Audi in Neckarsulm gestaltet die Zukunft der Produktion nachhaltig
Mit der "Mission Zero" widmet sich der Automobilhersteller Audi dem Umweltschutz. Vier Handlungsfelder stehen dabei im Fokus: Dekarbonisierung, Wassernutzung, Ressourceneffizienz und Biodiversität. Bis 2025 sollen alle Standorte bilanziell CO2-neutral sein.

Kinder brauchen Namen, sonst kann man sie nicht benennen. Besonders grün hinter den Ohren ist das Kind "Mission Zero" des Automobilherstellers Audi. Wer sich mit den Themenkomplexen Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigt, erkennt sofort die namentlichen Anlehnungen zu Klimaschutzorganisationen wie German Zero oder Konzepte wie Zero Waste. Und tatsächlich soll das 2018 gestartete, standortübergreifende Umweltprogramm "Mission Zero" einen Beitrag leisten, die Automobilproduktion möglichst umweltschonend und ressourceneffizient zu gestalten und CO2-Emissionen sowie Abfall zu vermeiden.
Fertigung Böllinger Höfe CO2-neutral
In der Sportwagen-Fertigung Böllinger Höfe erfolgt die Produktion des Audi E-Tron GT bereits mit 100 Prozent Ökostrom sowie Wärme aus regenerativen Quellen bilanziell CO2-neutral. Damit wird das erste von vier Handlungsfeldern für eine nachhaltige Zukunft am Standort Neckarsulm angesprochen - Dekarbonisierung. Damit gemeint ist auf Dauer die Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft im Rahmen der Energiewende. "Der Punkt ist nahezu selbstverständlich", erklärt Achim Diehlmann, Leiter des betrieblichen Umweltschutzes am Standort. Der 49-Jährige hat als einer der Ersten vor 25 Jahren Umweltingenieurwesen studiert und in Umweltchemie promoviert. Seit neun Jahren ist der Umweltexperte bei Audi. Mit seinem Studium sei er vor zwei Jahrzehnten noch belächelt worden.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
"In den vergangenen Jahren hat Nachhaltigkeit im Unternehmen immens an Bedeutung gewonnen", stellt Diehlmann zufrieden fest. Endlich habe die "Mission Zero" im Unternehmen "die Akzeptanz geschaffen und Mittel freigesetzt, um auch Maßnahmen wie etwa zum Erhalt der Biodiversität zu unterstützen". Letzgenannte stellt ein weiteres Handlungsfeld der grünen Audi-Mission dar. Anders als an Standorten wie in Ungarn oder Mexiko in Neckarsulm allerdings kein leichtes Unterfangen. "Uns bleibt hier nur die Nachverdichtung, freie Flächen sind rar", so Diehlmann.
Alternativen im Sinne des Umweltschutzes sind seit 2014 die Ansiedlung mehrerer Bienenvölker auf dem Werkgelände, die Einrichtung von Nistplätzen für Mauersegler, Schwalben und Falken. "In der Ausbildung gehört die Sensibilisierung von Umweltthemen heute fest dazu", erklärt der Umweltschutzbeauftragte. So hätten angehende Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker in diesem Jahr schon 17 Insektenhotels für biologische Vielfalt gebaut und aufgestellt.
Ressourceneffizienz als Schwerpunkt

Neben der Dekarbonisierung und der Biodiversität stellt die Ressourceneffizienz einen weiteren Schwerpunkt der " Mission Zero" dar. Das fängt beim Verpackungsmaterial der Fahrzeugbauteile an und hört beim Recycling von Getränkeverpackungen der Belegschaft auf. "Früher bekamen wir die Halter für Subwoofer mit mehreren Lagen Luftpolsterfolie geliefert", erklärt Galina Renz, die im Bereich Serienoptimierung Inbound Logistik (Thema Verpackungsoptimierung) tätig ist.
Heute kann auf die Folie vollständig verzichtet werden, da die einzige Gefahrenquelle, ein kleiner Metallstift, mit einem genau passenden Schaumstoffnoppen gesichert wird. In einem Pilotprojekt testen Mitarbeiter der A6- und A7-Montage zudem gerade einen Kreislauf, bei dem aus Kunststoffabfällen per 3D-Druck Montagehilfen wie Schutzkappen oder Drückhilfen entstehen. "Diese Form des Upcyclings hilft zugleich den Mitarbeitern in den Bereichen ergonomisches Arbeiten sowie Arbeitssicherheit", sagt Volker Eitrich, Fertigungsabschnittleiter. Ein weiteres Stichwort bei der Vermeidung von Müll ist die virtuelle Planung. Physische Prototypen und - nicht zuletzt auch durch die Corona-Pandemie bedingt - Dienstreisen fallen weg, wenn Montageabläufe virtuell erprobt werden.
Geschlossener Wasserkreislauf geplant
"So wenig wie möglich in die Natur eingreifen", nennt Christian Forelle als Grund für die geplanten Veränderungen bei der Wassernutzung. Forelle leitet das Pilotprojekt zum geplanten geschlossenen Wasserkreislauf zwischen dem Werk und der benachbarten Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Unteres Sulmtal. 2022 soll der Bau einer neuen Wasserversorgungsanlage beginnen, die ab 2025 den Kreislauf schließt und dafür sorgt, dass der Standort auf die Entnahme von Neckarwasser verzichten kann.