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Veigel Automotive aus Öhringen mischt mit seinem System die Fahrschul-Branche auf

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Mit seinem neuartigen, adaptiven System will Veigel Automotive die Fahrausbildung revolutionieren. Damit treffen die Öhringer einen Nerv und finden auch im Ausland immer mehr Abnehmer.


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Obwohl Achim Michelfelder jeden Tag Kilometer um Kilometer abspult, sitzt der Stillstand als ständiger Begleiter im Auto. Als langjähriger Fahrlehrer und Besitzer der gleichnamigen Fahrschule in Öhringen hat der 56-Jährige in den vergangenen Jahren mit ansehen müssen, wie der Führerschein immer teurer wurde, immer mehr junge Leute durch die Prüfungen fielen. Ein Stückweit machtlos, weil die herkömmlichen Methoden seiner Branche ausgedient hatten.

„Ich habe schon sehr lange nach einer Verbesserung gesucht“, sagt Michelfelder. Gefunden hat er sie vor seiner Haustür. Mit Veigel Automotive hat sich im Vorjahr der Hersteller von Doppelbedienungen für Fahrschulfahrzeuge aus Öhringen auf den Weg gemacht, die Branche mit einem neuartigen System zu revolutionieren. Herzstück ist eine digitale Lernplattform, genannt Synpli, die die Fahrausbildung effizienter, sicherer und obendrein moderner machen soll. „Ein super Ansatz“, sagt Fahrlehrer Michelfelder und sprang früh auf den Zug auf.

Mit dem neuen System will Öhringer Firma Veigel schon im zweiten Jahr profitabel sein

Mit seinem System, zu dem auch ein Kamerasystem und Simulatoren gehören, hat Veigel Automotive einen Nerv getroffen. Seit Markteinführung im Januar laufen die Kunden dem Maschinenbauer regelrecht die Türen ein. „Wir hatten es uns so erhofft. Dass es tatsächlich so gekommen ist, ist natürlich umso schöner“, erklärt Geschäftsführer Jann Hendrik Swyter und berichtet von einigen schlaflosen Nächten.

Mit einer neuen Lernplattform ist der Fahrschulfahrzeugausstatter Veigel aus Öhringen um Geschäftsführer Jann Swyter in die Zukunft aufgebrochen. Immer mehr Kunden springen auf den Zug auf.
Mit einer neuen Lernplattform ist der Fahrschulfahrzeugausstatter Veigel aus Öhringen um Geschäftsführer Jann Swyter in die Zukunft aufgebrochen. Immer mehr Kunden springen auf den Zug auf.  Foto: Kunz, Christiana

Rund 1,7 Millionen Euro haben die Öhringer in die Entwicklung ihres Systems gesteckt und sich in dieser Zeit von einem Maschinenbauer zum Softwareentwickler gewandelt – vom Pedal zum Pixel. „Ohne Software geht es heute einfach nicht mehr“, verdeutlicht Swyter. Der Erfolg bestätigt den Geschäftsführer. Seit Auslieferung ihres Systems im April haben die Hohenloher schon 140 Fahrschulen mit Komponenten ausgestattet. Noch sei man damit nicht profitabel, sagt Swyter. „Aber es sieht sehr gut aus, dass wir es schon im zweiten Jahr sind.“ 

Öhringer Firma Veigel überzeugt holländischen Automobil-Club auf Anhieb

Dazu trägt bei, dass Veigel Automotive Kunden gewonnen hat, die das Unternehmen selber nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. So hatte der niederländische Automobil-Club ANWB, der immerhin 15 Prozent Marktanteil bei den Fahrschulen hat, von Synpli „Wind gekriegt“ – und war auf Anhieb überzeugt. Mit der Folge, dass die Öhringer im Januar mit einer Testphase beginnen und im Sommer ihr System ausrollen. „Das ist ein großer Deal für uns, wir sprechen von 20.000 Nutzern im Jahr“, sagt Swyter.

Benjamin, Sohn von Geschäftsführer Jann Hendrik Swyter, fährt mit einer Miniatur-Ausgabe des für den Fahrlehrer-Kongress in Berlin entwickelten R310 von Mercedes durch die Veigel-Räume.
Benjamin, Sohn von Geschäftsführer Jann Hendrik Swyter, fährt mit einer Miniatur-Ausgabe des für den Fahrlehrer-Kongress in Berlin entwickelten R310 von Mercedes durch die Veigel-Räume.  Foto: Peter, Martin

Die Zusammenarbeit hat Swyter und seinem Team – das Unternehmen hat inzwischen 100 Mitarbeiter – deutlich Reichweite gebracht. In der Folge haben auch andere Länder in Öhringen angeklopft, nächste Woche stellt Veigel Automotive sein System beim spanischen Automobilverband vor. Anfragen liegen zudem aus England sowie den USA vor. In Deutschland hat das Unternehmen den Fuß in die Tür der Academy-Fahrschulen bekommen, die auch in der Region bekannt sind. 

Veigel aus Öhringen hat nun auch bei den Academy-Fahrschulen den Fuß in er Tür

Dabei handelt es sich um ein Franchise-System mit über 300 Fahrschulen in Deutschland. Bisher hatte die Gruppe ausschließlich mit dem Marktführer Vogel-Verlag zusammengearbeitet. Nach einer Testphase kann jede Fahrschule in der Gruppe spätestens im November entscheiden, ob sie zu Veigel wechselt oder beim Vogel-Verlag bleibt. Das ist eine riesige Chance für Veigel, dem Wettbewerber zumindest ein bisschen wehzutun - und weiter an Bekanntheit zu gewinnen. „Wir müssen Marketing und Vertrieb jetzt richtig aufbauen“, sagt Swyter.

Einen weiteren Schub soll der Fahrlehrerkongress Mitte November in Berlin bringen. Dort wollen Swyter und Co. ihr System an die Fahrlehrer bringen. Um nicht ein großes, voll ausgestattetes Auto mitnehmen zu müssen, reisen die Öhringer mit einer Miniatur-Ausgabe des Mercedes 300s an, das sie mit dem Kamerasystem ausstatten. Achim Michelfelder muss nicht mehr überzeugt werden. Er hat die Vorteile im laufenden Betrieb ausgiebig getestet. Im November bekommt er neue Fahrzeuge. „Dann sind alle unsere Autos mit dem Veigel-System ausgestattet.“

Mit den digitalen Tools, die das neue System bietet, könnten Fahrlehrer nun besser sehen, ob ein Schüler lernt, wo seine Stärken und Schwächen liegen – und gezielter schulen, sagt Achim Michelfelder. Ein großer Vorteil sei auch die Ausbildung am Simulator. „Die Schüler sind dadurch viel besser auf das Autofahren vorbereitet.“ Zudem lasse sich mit dem neuen System besser erklären, warum welche Inhalte gemacht werden – auch Eltern gegenüber ist das ein Vorteil. „Es macht Schülern und Fahrlehrern mehr Spaß.“ Und effektiver sei es auch.

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