Warum Intersport die Produktion zurückholt
40 Jahre Eigenmarke McKinley: Künftig soll nicht mehr so viel in Fernost hergestellt werden

Ein Ziel steht für Intersport-Vorstand Frank Geisler fest: Die Eigenmarken der Sporthandelsgenossenschaft sollen so beschaffen sein, dass der jeweilige Sport damit ausgeübt werden kann. Damit wolle sich der Händlerverbund von Billigartikeln abheben - wohl wissend, dass für Profi-Anwendungen eher Markenartikel infrage kommen. "Unser Ziel ist, bis 2030 20 Prozent unseres Umsatzes mit Eigenmarken zu erzielen", erklärt er. "Das haben wir noch nicht ganz erreicht."
McKinley ist die älteste Eigenmarken
Älteste Marke im Intersport-Portfolio ist McKinley, unter der Outdoor-Artikel vom Wanderschuh über Rucksäcke und Zelte bis zu Funktionsjacken, -shirts und -hosen vertrieben werden. Sie feiert in diesem Jahr 40 Jahre: Die ersten Artikel, die nach dem höchsten Berg Nordamerikas benannt waren, kamen 1984 in die Läden. Das wurde am Rande der jüngsten Ordermesse am Montag gefeiert, zusätzlich zum 20-jährigen Bestehen der Messehalle.
Profis wird weiter zu Markenartikeln geraten
Innerhalb jener 40 Jahre sind noch fünf weitere Eigenmarken des Händlerverbunds hinzugekommen, jeweils für andere Bereiche wie Schwimmen, Laufen oder Ballsport. Die Kunden akzeptierten, dass diese neben den Industriemarken, wie sie intersport-intern genannt werden, angeboten werden. "Es hängt vom Einsatzgebiet, der Sportart und dem Grad an Professionalisierung ab, wozu der Kunde greift", erläutert Geisler. "Es ist etwas anderes, ob man mehrmals in der Woche seinen Sport treibt, am Ende sogar in einer Profi-Liga, oder ob man nur gelegentlich hobbymäßig unterwegs ist. Beispiel – Klettertouren im Himalaya sind etwas anderes als ein Spaziergang vor der Haustür."
Die eigenen Marken seien mit ihren hochwertigsten Produkten in etwa auf dem Niveau der günstigsten Teile der Industriemarken. "Wir bieten für den gleichen Preis aber mehr Produkt, das heißt mehr Leistung und Features, zum Beispiel was die Produkteigenschaften oder die Verarbeitung betrifft", meint Geisler. Die Eigenmarken seien auch wichtig für Kinder im Schulsport – schließlich wachsen diese schnell wieder aus Schuhen oder Kleidung raus und nicht jeder könne sich alle paar Monate teurere neue Markenteile nachkaufen.
Osteuropa und Nordafrika statt Ostasien – aus bestimmten Gründen
"Wir haben einen Qualitätsstandard, der immer mindestens der Din-Norm entspricht", erklärt der Vorstand. Das mache die Eigenmarken aber auch teurer als ähnliche Artikel im Discount oder bei anderen Ketten. "Ganz günstige Preise und Qualitäten wie bei einem Discounter erwartet der Kunde bei uns auch gar nicht", glaubt Geisler. "Der Preis ist nicht das Entscheidende, sondern das Preis-Leistungsverhältnis."
Derzeit wird noch der überwiegende Teil der Eigenmarken in Fernost produziert. Doch Intersport hat angefangen, dies zu ändern: In der Ukraine wurde schon vor Beginn des Krieges eine Schuh-Fabrikation für McKinley bei einem Partnerunternehmen gegründet. Sie sei auch immer noch in Betrieb, berichtet Geisler. Und es soll nicht die einzige Fabrik näher zur Heilbronner Zentrale bleiben: Intersport wolle mehr Herstellung wieder hierherholen, um Lieferkettenprobleme und Kostendruck zu lindern, kündigt er an. "Wir müssen heute bestellen können und die Ware muss dann in zwei bis drei Monaten da sein. Es geht uns beim Thema Produktionsverlagerungen nach Europa, dem sogenannten Nearshoring, nicht nur um schnellere Lieferungen und Reaktionen, sondern auch um eine größere Unabhängigkeit von Asien, um geopolitische Gründe wie Krieg sowie um die Unterstützung der Produktion in Europa ", erklärt er.
Neben Schuhen werden inzwischen auch wieder Socken, Handschuhe und Bandagen der Eigenmarken nicht mehr nur in Fernost produziert. "Wir denken auch über Afrika nach", erklärt Geisler: Vor allem in Nordafrika gebe es "ein gewisses Textil-Knowhow aus Tradition". Ein kleines Team sei seit wenigen Monaten beauftragt, Hersteller auszusuchen und Gespräche aufzunehmen. Daneben seien Produktionsstandorte in Rumänien, Bulgarien und anderen Balkanstaaten im Aufbau, so der Vorstand. "Bei den ganzen Unsicherheiten ist es bereits mittelfristig rationaler, nicht nur auf die Produktionskosten zu schauen, da Verlässlichkeit, Lieferfähigkeit und Qualität für uns oberste Priorität haben."