Autozulieferer Kaco aus Kirchardt verlagert Produktion nach China
Die Aussichten für den Autozulieferer Kaco aus Kirchardt verdüstern sich. Aus den steigenden Kosten zieht der Dichtungsspezialist eine Konsequenz – und kündigt an, Teile der Produktion nach China zu verlagern.

Es lief zuletzt gut beim Dichtungsspezialisten Kaco, und auch aktuell ist das Unternehmen noch gut ausgelastet. Doch die Aussichten verdüstern sich - auch am Stammsitz in Kirchardt. "Wir waren lange Zeit stabil, aber jetzt merken wir, dass wir Probleme haben", sagt Geschäftsführer Richard Ongherth.
Neben den allgemein schlechten Konjunkturaussichten sind es vor allem die hohen Kosten, die dem Autozulieferer zu schaffen machen. In den Hochlohnländer Deutschland und Österreich sei die Produktion der Dichtungssysteme kaum noch möglich, sagt Ongherth. In Österreich etwa, wo Kaco einen Standort in St. Michael mit 360 Mitarbeitern betreibt, seien die Löhne in den vergangenen zwei Jahren um 17 Prozent gestiegen, berichtet der Geschäftsführer. "Ohne Automatisierung geht es nicht mehr in Deutschland und Österreich."
Viele Bereiche bei Dichtungsspezialist Kaco aus Kirchardt werden automatisiert
Die Gummimischerei und die Stanzerei am Hauptsitz in Kirchardt kommt mittlerweile mit sehr wenig Personal aus. Aufwendige Handarbeit, die bei Kaco immer noch eine Rolle spielt, sei dagegen kaum noch bezahlbar. "Lediglich im Prototypenbau machen wir das noch", sagt Ongherth. Denn die Entwicklung der Dichtungssysteme findet nach wie vor vor allem in Kirchardt statt.
Als Konsequenz aus dieser Entwicklung wird Kaco wohl Produktion aus Kirchardt und St. Michael nach Ungarn und vor allem nach China verlagern. "Wir werden wohl auch das Personal anpasse müssen", kündigt Ongherth an. In Ungarn hat das zur chinesischen Zhongding-Gruppe gehörende Unternehmen einen Standort in Enese mit 250 Mitarbeitern, in China gibt es zwei Werke in Anhui und in Wuxi mit insgesamt 1000 Mitarbeitern. Diese breite Aufstellung hilft Kaco enorm, um effizient und profitabel zu wirtschaften.
Starker Preisdruck: Herausforderungen für Autozulieferer Kaco
Die Herausforderungen für den Autozulieferer nehmen zu. So ist die Nachfrage nach den Teilen für Elektroautos zuletzt um 10 bis 15 Prozent eingebrochen, wie Ongherth berichtet. Die weltweit schwache Nachfrage nach E-Autos schlägt hier auf Kaco durch. Und für die Dichtungssysteme für Autos mit Verbrennungsmotor seien die Preise nicht mehr auskömmlich. In diesen Bereich investiert Kaco auch nicht mehr.
Dafür tüfteln die rund 480 Mitarbeiter in Kirchardt an neuen Produkten für Elektroautos oder E-Bikes. So hat Kaco einen Wellenerdungsring entwickelt, der E-Motoren schützt. Neu ist auch eine Schnellentlüftung für Batterien, um Gase auszuleiten und damit die Brandgefahr zu reduzieren. Der Fokus der Entwickler liegt klar auf der Elektromobilität, insbesondere im Bereich der Batteriezellen. Aufträge für die neuen Produkten seien bereits da, sagt Ongherth. Wo diese Teile dann produziert werden, sei noch unklar. Aber wohl eher nicht in Kirchardt und St. Michael.
Kaco strebt weiteres Umsatzwachstum an
Die neuen Aufträge und die gute Auslastung bis zur Jahresmitte machen Ongherth Mut, dass Kaco auch im laufenden Jahr wachsen wird. Der Geschäftsführer strebt einen Umsatz von 278 Millionen Euro an nach 248 Millionen 2023. Vor allem in China sei die Nachfrage nach Dichtungssystemen groß.
Unternehmen mit bewegter Geschichte
Das Unternehmen wurde 1914 als Kupfer-Asbest-Co. (Kaco) in Heilbronn gegründet und stellte zunächst Zylinderkopf-, Flansch- und Ringdichtungen her. Das Produktportfolio entwickelt sich stetig weiter, zunehmend wurde auch Kautschuk verarbeitet. 1970 wurde das Unternehmen aufgespalten in den Dichtungsspezialisten Kaco und die Firma Bach & Co (Kaco Elektrowerk, heute Kaco New Energy). 1993 wurde Kaco von der brasilianischen Sabo-Gruppe übernommen, die das Unternehmen 2014 an die chinesische Zhongding-Gruppe weiterverkaufte. 2018 zieht Kaco von Heilbronn an den neuen Stammsitz in Kirchardt. Heute hat Kaco sechs Werke in Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich, China und den USA und beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter. Das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Entwicklern und Herstellern von hochpräzisen, anwendungsorientierten Dichtungslösungen für die globale Automobilindustrie.



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