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Audi investiert eine halbe Milliarde Euro in Standort Neckarsulm

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Audi nimmt für neue Lackiererei, Montagehalle und Technikzentrum am Standort Neckarsulm mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Hand. Das Richtfest für die Lackiererei markiert einen weiteren Meilenstein. Die neuen Modelle A5 und A7 starten 2024.

Auf der Modellzeichnung sieht man, wie die neue Lackiererei zu ihrer Fertigstellung im Sommer 2024 aussehen soll.
Fotos: Audi
Auf der Modellzeichnung sieht man, wie die neue Lackiererei zu ihrer Fertigstellung im Sommer 2024 aussehen soll. Fotos: Audi  Foto: Michaela Klose

Neckarsulm und die Oberklasse von Audi, das gehört scheinbar untrennbar zusammen. Die Modelle der Baureihen A6, A7 und A8 haben in den vergangenen Jahrzehnten satte Gewinne für das Unternehmen erwirtschaftet. Gleichwohl ist die Nachfrage für klassische Limousinen zuletzt gesunken, folglich hat der Standort des Autobauers in der Region seit einigen Jahren mit einer Unterauslastung zu kämpfen. 2022 hat Neckarsulm inklusive der Sportwagenmanufaktur Böllinger Höfe in Heilbronn etwas mehr als 150.000 Fahrzeuge produziert, nur halb so viele als machbar.


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"Werk wird nachhaltig ausgelastet sein"

Im Jahr 2024 soll alles besser werden. Dann stehen zwei wichtige Neuanläufe für Neckarsulm an, der A5 und der A7. Das klingt erst einmal ungewöhnlich - das liegt daran, dass Audi seine Modelle umbenennt. In Zukunft tragen die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor eine ungerade Zahl im Namen, Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb eine gerade Zahl. Dieser Logik folgend, werden die Nachfolger des A4 und A6 mit Verbrennungsmotor A5 und A7 heißt. "Am Standort läuft in den kommenden Jahren die jeweils nächste Generation der A4/A5- und der A6/A7-Familie an. Mit diesen Volumenmodellen werden wir die nächsten Jahre nachhaltig ausgelastet sein", sagt Werkleiter Fred Schulze im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. "Der Anlauf liegt derzeit gut im Plan, wir stellen hier unsere enorme Anlaufkompetenz unter Beweis und ziehen als Mannschaft an einem Strang."

A5 startet im Frühjahr 2024 als Kombi

Unseren Informationen zufolge ist der Anlauf des A5 (intern B10) derzeit für Kalenderwoche 13 im Frühjahr 2024 geplant - erstmals in der Geschichte startet der Kombi Avant vor der Limousine. Im Herbst 2024 folgt dann der A7 (intern C9). "Mein Ziel ist es, am Standort noch einmal 300.000 Fahrzeuge jährlich zu produzieren", sagt Fred Schulze. Die Vision der Vollauslastung könnte 2025 Realität werden, wenn A5 und A7 in maximalem Umfang produziert werden.


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Produktion auf einer Linie

Der Rohbau der neuen Montagehalle A11 ist nach Angaben von Audi fertig. Zum Jahreswechsel soll der finale Innenausbau der Produktionsanlagen und Fördertechnik erfolgen.
Der Rohbau der neuen Montagehalle A11 ist nach Angaben von Audi fertig. Zum Jahreswechsel soll der finale Innenausbau der Produktionsanlagen und Fördertechnik erfolgen.  Foto: Matthias Stark

Da die Baureihen A5 und A7 technisch eng verwandt sind, können sie in Neckarsulm auf einer Linie zusammen gefertigt werden. Am Standort in der Region investiert der Autobauer derzeit mehr als eine halbe Milliarde Euro, unter anderem in eine neue Montagehalle und eine neue Lackiererei - sie soll bei Inbetriebnahme 2025 zu den modernsten in ganz Europa zählen. Am Dienstag erfolgte das Richtfest anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus. Baubeginn war vor etwa einem Jahr. Mit geschätzten 150 Millionen Euro ist die Lackiererei die größte Einzelinvestition der Baumaßnahmen. Das Gebäude A22 wird etwa 200 Meter lang, 79 Meter breit und 39 Meter hoch.

Neue, umweltfreundliche Verfahren

"Eine der großen Baumaßnahmen am Standort ist derzeit die neue Lackiererei, mit der wir uns nicht nur fit in Richtung Elektromobilität machen, sondern durch neue, umweltfreundliche Verfahren auch einen Beitrag in Richtung Mission Zero leisten", sagt Werkleiter Fred Schulze. Ziel sei es langfristig, die gesamte Fertigungskette CO2-neutral zu gestalten. Am Standort Böllinger Höfe in Heilbronn ist das bereits der Fall. "Wir liegen zeitlich gut im Plan mit der Lackiererei und feierten an diesem Mittwoch Richtfest." Neben Verantwortlichen von Audi und den beteiligten Baufirmen nahmen auch Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig und Bad Friedrichshalls Bürgermeister Timo Frey an der Zeremonie teil. Vor dem Richtfest für die Lackiererei erfolgte der Spatenstich für eine neue Wasserversorgungsanlage. Ein geschlossener Wasserkreislauf mit der kommunalen Kläranlage soll zukünftig den Frischwasserbedarf der Produktion am Standort Neckarsulm deutlich reduzieren. Ziel sei es, bis 2035 den Wasserverbrauch in der Produktion zu halbieren.


