Bei der Formula Student geht es nicht darum, den schnellsten Rennwagen zu bauen. Vielmehr spielen auch Themen wie Zuverlässigkeit, Organisation und Nachhaltigkeit eine Rolle. Jonas Fuchs bezieht bei seiner technischen Bewertung mit ein, mit welchen Voraussetzungen die Teams ins Rennen gegangen sind und was sie aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. „Als Juror ist mir wichtig, dass die Studenten auch verstehen, was sie da konstruiert haben und warum.“ So geht er sicher, dass nicht Lösungen aus dem Vorjahr übernommen wurden oder gar von Externen kommen.
Wie Würth in der Boxengasse Nachwuchskräfte gewinnt
Als Student war Jonas Fuchs drei Jahre lang Teilnehmer bei der Formula Student. Inzwischen ist der Mitarbeiter der Würth-Gruppe beim weltweit größten Konstruktionswettbewerb für Studierende Juror und trifft an der Rennstrecke auf potenzielle Kollegen von morgen.

Wenn der heutige Juror Jonas Fuchs die Arbeit des früheren Studenten Jonas Fuchs bewerten müsste, fiele das Urteil zweigeteilt aus. „In Sachen Konzeption und Kommunikation müsste ich mich vor den heutigen Teams nicht verstecken“, sagt der 37-Jährige, der bei Würth in der Forschung und Entwicklung arbeitet. Vor dem Hintergrund des deutlich höheren Industriestandards aber, den die Teams bei der Formula Student mit ihren Rennwagen heute erreichen, „wäre ich sicher nicht vorne mit dabei“.
Die Formula Student ist der weltweit größte Engineering- und Konstruktionswettbewerb für Studierende. Teams aus Hochschulen rund um den Globus messen sich jedes Jahr darin, eigenständig einen einsitzigen Rennwagen zu konzipieren, zu bauen – und auf sogenannten Dynamik-Events auf sowie Statik-Events neben der Rennstrecke zu präsentieren. Neben Performance, Innovation und Technikkompetenz fließen dabei auch Nachhaltigkeit, Kostenplanung sowie Geschäftskonzept in die Bewertung mit ein.
Manche Teams suchen sich ihre Bauteile auf dem Schrottplatz zusammen
Gerade erst war Jonas Fuchs auf dem Hockenheim-Ring, wo der Renn- und Konstruktionszirkus zu Gast war. Eine Woche lang präsentierten 84 Teams aus 23 Nationen mit 3000 Studierenden ihre Ergebnisse, an denen sie ein Jahr lang gearbeitet hatten. Das klingt nach viel Entwicklungszeit – ist es aber nicht. „Das ist ein sehr enger Zeitplan“, sagt Fuchs. Als erstes muss Personal gefunden werden, die Teams bestehen aus bis zu 120 jungen Menschen. Die müssen Material, Geld und finanzielle Förderer finden, um ihre Ideen auch in die Tat umzusetzen.

„Es ist beeindruckend, was in der kurzen Zeit alles entsteht“, sagt Fuchs. Zumal die Voraussetzungen der jeweiligen Hochschulen und Teams unterschiedlicher nicht sein könnten. „Manche Teams aus dem Ausland nehmen Teile, die sie auf Schrottfahrzeugen ausbauen“, sagt der Juror. Auch finanziell ist die Bandbreite dank vieler Teamsponsoren groß: Mit Gesamtbudgets von 20.000 Euro bis hin zu zwei Millionen Euro sind diese ausgestattet. Das sei im Vergleich zwar nicht unbedingt fair. „Aber am Ende bewerten wir auch nicht die Lösung, sondern den Weg und das Verständnis“, sagt Fuchs.
Die Rennwagen sind elektrisch angetrieben und fahren zunehmend autonom
Als Student am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat er von 2010 bis 2012 selber gleich drei Jahre am Wettbewerb teilgenommen. Seitdem habe sich vieles verändert. Verbrenner werden längst keine mehr gebaut, die Fahrzeuge sind rein elektrisch und zunehmend autonom, sie müssen mit und ohne Fahrer funktionieren. „Die Fahrzeuge fetzen fahrerlos über die Strecke, dass man Respekt hat“, sagt Jonas Fuchs, der seine Zeit als Teilnehmer bei der Formula Student als prägend und zudem als wegweisend für seine Karriere empfunden hat.
„Die Fahrzeuge fetzen fahrerlos über die Strecke, dass man Respekt hat.“
Jonas Fuchs
Bei den Events würde immer eine besondere Stimmung herrschen. Die Kreativität, die ihm als Juror begegnet, empfindet der studierte Informatiker als Impulsquelle, nimmt jedes Mal Ideen für seine Arbeit im Innovationszentrum Curio mit. Die Würth-Gruppe engagiert sich seit vier Jahren bei der Formula Student Germany. Während Würth Elektronik den Teams als Partner im Entwicklungsprozess zur Seite steht, unterstützt die Adolf Würth GmbH das Event im Rahmen eines Sponsorings und mit der Bereitstellung von Verbrauchsmaterialien und Werkstattausrüstung.
Viele wissen nicht, dass Würth eine eigene Forschung und Entwicklung hat
Für Würth geht es dabei auch um Sichtbarkeit. Der Stand, der aus mehreren Seecontainern besteht, stelle einen wichtigen Kontaktpunkt dar, um Innovation zu fördern und frühzeitig mit Nachwuchskräften in den Austausch zu gehen. In erster Linie dient die Formula Student ihrem Konzept nach der Nachwuchsgewinnung, die beteiligten Unternehmen finden auch hier ihre Fachkräfte von morgen. Mit ihrem Engagement möchten die Hohenloher junge Menschen darauf aufmerksam machen, dass Würth längst nicht nur Händler ist, sondern auch Forschung und Entwicklung betreibt. „Das ist vielen Studenten noch unbekannt“, sagt Fuchs.

Welchen Erfolg die Formula Student in diesem Jahr für das Unternehmen hat, lässt sich nicht direkt messen. „Es ist keine Karrieremesse, zu der ich mit dem Lebenslauf komme“, sagt Fuchs. Er versteht das Engagement vielmehr als langfristiges Investment, bei dem es darum geht, Kontakt aufzubauen und zu pflegen. Zumal viele der Teilnehmer ihr Studium erstmal noch zu Ende bringen müssen. „Den Erfolg von diesem Jahr werden wir erst in zwei, drei Jahren sehen.“

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