Albert Berner wird heute 75
Künzelsau - Sportsmann, Familienmensch und Schraubenhändler: Der Künzelsauer Unternehmer feiert heute Geburtstag − im vergleichsweise kleinen Kreis. Ganz ohne Aufhebens wird der Tag aber dennoch nicht vorübergehen. Ministerpräsident Stefan Mappus hat sich angemeldet.
Künzelsau - "Das braucht Zeit!", sagt Albert Berner. Und er wird fast ein bisschen ungeduldig, wenn man nochmal nachfragt, wie sich sein Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln soll. Zukäufe integrieren, vor allem, wenn die von Konzernen runtergewirtschaftet gewesen seien: "Das braucht Zeit", wiederholt der Künzelsauer Unternehmer mit einer erstaunlichen Gelassenheit. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag − im vergleichsweise kleinen Kreis. Dass Ministerpräsident Stefan Mappus in Garnberg dabei sein wird, habe sich einfach ergeben. Man kennt sich vom VfB Stuttgart, zu dessen eifrigsten Unterstützern Berner zählt.
Ganz ohne Aufhebens wird der Tag aber dennoch nicht vorübergehen, das weiß der Jubilar. Deswegen hat er die vergangenen Tage ruhig angehen lassen. Er hat die Zeit gefunden, in seinem Garten die Seele baumeln zu lassen und dabei klassische Musik zu hören. Zwischendurch war er natürlich auf dem Golfplatz und hat mit dem Fahrrad die eine oder andere 40-Kilometer-Tour heruntergestrampelt.
Neuanfang
Vor rund zehn Jahren hat er einen schweren Herzinfarkt gut überstanden − Berner spricht von seiner "ehemaligen Krankheit". Das hat ihn gezwungen, sein Leben völlig neu auszurichten. Familie und Sport haben jetzt Priorität. "Gesund und ordentlich leben", sagt er, ist seine Lebensaufgabe. Denn: "Die Nachfolgegeneration ist bodenständig, ehrlich und gut. Aber noch zu jung", erklärt er, um an der Spitze des Unternehmens zu stehen. Also wird er gebraucht. Ums Rampenlicht geht es ihm dabei nicht: Albert Berner gehört nämlich zu den Alpha-Tieren, die nicht immer in der ersten Reihe stehen müssen.
Der Sport war immer wichtig für ihn, heute hat er Vorrang: "Wenn ich Golf spiele, spiele ich Golf", sagt er energisch. Das ist das Privileg des Aufsichtsratsvorsitzenden, der übers Aufhören zwar nachdenkt, aber noch weit davon entfernt ist. Erst, wenn er nicht mehr in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen, werde er gehen. "Und zwar bevor man mich bedauert." So wie beim Fußball, wo er erst mit 70 die Torwarthandschuhe an den Nagel gehängt hat.
Zweiter Flieger
Er hat Abstand gewonnen, und doch ist er regelmäßig präsent im Firmengebäude in Künzelsau-Garnberg. Zufrieden sitzt der Chef zum Gesprächstermin an seinem Schreibtisch − eben hat er sich die neuesten Zahlen geben lassen. Die Geschäfte laufen gut. Der Vorwärtsgang ist wieder gefunden, und erst vergangene Woche ist Albert Berners zweiter Firmenflieger ausgeliefert worden, damit das mittlere Management weniger Zeit auf der Straße verbringen muss.
Mit der Umsatzmilliarde ist es zum Geburtstag nichts mehr geworden − da ist die Krise dazwischengekommen. Und auch die Marke von 10.000 Mitarbeitern in der Gruppe wird er erst in ein paar Jahren erreichen. Die Ziele aber bleiben. "Es gibt nur wenige Familienunternehmen mit der Milliarde", sagt Albert Berner. "Das ist eine ganz andere Welt im Geschäftsleben, und die Leute gehen ganz anders mit einem um." Wenn er über den Weg in die Zukunft erzählt, über Übernahmen, über Märkte und Marktanteile, über die Marken, dann kommt der ehrgeizige Unternehmergeist durch. Um fünf Prozent soll der Umsatz jedes Jahr wachsen. "Das ist die untere Grenze, die ich verlange." Weitere fünf Prozent sollen über Zukäufe erreicht werden.
Eine halbe Bretzel gönnt sich Albert Berner zwischendurch und ein Glas Wasser − dann schaltet er wieder einen Gang zurück. Gelassenheit war nicht immer seine Stärke. Im Gegenteil, früher ist die Ungeduld oft mit ihm durchgegangen. Der Metzgerssohn wollte allzu oft mit dem Kopf durch die Wand − dass er in jungen Jahren auch mal von einer Boxer-Karriere geträumt hat, passt.
Mit unglaublicher Kraft und gelegentlicher Derbheit hat er sein Geschäft betrieben. Wer sein aufbrausendes Gemüt erlebt hat, vergisst das nicht so schnell wieder. "Ein schlechter Ruf verpflichtet", sagt er − und lacht schelmisch.
In Künzelsau, auf dem Golf- und Fußballplatz und in der Firma: Mit seiner bodenständigen Art hat er es verstanden, über die Jahre viele Freundschaften zu erhalten − das ist nicht selbstverständlich. Auch dafür darf er sich heute feiern lassen.
Am 12. Juli 1935 ist Albert Berner in Künzelsau zur Welt gekommen. Er hat eine Schwester und zwei Brüder. Zur Schule gegangen ist er zusammen mit den Unternehmerkollegen Reinhold Würth und Gerhard Sturm. Ralf und Dagmar, die beiden Kinder aus seiner ersten Ehe, sind finanziell abgesichert und verfolgen ihre eigenen Ziele. Seit 1966 ist er mit Ursula Berner verheiratet. Die beiden jüngeren Kinder Christian und Kerstin werden künftig die Geschicke der Firma mitbestimmen.
Die Berner AG
Bis Mitte März 1957 war Albert Berner als Verkäufer für Würth unterwegs, ab dem 1. April verkaufte er auf eigene Rechnung Schrauben. Die „kitzelige Sache“ der Existenzgründung hat sich gelohnt: Vergangenes Jahr erwirtschaftete die Berner AG im Konzern mit 7838 Mitarbeitern einen Umsatz von 856 Millionen Euro.
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