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Bis zu 70 Prozent weniger Frischwasser

Beim Richtfest für die neue Lackiererei am Dienstag betonte Werkleiter Fred Schulze (am Podium) die Bedeutung der Baumaßnahmen für den Standort Neckarsulm.
Beim Richtfest für die neue Lackiererei am Dienstag betonte Werkleiter Fred Schulze (am Podium) die Bedeutung der Baumaßnahmen für den Standort Neckarsulm.  Foto: Matthias Stark

"Die nachhaltige Wassernutzung im Rahmen unserer Mission Zero spielt eine zentrale Rolle. Wir freuen uns sehr, dass wir nach einer erfolgreichen Testphase mit dem Bau der neuen Anlage starten können", sagte Achim Diehlmann, Leiter des betrieblichen Umweltschutzes und Projektleiter der Mission Zero. Ab dem Jahr 2025 solle das Betriebswasser für das gesamte Werk in einem geschlossenen Kreislauf geführt und somit bis zu 70 Prozent an Frischwasser eingespart werden. Neckarsulms Betriebsratsvorsitzender Rainer Schirmer lobte die Bauvorhaben im Werk: "Der Spatenstich für das neue Wasserkraftwerk und das Richtfest für die neue Lackiererei zeigen, dass der Standort in die Nachhaltigkeit und damit in die Zukunft investiert. Gerade im Jahr des 150-jährigen Jubiläums ist das ein starkes Zeichen in Richtung der Belegschaft."

Montagehalle fit für Mischfertigung

Neben der Lackiererei schreiten laut Audi auch die Arbeiten für die neue Montagehalle planmäßig voran. Der Rohbau ist den Angaben zufolge fertig, die Übergabe der ersten Bereiche an die Fördertechnik erfolgte in Kalenderwoche 12. Bereits fertig gestellt sind auch die Fassade, Entwässerungsarbeiten und Dachabdichtung. Aktuell laufen die Dachbegrünungsarbeiten, Lüftungs-, Elektro- und Sprinklerarbeiten sowie die Innenausbauten in den Sozialbereichen. "Die neue Montagehalle ist bereits auf eine Mischfertigung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und vollelektrischen Modellen ausgelegt", erklärt Werkleiter Fred Schulze.

Entwicklung von Batterien für E-Autos

Bereits in den nächsten Wochen weiht Audi ein neues Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung ein, in dem Werkstätten, Prüfstände und Büros untergebracht sein werden.
Bereits in den nächsten Wochen weiht Audi ein neues Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung ein, in dem Werkstätten, Prüfstände und Büros untergebracht sein werden.  Foto: Matthias Stark

Bereits in den nächsten Wochen weiht Audi in Neckarsulm ein neues Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung ein, in dem Werkstätten, Prüfstände und Büros untergebracht sein werden. Dann wird ein Batterie-Technikum in Betrieb gehen - dort sollen Prototypen für neue Akkus künftiger Elektroautos erforscht und erprobt werden. "Mit dieser Entscheidung haben wir den Ausbau strategisch wichtiger Kompetenzen für die Elektromobilität in Neckarsulm weiter vorangetrieben", sagt Oliver Hoffmann, Vorstand für Technische Entwicklung. "Neckarsulm ist ein bedeutender Entwicklungs-Standort im Konzernverbund und mir persönlich auch sehr wichtig."

Aufbau der Arbeitsplätze

Die Rohbauarbeiten für das Gebäude C20 sind weitestgehend abgeschlossen, die technische Ausrüstung sei ebenfalls zu 90 Prozent fertig, heißt es bei Audi. Derzeit liefen die restlichen Arbeiten an der Werkstattausrüstung und dem Aufbau der Arbeitsplätze, die für die Entwicklung neuer Antriebskonzepte spezielle Anforderungen erfüllen müssen - schließlich werde in dem Bereich unter anderem mit Hochvolt-Technik gearbeitet. Werkleiter Schulze zeigte sich am Dienstag zufrieden: "Wir machen gute Baufortschritte für neue Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung sowie für die neue Montagehalle A11-3. Sie schafft mit der Bündelung der Montagen im westlichen Teil des Werkes und der Logistik im unmittelbaren Umfeld eine optimale Werkstruktur und einen wirtschaftlichen Fertigungsfluss."

 
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