Bahn frei für Müller Milch bei Campina
Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der deutschen Molkereien von Friesland-Campina unter Auflagen freigegeben. Eine Vorgabe betrifft auch den Standort Heilbronn.

Das Heilbronner Joghurtwerk darf einen neuen Eigentümer bekommen: Das Bundeskartellamt hat am Mittwoch (22.02.2023) die Übernahme der deutschen Molkereien von Friesland-Campina durch die Unternehmensgruppe Theo Müller freigegeben. Allerdings setzte es auch Auflagen fest: Die Marke Tuffi, die im Werk Köln abgefüllt wird, muss an eine andere Molkerei verkauft werden. Und Milchreis und Milchgetränke unter der Marke Landliebe müssen als Lizenz dauerhaft an andere Hersteller vergeben werden.
Es gibt bereits Interessenten
Diese Bedingungen dürften offensichtlich rasch erfüllt werden. „Dem Bundeskartellamt sind potenzielle, interessierte Erwerber aufgrund von Absichtserklärungen bekannt“, heißt es in der Mitteilung der Behörde. „Gespräche mit potenziellen Interessenten führen wir bereits“, bestätigt Alexander Truhlar, Konzernsprecher der Unternehmensgruppe Theo Müller. „Wir freuen uns, dass das Kartellamt unseren Akquisitions-Plänen zugestimmt hat. Damit steht einer Übernahme der Markenrechte sowie Produkte und des Gastro-Geschäfts, inklusive der Produktionsstandorte Heilbronn, Köln und Schefflenz, nichts mehr im Wege.“ Müller werde somit zum 1. April alle Werke und damit auch die Verantwortung für die dort beschäftigten Arbeitnehmer sowie für die zugehörigen Vermögensgegenstände übernehmen. Der Vertrieb werde voraussichtlich noch bis Ende Mai über Friesland-Campina laufen, erklärte die niederländische Genossenschaft.
Durch die Lizenzvergabe werde sichergestellt, dass künftig nur die Lizenznehmer, nicht aber Theo Müller selbst, Milchreis und frische Milchmischgetränke unter der Marke Landliebe vertreiben, heißt es unterdessen in der Mitteilung des Kartellamts. Zudem dürfen die Lizenznehmer sowohl die bisherigen Produkte weiter anbieten als auch neue Produkte unter der Marke Landliebe in den von der Lizenz abgedeckten Bereichen auf den Markt bringen. „Damit kann ein Dritter dort richtig Fuß fassen“, erklärt ein Behördensprecher.
Milchreis wird nur in Heilbronn abgefüllt
Auswirkungen haben diese Vorgaben auch auf den Standort Heilbronn – er ist das einzige Werk, in dem Landliebe-Milchreis abgefüllt wird, erklärt Betriebsratsvorsitzender Achim Steinbach. „Das ist aber keine Menge, die bei uns Sorgenfalten entstehen lässt“, sagt er. Es sei auch noch nicht klar, ob der künftige Lizenznehmer die Abfüllung in ein eigenes Werk verlagert oder sie sogar am Standort Heilbronn belässt. Insgesamt sieht der Arbeitnehmervertreter im Verkauf der Betriebe vor allem positive Aspekte. „Wir sind jetzt nicht unglücklich, von Friesland-Campina wegzukommen“, sagt er. „Wir wissen aber natürlich noch nicht genau, was uns bei Müller erwartet.“ Im Werk Heilbronn arbeiten nach seinen Angaben etwa 440 Beschäftigte, im angeschlossen Frischkäse-Werk in Schefflenz weitere 20. Wie viele davon in der Milchreis-Produktion arbeiten, sei aufgrund von wechselnden Schichten und Zuständigkeiten nicht zu sagen, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Keine Bedenken bei Milch, Joghurt und Butter
Wie das Kartellamt mitteilt, liegt der Marktanteil der Müller-Gruppe in drei problematischen Bereichen – frische Milchmischgetränke, Milchreis und Basismilchgetränke – bei über 60 Prozent. Damit sei die Schwelle für eine vermutete Marktbeherrschung, nämlich 40 Prozent, deutlich überschritten. „Sämtliche problematische Überschneidungen werden jedoch durch die Zusagen der Beteiligten entfallen“, heißt es. Die Zusagen gingen sogar über die aus Sicht der Behörde erforderlichen Maßnahmen hinaus. Für die weiteren Molkereiprodukte wie frische Milch, H-Milch, Joghurt, Pudding, Grießpudding, Quark, Butter und Sahne ergäben sich nach den Ermittlungen keine wettbewerblichen Bedenken.