drastische Einschnitte bei Friesland-Campina

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Der Molkereikonzern will die Verwaltung aus Heilbronn komplett ins Rheinland verlagern und 74 Stellen streichen. Das Werk in Gütersloh mit 231 Mitarbeitern soll geschlossen werden.

Von Manfred Stockburger

Der holländische Molkereikonzern Friesland-Campina zieht die Reißleine: Nachdem das Unternehmen schon mehrere Jahre mit roten Zahlen kämpft, zieht der im Frühjahr als Sanierer zum Chef der Heilbronner Deutschland-Zentrale bestellte Geschäftsführer Jan Kruise jetzt die Konsequenzen: Die Verlagerung der bislang in der Wimpfener Straße ansässigen Verwaltung an einen neuen Standort im Raum Düsseldorf und die Schließung des Werks in Gütersloh sollen die Trendwende bringen. In Heilbronn sollen dadurch 74 Arbeitsplätze wegfallen, in Gütersloh sind von der geplanten Schließung 231 Mitarbeiter betroffen.

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Schon im zweiten Quartal des nächsten Jahres soll der Umzug der Verwaltung erfolgen. Dass nicht alle Mitarbeiter ins Rheinland mitgehen, ist offenbar eingeplant: Man wolle von dem großen Reservoir an Talenten in der dortigen Region profitieren und damit die Strategie für Deutschland effektiver umsetzen, erklärt Kruise. Unter anderem spricht für den neuen Standort die Nähe zur Konzernzentrale in Amersfoort, die von Düsseldorf aus in gut zwei Stunden erreichbar ist.

Verluste Mehrere Sparprogramme hat es in den vergangenen Jahren bei Friesland-Campina Deutschland gegeben – und mehrere neue Chefs. Im ersten Halbjahr hatte der Molkereikonzern, in dem einst die Heilbronner Südmilch aufgegangen war, aber erneut rote Zahlen geschrieben. Kruise setzt jetzt auf die große Lösung. „Der deutsche Markt für Milchprodukte ist fragmentiert und gekennzeichnet von einem scharfen Konkurrenzkampf, der aus Überkapazitäten resultiert“, begründet Kruise den harten Einschnitt.

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Der Standort in Gütersloh soll auch nicht verkauft, sondern im März 2019 stillgelegt werden. Dort werden hauptsächlich Eigenmarken-Desserts für Handelsketten produziert. Die anderen Produktionslinien sollen nach Holland und Heilbronn verlagert werden. „Wir sind überzeugt, dass wir diese Herausforderungen mit der Fokussierung auf unsere starken Marken sowie einem verbraucherorientierten Management unseres Produktportfolios bestehen werden“, sagt Kruse, der zugleich Investitionen in die Kernmarken verspricht, zu denen auch Landliebe zählt. Damit sollen die ehrgeizigen Ziele des Unternehmens erreicht werden, das sich in den vergangenen Jahren international völlig anders entwickelt hat. „Mit den schwierigen Entscheidungen machen wir den Weg in eine langfristig erfolgreiche Zukunft frei.“

Die Werke Heilbronn, Köln und Schefflenz mit ihren Belegschaften von 366, 326 und 23 Mitarbeitern sind von dem geplanten Umzug nicht betroffen, heißt es. Dem Zentralstandort wird außerdem der personalstarke Außendienst zugeordnet, weshalb Friesland-Campina in Heilbronn aktuell rund 720 Mitarbeiter beschäftigt.

Gewerkschaft: Ohrfeige für die Belegschaft

Die Gewerkschaft NGG reagiert wütend auf die Pläne: „Dass der Konzern mit einem Schlag so viele Arbeitsplätze und ein ganzes Werk vernichten will, ist allein schon ein großer Schock. Dass die Geschäftsführung auch noch versucht, die Arbeitnehmervertreter praktisch vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist eine weitere Ohrfeige für die Belegschaft und den Betriebsrat“, sagt der Heilbronner NGG-Geschäftsführer Burkhard Siebert. „So darf Campina nicht mit den Menschen umgehen.“

Diesen Vorwurf weist Jan Kruise gegenüber der Stimme zurück: „Wir haben rechtzeitig und umfassend unterrichtet und treten jetzt in die Beratungen über die geplanten Betriebsänderungen mit dem Betriebsrat ein“, sagt er.

 

 

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