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Stuttgart/Untergruppenbach
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Das Leben nach dem Getrag-Verkauf

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Was tun mit 1,75 Milliarden Euro? Die Familie Hagenmeyer investiert den Erlös aus dem Verkauf von Getrag in Startups wie beispielsweise Instamotion. Die Firma will den Gebrauchtwagenhandel revolutionieren.

Von Heiko Fritze
Tobias Hagenmeyer. 
Fotos: Archiv/privat
Tobias Hagenmeyer. Fotos: Archiv/privat

Spätestens der Verkauf des angestammten Familienunternehmens hat die Hagenmeyers reich gemacht: 1,75 Milliarden Euro kassierten sie, als der Autozulieferer-Konzern Magna 2015 den Zuschlag für den Untergruppenbacher Getriebebauer Getrag erhielt.

Geld, das auch nach Abzug aller Kosten und Steuern noch in so großer Menge vorhanden ist, dass es investiert werden will. Welche Objekte sich die Hagenmeyers dazu ausgesucht haben, darüber geben zwei aktuelle Eintragungen auf der Liste der angemeldeten Fusionen beim Bundeskartellamt Auskunft.

Beteiligung an Instamotion

Da ist zunächst einmal die Firma Instamotion in Grünwald bei München: Das Startup sieht sich vollmundig bereits als Amazon des Gebrauchtwagenhandels. Für Aufsehen sorgte das Unternehmen, als es in einer ersten Finanzierungsrunde Ende 2016 bereits den Versicherungskonzern Allianz an Bord holte − knapp 30 Prozent gehören seitdem einer Beteiligungsgesellschaft des Dax-Konzerns namens Lola.

Knapp zehn Prozent hält laut der Gesellschafterliste vom Oktober außerdem der frühere Investmentbanker Stefan Jentzsch. Die Hagenmeyers haben über ihr Family Office, die THI Investment GmbH, nun den "Erwerb der Mitkontrolle" bei Instamotion angemeldet − was bedeutet, dass sie künftig mindestens 25,1 Prozent der Anteile am Startup halten werden. Wie viel genau, darüber war auch auf mehrfache Nachfrage keine Auskunft zu erhalten.

Aber nicht nur in das Gebrauchtwagen-Portal investieren die Hagenmeyers. Nahezu zeitgleich meldeten sie beim Kartellamt an, dass sie 40 Prozent an einer Immobilie in Berlin erwerben wollen, genauer gesagt an der dazugehörigen Verwaltungsgesellschaft. Bei der entsprechenden Adresse Lützowstraße 107 handelt es sich um ein Gewerbegrundstück unweit des Anhalter Bahnhofs und des Gleisdreiecks, in dem unter anderem eine Galerie, ein Softwareunternehmen, eine Onlinedruckerei und ein Händler für Eisbedarf ansässig sind.

Investition in ein Schulportal

Zehn Millionen Euro, umgerechnet 12,26 Millionen Dollar, hat THI außerdem vor wenigen Tagen in das Internet-Schulportal Learnship investiert. Die Hagenmeyers halten die Anteile am Kölner Startup zusammen mit zwei Bertelsmann-Gesellschaften und der staatlichen Förderbank KfW.

Und zudem waren sie im Dezember an einer Finanzierungsrunde für das Cybersecurity-Unternehmen Nozomi Networks mit Sitz in San Francisco dabei − fünf Investoren legten hier 15 Millionen Dollar zusammen.

Beteiligte Personen sind nicht unbekannt

Obwohl die Familie − THI gehört Tobias Hagenmeyer, Sohn des Getrag-Gründer Hermann Hagenmeyer, sowie seinen drei Söhnen − sich vollständig von ihrem angestammten Unternehmen gelöst hat, ist Getrag nach wie vor präsent. Kein Wunder, wenn man das beteiligte Personal betrachtet: Geschäftsführer ist neben Hagenmeyer auch Mihir Kotecha.

Mihir Kotecha
Mihir Kotecha

Der 50-Jährige kam 2001 über das Joint Venture mit Ford zu Getrag und wurde 2009 Konzernchef. Er leitete Getrag noch einige Monate nach der Übernahme durch Magna, schied dann im Juni 2016 aus. Da war er übrigens schon mehr als ein Jahr Geschäftsführer bei THI. Das ist aber keine ungewöhnliche Konstruktion: Auch Kotechas Vorgänger Dieter Schlenkermann leitete bis 2009 die damals noch so firmierende T. Hagenmeyer Industriebeteiligungsgesellschaft.

Und auch die Mitarbeiterin im Stuttgarter Büro ist Getrag-Vertrauten keine Unbekannte: Claudia Rath war beim Autozulieferer lange Jahre für die Pressearbeit zuständig. Nun managt sie diskret und verschwiegen die Arbeiten im Family Office. Die Autobranche kommt hier zwar nur noch am Rande vor. Aber die handelnden Personen sind geblieben.

 
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