VDI-Kongress: Damit KI für Wertschöpfung sorgt
Im Ipai Spaces dreht sich zwei Tage lang alles um die Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Industrie. Beim VDI-Kongress werden die Chancen der KI betont, aber auch die Risiken nicht verschwiegen

Wie bekommt man Künstliche Intelligenz( KI) in die praktische Anwendung? Wie kann die Technologie für echten Nutzen und Wertschöpfung in der Industrie sorgen? Das sind zwei zentrale Fragen, die der zweitägige Kongress des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Heilbronn beantworten will. Rund 180 Experten, Wissenschaftler und Praktiker sind am Mittwoch und Donnerstag im Ipai Spaces zusammengekommen, um sich auszutauschen, zu vernetzen und voneinander zu lernen.
Heilbronn sei der perfekte Ort für einen solchen Kongress, lobt VDI-Direktor Adrian Willig den Veranstaltungsort. „Heilbronn hat sich zu einem zentralen Standort für KI in Europa entwickelt“, sagt er. In Heilbronn komme KI in die Umsetzung, Zahlreiche Aussteller aus unterschiedlichen Branchen zeigen, wie sie Künstliche Intelligenz praktisch nutzen, um Produkte und Prozesse zu verbessern und zusätzliche Wertschöpfung zu ermöglichen. Denn KI müsse in der Praxis funktionieren, damit sie Nutzen stiften kann, sagt Willig. Der VDI wolle die Chancen und Möglichkeiten von KI herausstellen, nicht die Risiken. „Und wir wollen die Debatte um KI versachlichen“, betont der VDI-Direktor.
Carsten Maschmeyer: AI or bye-bye!
Diesen Ansatz verfolgen auch die Referenten am ersten Tag. Investor Carsten Maschmeyer, der krankheitsbedingt nicht nach Heilbronn kommen kann, schickt per Videogruß positive Botschaften an die Besucher und wirbt für mehr Offenheit, Mut und Flexibilität. „Wir stehen mitten in der KI-Revolution“, sagt Maschmeyer und bringt es auf die Formel: „AI or bye-bye!“. KI werde die dritte Gehirnhälfte und die dritte Hand, ist der Investor überzeugt. Die deutsche Industrie werde diese Transformation erfolgreich gestalten, wenn es gelinge, eine Symbiose aus deutscher Ingenieurskunst und moderner KI herzustellen.

Mut zur KI fordert auch Hans Uszkoreit, Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Der Informatiker veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele, was Künstliche Intelligenz leisten kann und was nicht. Für den Wissenschaftler steht fest, dass die großen Sprachmodelle (LLM) wie ChatGPT bald über das gesamte Wissen der Menschheit verfügen werden. Was jedoch nicht bedeute, dass sie dem Menschen in jedem Bereich überlegen sein werden. „KI kann nicht mit den besten Experten mithalten“, sagt Uszkoreit. Bei Allgemeinwissen habe der Mensch jedoch keine Chance gegen KI. Auch könne KI heute noch nicht selbstständig denken und planen oder flexibel auf Kundenbedürfnisse eingehen, sagt der Wissenschaftler. Allerdings würden die KI-Agenten in dieser Hinsicht immer besser.
Wenn der Chatbot den Nutzer erpresst
Uszkoreit weist auch dezidiert auf die Gefahren von KI hin. Er berichtet von Experimenten des KI-Entwicklers Anthropic, bei denen Sprachmodelle vom Nutzer abgeschaltet werden sollten. Als den Chatbots belastende Informationen über den Nutzer zur Verfügung gestellt wurden, haben sie den Nutzer damit erpresst. Und als ein vermeintliches Feuer ausbrach und der Chatbot die Brandschutztüren öffnen sollte, tat er das trotz Befehls nicht. Für Uszkoreit zeigen diese Beispiele, dass Sprachmodelle durchaus zu unethischem, eigennützigen Verhalten neigen können, wenn sie sich bedroht sehen.
Stackit setzt auf Datensouveränität

Um Bedrohung geht es auch beim Vortrag von Robin Hermann. Er ist als Geschäftsleiter bei Stackit für die Technik der Cloudlösung der Schwarz-Gruppe zuständig. Denn das Neckarsulmer Unternehmen sorgt sich um die Datensouveränität in Deutschland und Europa. Lange Zeit war die Schwarz-Gruppe komplett auf die Cloudlösungen der großen Techkonzerne wie Amazon oder Microsoft angewiesen. Deshalb reifte in Neckarsulm die Erkenntnis, mit Stackit eine eigene Cloudlösung zu entwickeln und diese auch anderen Nutzern in Deutschland und Europa anzubieten. Hermann sieht damit die Souveränität in vierfacher Form gesichert: Souveräne Daten, souveräne Technologie, politische und juristische Souveränität und wirtschaftliche Souveränität. Hermann macht zugleich deutlich, dass Stackit nur ein Teil der Lösung sein könne. „Wir brauchen Ökosysteme und Partnerschaften“, betont er.
Warum Techies und Ingenieure kooperieren sollten

Den Abschluss der Eröffnungsvorträge übernimmt Sven Körner vom Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha, das zahlreiche Verbindungen zum Ipai und der Schwarz-Gruppe hat. Er macht deutlich, wie schwierig und aufwendig das Trainieren von Sprachmodellen ist. Auch hier müsse es eine enge Zusammenarbeit von KI-Experten und Ingenieuren geben. „Als Techies haben wir keine Ahnung von der echten Welt. Wir spielen nur gerne“,. sagt Körner nur halb ironisch. „Aber ihr habt echte Probleme, die wir gemeinsam lösen können“, ruft er den versammelten Ingenieuren und Unternehmern zu.“ Um diese Zusammenarbeit anzubahnen, bietet der VDI-Kongress eine gute Gelegenheit.
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