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"Das geht oft Schlag auf Schlag"

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Am Ende der Produktionskette in der Metallverarbeitung: Lohnbeschichter unter Zeitdruck

Von Alexander Hettich

Maschinenteile, Gartentore, Krankenliegen, oder Zahnarztbesteck - Die Liste der Metallgegenstände, die per Pulverbeschichtung veredelt und haltbar gemacht werden können, ist schier endlos.

Der herkömmlichen Lackierung hat die Methode die "höhere mechanische Belastbarkeit" voraus, erklärt Karl-Heinz Kämpf, der in Eppingen einen Lackier- und Beschichtungsbetrieb mit sieben Mitarbeitern führt. Das Verfahren: Die Metallteile werden geerdet und ziehen das elektrisch aufgeladene Kunststoffpulver aus der Spritzpistole an wie ein Magnet. Bei bis zu 200 Grad kommt das Ganze in den Schmelzofen - fertig ist der rostfreie und witterungsbeständige Schutzüberzug. Viele Industrieunternehmen, die Maschinen, medizinische Geräte oder Gebrauchsartikel in Kleinserien herstellen, haben diese Arbeiten wegen der strengen Umweltvorschriften ausgelagert.

Gut für die Lohnbeschichter. Allerdings: "Der Produktionsdruck", so Firmenchef Kämpf,"wird gleich mit weitergereicht." Die Arbeit habe sich in den letzten fünf Jahren "enorm beschleunigt, das geht oft Schlag auf Schlag". Den Trend zum Express-Dienst bestätigt auch Heinz Meerwart, Betriebsleiter beim Heilbronner Beschichter Hoffmann GmbH: "Manche Kunden haben es so eilig, die würden am liebsten gleich drauf warten."

Keine langen Vorlaufzeiten - Karl-Heinz Kämpf und seine Mitarbeiter müssen die Maschinen an den beiden Standorten in Eppingen und Eppingen-Mühlbach mitunter innerhalb eines Tages auf neue Teile einstellen: "Eine langfristige Planung ist da natürlich unmöglich." Heute Kaffeemaschinen, morgen Füllstutzen. Der Kunde hat das Sagen und die Auswahl unter vielen Anbietern. Die Konkurrenz in der Beschichter-Branche ist "schon heftig", weiß Heinz Plieninger, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Heilbronn. Die Umsatzentwicklung gleiche einer "Holperstrecke", sagt auch Karl-Heinz Kämpf, der vor rund acht Jahren von der reinen Fahrzeuglackiererei auf Beschichtbetrieb umgesattelt hat. Mittlerweile entfallen 80 Prozent der Aufträge bei der Eppinger Firma auf Pulverbeschichtungen.

Auch bei Autos könnte der Lack bald ab sein. Laut Kämpf erwägen einige Fahrzeughersteller, die umweltfreundlichere Pulver-Methode verstärkt bei der Beschichtung von Karosserieteilen einzusetzen. Für Kämpf und Kollegen, die dann Reparaturarbeiten mit dem Beschichtungsverfahren übernehmen könnten, ist das eine verlockende Perspektive: "Das ist aber alles noch Zukunftsmusik."

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