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Die Cola-Alternative aus dem Süden

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Seit rund zehn Jahren gibt es das Südkola Limonadenwerk aus Bietigheim. Die Idee: Getränke aus dem Süden für den Süden produzieren. Komisch: Rund um Heilbronn kennt kaum einer die Cola und die beiden Limonaden.

Von Tobias Wieland
Timo Wagner (von links), Tobias Welz und Armin Kahle gönnen sich einen Schluck. An der 0,33-Liter-Flasche wollen sie festhalten. Foto: Tobias Wieland
Timo Wagner (von links), Tobias Welz und Armin Kahle gönnen sich einen Schluck. An der 0,33-Liter-Flasche wollen sie festhalten. Foto: Tobias Wieland  Foto: Südcola Wieland

Produktionshalle, Abfüllanlage, Getränkekisten, die sich meterhoch stapeln − so stellt man sich ein Limonadenwerk vor. Genau so ist es bei Südkola nicht. Wer Timo Wagner, Tobias Welz und Armin Kahle besucht, der landet in einem Einfamilienhaus in Bietigheim-Bissingen. Keine Spur von einer Produktionsstätte.

Die drei Getränke-Macher sitzen am Esszimmertisch zusammen, der Tisch ist sozusagen die Firmenzentrale des Südkola Limonadenwerks. Hier fallen die Entscheidungen über die Cola sowie die beiden Limonaden Zitronenstolz und Beerenpracht.

Dabei handelt es sich um drei Getränke aus dem Süden für den Süden. Für den gesamten Süden? Nein. Denn es gibt einen größeren weißen Fleck in Sachen Verbreitung im Ländle − und der befindet sich ausgerechnet in und um Heilbronn. Warum das so ist? Der Reihe nach.

Die Geschichte der Südkola beginnt vor etwas mehr als zehn Jahren. Eigentlich möchte Timo Wagner ein Funktionsgetränk für Läufer entwickeln, das den Knorpelaufbau unterstützt. Aber wäre das nicht zu speziell? Cola hingegen trinkt man überall, jedoch meistens die mit dem rot-weißen Etikett.

Am Anfang sind es sechs Paletten

Darüber kreisen die Gedanken von Wagner und seinem damaligen Geschäftspartner. Die beiden lassen dann, 2007, einfach mal sechs Paletten der Cola mit der selbst entwickelten Geschmacksvorstellung abfüllen. "Die gingen ziemlich schnell weg", erzählt Wagner. Bei der Namensgebung setzen sie auf einen positiv behafteten Begriff, der zudem ihre Heimat repräsentiert: Süden. Ein halbes Jahr später folgt mit der Limo Zitronenstolz das nächste Produkt. "Es hat funktioniert, auch ohne riesiges Budget", sagt der 40-Jährige heute. Klar, dass ihnen der Trend zur Regionalität in die Karten spielt.

Einen anderen Trend, bewusste und gesunde Ernährung, bringt man hingegen weniger mit zuckerhaltigen Produkten in Verbindung. "Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass man nicht den ganzen Tag Limonade trinken sollte", sagt Wagner und schiebt hinterher. "Lieber bewusst und hin und wieder genießen." Ganz einig ist man sich bei dieser Angelegenheit aber nicht. Kahle sieht das Ganze etwas entspannter.

Ein riesiges Portfolio ist nicht erwünscht

Seit 2013 sind Tobias Welz und Armin Kahle mit an Wagners Seite. Welz ist eigentlich Programmierer, Wagner Wirtschaftsingenieur und Kahle führt einen Getränkehandel in Sachsenheim. Auch jetzt, rund zehn Jahre nach der Gründung, tun sie das, was sie für Südkola tun, in der Freizeit. Aus den sechs Paletten von einst sind im vergangenen Jahr 400.000 Flaschen geworden. Anfang 2018 kam mit der Beerenpracht ein drittes Getränk ins Portfolio.

"Wir hatten nicht den Druck, mit einem dritten Produkt unbedingt an den Markt gehen zu müssen", begründet Wagner die lange Wartezeit auf die Johannisbeerlimo. "Wir wollen ohnehin kein riesiges Spektrum anbieten. Und auch keine wilden Geschmacksrichtungen."

Das Trio geht es besonnen an. Klinken putzen, nur um in einem Getränkemarkt oder in einem Lokal gelistet zu sein, soll nicht ihr Stil sein. Kahle berichtet von Gastronomen, die als Voraussetzung für eine Zusammenarbeit zunächst einmal ein paar Gastro-Kühlschränke fordern. So soll es nicht laufen. "Wir kommen aus der Geheimtipp-Ecke und sind auf Überzeugungstäter angewiesen", sagt Welz. "Wir warten eher, bis die Leute bei uns anklopfen." Heilbronner klopften bislang selten an. "Da findet man uns in Mannheim oder Heidelberg häufiger", erzählt Kahle.

Abgefüllt wird in Hall 

Eigentlich verwunderlich, Heilbronn liegt schließlich um die Ecke. Die Verbindung nach Hohenlohe ist enger. Die drei Produkte des Limonadenwerks füllt die Haller Wildbadquelle ab. In Schwäbisch Hall befindet sich auch eine Lagerfläche.

Neben der Gastronomie und dem Verkauf in Märkten ist auch das Internet ein Vertriebsweg, allerdings nicht der am meisten präferierte. Wenn eine Bestellung über Amazon reinkommt, stellt Tobias Welz den Karton mit den Glasflaschen selbst zusammen. Apropos: Südkola, Zitronenstolz und Beerenpracht gibt es nur im 0,33-Liter-Glasgebinde. "Die Haptik, der Geschmack und auch das Thema Umwelt sprechen dafür", sagt Welz. Armin Kahle ergänzt: "Unsere abgefüllte Menge in Litern könnte längst viel größer sein. Aber die Liter-PET-Flasche wird es bei uns nicht geben."

Nicht mehr nur die Coca Cola gilt als cool

Die Abfüllung der drei Produkte − hier die Beerenpracht - erfolgt bei der Haller Wildbadquelle.Foto: Südkola Limonadenwerk
Die Abfüllung der drei Produkte − hier die Beerenpracht - erfolgt bei der Haller Wildbadquelle.Foto: Südkola Limonadenwerk  Foto: Südcola Wieland

Ebenso wenig wie den Wunsch, das Südkola-Gebiet zwanghaft auszudehnen. "Logistisch gesehen ergibt es keinen Sinn, einen einzelnen Laden in Norddeutschland zu beliefern", sagt Welz. Vom Großraum Stuttgart ausgehend gibt es die Getränke inzwischen vielerorts in Baden-Württemberg und in der Pfalz.

Die Südkola ist übrigens nicht die einzige Neuerscheinung auf dem Markt. Hermann Kola, Ruhrpott Kohla, Cola Rebell: In der Republik sind zuletzt einige Neuheiten entstanden. "Die Zeiten sind vorbei, in denen man als Gastronom eine Standardpalette anbieten konnte", ist Timo Wagner überzeugt. Dass ausschließlich Coca Cola als cool gilt, diese Ära scheint endgültig vorbei zu sein.

 

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