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Veigel Automotive bringt innovatives System für die Fahrausbildung auf den Markt

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Als Ausstatter von Fahrschulfahrzeugen war das Öhringer Unternehmen Veigel bisher als Maschinenbauunternehmen bekannt. Mit einem neuen System wollen die Hohenloher die Fahrausbildung revolutionieren.

Mit einer digitalen Lernplattform bricht der Fahrschulfahrzeugausstatter Veigel aus Öhringen in die Zukunft auf.
Mit einer digitalen Lernplattform bricht der Fahrschulfahrzeugausstatter Veigel aus Öhringen in die Zukunft auf.  Foto: Kunz, Christiana

Der Weg zum Führerschein ist heutzutage steinig: Abgesehen von durchschnittlichen Kosten in Höhe von 3700 Euro ist die Durchfallquote bei Prüfungen hoch. Ein Drittel der Schüler packt die praktische Prüfung nicht auf Anhieb, bei der Theorie fallen sogar 40 Prozent durch. Diesen miesen Zahlen sagt der Fahrschulfahrzeugausstatter Veigel Automotive aus Öhringen nun den Kampf an – und stellt sich zugleich für die Zukunft neu auf.

Mit einem neuartigen Ökosystem, mit dem die Hohenloher Anfang 2025 auf den Markt gehen, will Veigel die Fahrschulbranche revolutionieren. Herzstück des innovativen Ansatzes des weltweit führenden Herstellers von Doppelbedienungen für Fahrschulfahrzeuge ist eine digitale Lernplattform, genannt Synpli, die die Fahrausbildung effizienter, sicherer und moderner machen soll. "Wir haben uns vor etwas über einem Jahr gefragt: Wie sieht die Zukunft aus, wo sind die Herausforderungen im Fahrschulmarkt?", beschreibt Geschäftsführer Jann Swyter.

Veigel entdeckt 2023 dänisches Start-up und übernimmt die Technologie

Das Ergebnis dieser Überlegungen stellt auch für Veigel eine Neuausrichtung dar: "Wir wandeln uns vom reinen Maschinenbauer hin zu einem Softwareunternehmen", sagt Swyter. Denn ihre mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Branche verbinden die Hohenloher nun mit den Möglichkeiten neuer Technologien. Entscheidend auf diesem Weg war die Entdeckung eines dänischen Start-ups, das ein innovatives Kamerasystem entwickelt hat. Veigel hat sich diese Technologie gesichert und integriert sie nun in Fahrschulwagen zum besseren Lernen.

"Am Ende entsteht ein Datensatz mit dem perfekten Fahrverhalten."

Jann Swyter

Acht Kameras erfassen dabei das Geschehen während einer Fahrstunde. Macht ein Fahrschüler einen Fehler, kann der Fahrlehrer der Aufnahme eine Sprachnotiz hinzufügen. In der dazugehörigen App können sich Fahrschüler das Wichtigste später noch einmal ansehen, "und haben eine Lernstandskontrolle", sagt Swyter, der mit einer Lehrerin verheiratet ist. Veigel generiert nebenbei von einem Experten – einem Fahrlehrer – verifizierte Fahrdaten, an der Firmen Interesse haben, die am autonomen Fahren forschen.

"Die KI nivelliert die Fehler, schreibt die Software entsprechend um: Am Ende entsteht ein Datensatz mit dem perfekten Fahrverhalten, wie es die Straßenverkehrsordnung vorsieht", sagt Jann Swyter. Die Resonanz der Firmen sei sehr positiv: "Wir wurden von vielen Seiten ermuntert, genau da weiterzumachen." Und auch bei Fahrlehrern stoßen die Hohenloher nach eigenen Angaben auf offene Ohren.

Auf einem Wagen in der Werkstatt bewerben die Öhringer ihr System, das aktuell in 50 Fahrschulfahrzeugen unterwegs ist.
Auf einem Wagen in der Werkstatt bewerben die Öhringer ihr System, das aktuell in 50 Fahrschulfahrzeugen unterwegs ist.  Foto: Kunz, Christiana

Denn die Theorie deckt Synpli mit einem adaptiven Lernsystem ab. Es gehe individuell auf die Lernenden ein, fragt nicht nur Prüfungsfragen ab, sondern stellt weiterführende Fragen, erklärt auch die Regeln hinter den Fragen. Und: Fahrlehrer bekommen ein Feedback, können im Abendunterricht homogene Gruppen bilden. "Das ist die perfekte Lernsituation für alle", sagt Swyter. Versehen ist das Ganze mit einem Gamification-Ansatz: Inhalte können spielerisch gelernt werden. Es gibt ein Punktesystem: Schüler können Gutscheine für McDonalds gewinnen. "Wir sind gerade auch am Thema Vergünstigungen bei der Autoversicherung dran", sagt Swyter.

Veigel hofft, 500.000 Fahrzeuge mit seinem System auszustatten

Mittelfristig will das Unternehmen 500.000 von insgesamt 1,6 Millionen Fahrschüler in Deutschland mit dem System erreichen. Alleine an App-Lizenzen, die es für 69 Euro pro Schüler gebe, würde das Veigel geschätzt einen Umsatz von 30 bis 35 Millionen Euro pro Jahr bringen - aktuell macht das Unternehmen 14 Millionen Euro Umsatz. Da das Kamerasystem zu Beginn noch hochpreisig ist, bieten die Hohenloher ein Leasingsystem an: "Für 100 Euro pro Fahrzeug im Monat", verrät der Geschäftsführer.

Im ersten Quartal 2025 wird Synpli ergänzt und soll Fahrschulen bei der Organisation der Fahrstunden, der Abrechnung und dem Fuhrparkmanagement unterstützen. In der Summe sollen die Fahrschulen auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels – schon jetzt fehlen 10.000 Fahrlehrer – effizienter arbeiten und noch mehr Schüler durch die Prüfungen lotsen können. Vor allem: erfolgreicher.

Seit Anfang November ist Veigel Automotive auch im Ipai vertreten, um seine Kompetenz auf dem Feld Künstlicher Intelligenz weiter auszubauen. 2026 möchte das Unternehmen ein KI-Tool auf den Markt bringen, das Daten aus dem neuen Fahrschulsystem noch für einen anderen Zweck zur Verfügung stellt: "Fahrschulen sind dann ein Teil der Mobilitätswende", sagt Geschäftsführer Jann Hendrik Swyter. 

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